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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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tal" dargelegt s<strong>in</strong>d; also namentlich die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen alle<strong>in</strong> die Arbeit wertbildend<br />

ist. Und zwar s<strong>in</strong>d dies Bed<strong>in</strong>gungen, die sich durchsetzen, ohne den Beteiligten zum Bewußtse<strong>in</strong><br />

zu kommen, und die selbst erst durch mühsame theoretische Untersuchung aus der alltäglichen<br />

Praxis abstrahiert werden können, die also nach Art <strong>von</strong> Naturgesetzen wirken, wie dies<br />

<strong>Marx</strong> auch als notwendig aus der Natur der Warenproduktion folgend nachgewiesen hat. Der<br />

wichtigste und e<strong>in</strong>schneidendste Fortschritt war der Übergang zum Metallgeld, der aber auch<br />

die Folge hatte, daß nun die Wertbestimmung durch die Arbeitszeit nicht länger auf der Oberfläche<br />

des Warenaustausches sichtbar erschien. <strong>Das</strong> Geld wurde für die praktische Auffassung<br />

der entscheidende Wertmesser, und dies um so mehr, je mannigfaltiger die <strong>in</strong> den Handel<br />

kommenden Waren wurden, je mehr sie entlegnen Ländern entstammten, je weniger also die zu<br />

ihrer Herstellung nötige Arbeitszeit sich kontrollieren ließ. Kam doch das Geld anfänglich selbst<br />

meist aus der Fremde; auch als Edelmetall im Lande gewonnen wurde, war der Bauer und<br />

Handwerker teils nicht imstande, die darauf verwandte Arbeit annähernd abzuschätzen, teils<br />

war ihm selbst schon das Bewußtse<strong>in</strong> <strong>von</strong> der wertmessenden Eigenschaft der Arbeit durch die<br />

Gewohnheit des Geldrechnens ziemlich verdunkelt; das Geld begann <strong>in</strong> der Volksvorstellung den<br />

absoluten Wert zu repräsentieren.<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: <br />

Aus: <strong>Das</strong> Kapital. Bd.1 (MEW 23, S.85 ff.)<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Ware sche<strong>in</strong>t auf den ersten Blick e<strong>in</strong> selbstverständliches, triviales D<strong>in</strong>g. Ihre Analyse ergibt,<br />

daß sie e<strong>in</strong> sehr vertracktes D<strong>in</strong>g ist, voll metaphysischer Spitzf<strong>in</strong>digkeit und theologischer Mucken.<br />

Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt<br />

betrachte, daß sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder<br />

diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist s<strong>in</strong>nenklar, daß der<br />

Mensch durch se<strong>in</strong>e Tätigkeit die Formen der Naturstoffe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ihm nützlichen Weise verändert.<br />

Die Form des Holzes z.B. wird verändert, wenn man aus ihm e<strong>in</strong>en Tisch macht. Nichtsdestoweniger<br />

bleibt der Tisch Holz, e<strong>in</strong> ord<strong>in</strong>äres s<strong>in</strong>nliches D<strong>in</strong>g. Aber sobald er als Ware auftritt,<br />

verwandelt er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nlich übers<strong>in</strong>nliches D<strong>in</strong>g. Er steht nicht nur mit se<strong>in</strong>en Füßen auf<br />

dem Boden, sondern er stellt sich allen andren Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt<br />

aus se<strong>in</strong>em Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne.<br />

532<br />

Der mystische Charakter der Ware entspr<strong>in</strong>gt also nicht aus ihrem Gebrauchswert. Er entspr<strong>in</strong>gt<br />

ebensowenig aus dem Inhalt der Wertbestimmungen. Denn erstens, wie verschieden die nützlichen<br />

Arbeiten oder produktiven Tätigkeiten se<strong>in</strong> mögen, es ist e<strong>in</strong>e physiologische Wahrheit,<br />

daß sie Funktionen des menschlichen Organismus s<strong>in</strong>d und daß jede solche Funktion, welches<br />

immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung <strong>von</strong> menschlichem Hirn, Nerv, Muskel,<br />

S<strong>in</strong>nesorgan usw. ist. Was zweitens der Bestimmung der Wertgröße zugrunde liegt, die Zeitdauer<br />

jener Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar s<strong>in</strong>nfällig <strong>von</strong> der<br />

Qualität der Arbeit unterscheidbar. In allen Zuständen mußte die Arbeitszeit, welche die Produktion<br />

der Lebensmittel kostet, den Menschen <strong>in</strong>teressieren, obgleich nicht gleichmäßig auf verschiedenen<br />

Entwicklungsstufen. Endlich, sobald die Menschen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise füre<strong>in</strong>ander<br />

arbeiten, erhält ihre Arbeit auch e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Form.<br />

Woher entspr<strong>in</strong>gt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt?<br />

Offenbar aus dieser Form selbst. Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die<br />

sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung<br />

menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Ar-<br />

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