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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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<strong>in</strong>dividuellen Kapitale. Es wird dar<strong>in</strong> aber auch die Abhängigkeit der <strong>in</strong>dividuellen Kapitale sichtbar,<br />

ihre wechselseitigen "Verschl<strong>in</strong>gungen der Metamorphosen". 396 Oder wie wir es jetzt nennen<br />

wollen: Der gesellschaftliche Charakter der kapitalistischen Produktion.<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Produktion und Zirkulation<br />

Je nach dem, welches Stadium des Kreislaufprozesses wir fokussieren, ergeben sich unterschiedliche<br />

Formen des Kreislaufs, die unterschiedliche Zusammenhänge betonen. Vom Geldkapital<br />

aus gesehen steht der Verwertungszwang über allem. Vom produktiven Kapital aus gesehen,<br />

tritt die stoffliche Abhängigkeit zu anderen Kapitalen nach vorn. Deren Produktion muß sich mit<br />

der eigenen Produktion ergänzen; ohne deren Entwicklung ist die eigene Akkumulation nicht<br />

möglich. Vom Warenkapital aus gesehen steht die Konsumtion als Bed<strong>in</strong>gung des <strong>in</strong>dividuellen<br />

wie des gesellschaftlichen Kapitalkreislaufs im Vordergrund. Gleichzeitig hat hier die Floskel, das<br />

alles mit allem zusammenhängt, e<strong>in</strong>e wirkliche Berechtigung. M. formuliert das so:<br />

"Fassen wir alle drei Formen zusammen, so ersche<strong>in</strong>en alle Voraussetzungen des Prozesses als<br />

se<strong>in</strong> Resultat, als <strong>von</strong> ihm selbst produzierte Voraussetzung. Jedes Moment ersche<strong>in</strong>t als Ausgangspunkt,<br />

Durchgangspunkt und Punkt der Rückkehr. Der Gesamtprozeß stellt sich dar als<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Produktionsprozeß und Zirkulationsprozeß; der Produktionsprozeß wird Vermittler<br />

des Zirkulationsprozesses und umgekehrt. Allen drei Kreisläufen ist geme<strong>in</strong>sam: Verwertung des<br />

Werts als bestimmender Zweck, als treibendes Motiv." 397<br />

<strong>Das</strong> Schema, das M.s struktureller Analyse des Kreislaufprozesses als Ausgangspunkt diente, ist<br />

ausgereizt; wir lassen es jetzt h<strong>in</strong>ter uns.<br />

Was wir als Stadien e<strong>in</strong>es Kreislaufs gedanklich getrennt haben, existiert stets gleichzeitig, aber<br />

nicht nur nebene<strong>in</strong>ander, sondern auch <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander. Es gibt ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen isolierten Kreislauf<br />

mit e<strong>in</strong>deutig abgrenzbarem Anfangs- und Endpunkt. Der Endpunkt des e<strong>in</strong>en ist der<br />

Anfangspungt des nächsten Prozesses der selbst wieder nur Durchgangspunkt e<strong>in</strong>es anderen<br />

Prozesses ist. <strong>Das</strong> gilt nicht nur für das gesellschaftliche Kapital als Gesamtheit der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Prozesse.<br />

Zwang zur Kont<strong>in</strong>uität<br />

Auch das <strong>in</strong>dividuelle Kapital bef<strong>in</strong>det sich jederzeit <strong>in</strong> allen drei Stadien des Kreislaufs gleichzeitig.<br />

Während produziert wird, wird auch verkauft und gekauft. Dabei überschneiden sich die<br />

Formwandlungen des e<strong>in</strong>en Kapitals mit denen aller anderen Kapitale, die über die Zirkulation<br />

im ersten oder im dritten Stadium vernetzt s<strong>in</strong>d. Und natürlich bed<strong>in</strong>gt der erfolgreiche Kreislauf<br />

des e<strong>in</strong>en Kapitals auch den Erfolg des anderen. Alle Prozesse hängen mite<strong>in</strong>ander zusammen<br />

und unterliegen geme<strong>in</strong>sam nicht nur dem Zwang zur Verwertung unter den Bed<strong>in</strong>gungen der<br />

Konkurrenz, sondern auch dem Zwang zur Kont<strong>in</strong>uität unter den Bed<strong>in</strong>gungen wechselseitiger<br />

Abhängigkeiten. 398<br />

Der Zwang zur Kont<strong>in</strong>uität ist für das Gesamtkapital unmittelbar e<strong>in</strong>leuchtend. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Gesellschaft<br />

kann gewiß e<strong>in</strong>e längere Zeit auf rosarote Luftballons und 172 Fernsehprogramme verzichten,<br />

nicht aber auf die beständige Produktion <strong>von</strong> Lebensmitteln, Heizung, Kleidung, Energie und so<br />

fort. Und das erfordert mehr als die isolierte Produktion <strong>in</strong> isolierten Sektoren.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>e selbständige Landwirtschaft. <strong>Das</strong> dort verwendete Gerät, die Energie, das Saatgut,<br />

die Transport- und Lagerleistungen und vieles mehr müssen vorhanden se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e produktive<br />

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