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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Wert <strong>in</strong> der entwickelten Geldwirtschaft e<strong>in</strong>e doppelte Bewegung: E<strong>in</strong>mal die Bildung des Preises<br />

als Wertausdruck für die Ware. Dann aber auch die Festlegung des Geldwerts selbst. Der ist<br />

ja nicht mit dem Nom<strong>in</strong>alwert identisch, der auf der Münze steht. Was man für den Nom<strong>in</strong>alwert<br />

e<strong>in</strong>er Münze an Waren bekommt, hängt sowohl <strong>von</strong> der Wertbewegung der Waren ab, die<br />

durch Produktivität und Angebotsmenge bestimmt werden und sich im Preis spiegeln. <strong>Das</strong> hängt<br />

aber auch vom Wert des Geldes ab.<br />

Zwischenfrage 38: Wenn die Welt des Kapitals e<strong>in</strong>e Welt der Waren und Preise ist: Warum nicht mit e<strong>in</strong>er<br />

Preistheorie <strong>in</strong> die Sache e<strong>in</strong>steigen (S.192)<br />

Diese Dopplung der Preisbewegung ist e<strong>in</strong> weiterer Punkt, der die Preisbildung und damit das<br />

Geld so geheimnisvoll macht. Was Wunder, wenn Geld-Preis-Theorien <strong>in</strong> der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft<br />

<strong>von</strong> zentraler Bedeutung s<strong>in</strong>d; jeder Unternehmer muß wissen, was er für<br />

se<strong>in</strong>e Waren bekommt und was das Geld, das er bekommt, wirklich wert ist. Warum sich <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang auch e<strong>in</strong>e Reihe namhafter marxistische Theoretiker mit dem sogenannten<br />

Transformationsproblem seit mehr als 100 Jahren <strong>in</strong> Aufregung versetzen lassen und sich gegenseitig<br />

<strong>in</strong> Aufregung versetzen, ist e<strong>in</strong>e andere Sache. 162<br />

Geld und Schatzbildung<br />

Wir haben oben bereits die zentralen Funktionen des Geldes <strong>in</strong> der Warenproduktion kennengelernt:<br />

Geld als Maßstab des Werts und der Preise und als Zirkulationsmittel. M. unterscheidet da<strong>von</strong><br />

weitere Funktionen des Geldes, die große Bedeutung für den Übergang zur kapitalistischen<br />

Produktionsweise haben.<br />

Geld als Schatzbildung ist uns bestens bekannt, wenn auch kaum aus eigener Erfahrung. Sagenhafte<br />

Schätze <strong>in</strong> Märchen und Legenden. Kauzige Geizhälse mit Truhen voller Gold unter<br />

dem Bett. Dagobert als Money-Diver. Verschwenderische Sonnenkönige und Ölscheichs mit<br />

mehr Geld als Verstand. Milliardäre mit Privatjets und Luxusschiffen und Palästen überall, wo es<br />

uns auch gefallen würde. (Und mit mehr schwarzen Flecken auf dem weißen Hemd als e<strong>in</strong> Zebra<br />

auf se<strong>in</strong>em Fell.) Kronjuwelen <strong>in</strong> Schatzkammern für die zahlenden Touristen und Gold- und Devisenreserven<br />

der Staatsbanken für den wirtschaftspolitischen Kampfe<strong>in</strong>satz. Es versteht sich,<br />

dass diese verschiedenen Formen der Schatzbildung, anders als <strong>in</strong> zeitlosen Legenden, nur unter<br />

bestimmten historischen Voraussetzungen auftreten. Und Voraussetzung ist die entwickelte<br />

Geldwirtschaft.<br />

Erst mit der Geldwirtschaft werden die Grenzen überwunden, die <strong>in</strong> der Naturalwirtschaft der<br />

Reichtumsbildung entgegenstehen. 163 Erst mit dem Geld sche<strong>in</strong>t dem Reichtum ke<strong>in</strong>e Grenze<br />

gesetzt. Die Steigerung der Produktivität wird zu e<strong>in</strong>em eigenen Ziel: Produktion, um zu verkaufen.<br />

Verkaufen, um Geld zu erhalten. Noch mehr Produktion, um noch mehr Geld zu bekommen.<br />

164<br />

Was sich historisch über Jahrtausende so mühsam entwickelt, <strong>in</strong> den verschiedenen Regionen<br />

der Welt zu ganz unterschiedlichen Zeiten und auf ganz verschiedenem Niveau, ist <strong>in</strong> struktureller<br />

H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>fach: Wir kommen wieder auf die mit der Geldwirtschaft entwickelte Austauschform<br />

zurück: Wo der geldvermittelte Austausch dom<strong>in</strong>iert, ist auch die zeitlich ause<strong>in</strong>anderfallende<br />

Form "Ware gegen Geld" (W-G) und "Geld gegen Ware" (G-W) möglich. Was h<strong>in</strong>dert daran,<br />

das Geld so lange als möglich <strong>in</strong> der Hand zu halten und den Bestand an Geld zu vermehren?<br />

Nichts h<strong>in</strong>dert daran, weil die entwickelte Warenproduktion bereits e<strong>in</strong> ausreichendes<br />

Mehrprodukt abwirft, so dass zum<strong>in</strong>dest für e<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> der Bevölkerung ke<strong>in</strong>erlei Zwang besteht,<br />

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