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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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schon aus der Diskussion des relativen Mehrwerts bekannte fortdauernde Freisetzung und B<strong>in</strong>dung<br />

<strong>von</strong> Arbeitskraft. <strong>Das</strong> betrifft aber vor allem auch die Erneuerung des fixen Kapitals.<br />

Die Bewältigung solcher Störungen kann nur funktionieren, wenn zu jedem Zeitpunkt für die<br />

beteiligten Kapitale e<strong>in</strong>e genügende Menge an Geldkapital verfügbar ist. Zu sagen, das Kapital<br />

stellen eben die Banken zur Verfügung, qualifiziert zur <strong>Teil</strong>nahme an Talkshows. Es klärt aber<br />

nicht die Frage, wie die Banken an das frei verfügbare Geldkapital gekommen s<strong>in</strong>d. Genau darum<br />

geht es jetzt. Wir wollen herausf<strong>in</strong>den, woher das Geld für das Kreditsystem stammt und<br />

welche Rolle die Kapitalfixierung im doppelten S<strong>in</strong>ne dabei spielt: E<strong>in</strong>mal als Quelle <strong>von</strong> frei verfügbarem<br />

Geld, zum andern als Quelle für die Nachfrage nach Kredit. 435<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Quelle des frei verfügbaren Geldes haben wir bereits im Akkumulationsprozess gefunden.<br />

Wir er<strong>in</strong>nern uns. Dort war es der zurückfließende <strong>Teil</strong> des Mehrwerts, der nicht sofort re<strong>in</strong>vestiert<br />

wird, sondern Rücklagen bildet. Und es war natürlich der <strong>in</strong> das Privatvermögen der Kapitalisten<br />

fließende <strong>Teil</strong> des Mehrwerts, der die <strong>in</strong>dividuellen Konsumtionsbedürfnisse übersteigt und<br />

ebenfalls das Kreditsystem speist.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> zweite Quelle f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der Ökonomie der Umschlagszeit. Deren Verkürzung, ob durch<br />

Verkürzung der Produktionszeit oder der Zirkulationszeit, ist nicht nur wichtige Verwertungsreserve.<br />

Die Verkürzung der Umschlagszeit m<strong>in</strong>dert den benötigten Kapitalvorschuß und setzt<br />

zeitweilig disponibles Geldkapital im Verwertungsprozess des <strong>in</strong>dividuellen Kapitals frei. 436 Dieselbe<br />

Wirkung haben s<strong>in</strong>kende Preise für Masch<strong>in</strong>en und Rohstoffe, s<strong>in</strong>kende Löhne, s<strong>in</strong>kende<br />

Unternehmenssteuern oder reduzierte Sozialleistungen der Unternehmen.<br />

Jetzt f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der Verwertung des fixen Kapitals e<strong>in</strong>e weitere Quelle. Es ist das regelmäßig<br />

sich ansammelnde Geld, das aus der Verwertung des fixen Kapitals fortlaufend "niedertropft".<br />

437 <strong>Das</strong> fixe Kapital wird <strong>in</strong> großen Wertmengen erworben; im Umfang se<strong>in</strong>er produktiven<br />

Nutzung fließt der Wert über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum als Geld zurück und stellt, bis zur Erneuerung<br />

des fixen Kapitals, ebenfalls disponibles Geldkapital dar. 438<br />

M. behandelt das, se<strong>in</strong>em Plan für das "Kapital" folgend, auch hier wie an anderen Stellen wild<br />

entschlossen als re<strong>in</strong>e Schatzbildung "ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde<br />

Kreditsystem". 439 Er tut so, als werde lediglich das aus der Verwertung des fixen Kapitals zurückfließende<br />

Geld "<strong>in</strong> denselben Kasten geworfen". Doch wir wissen längst, dass die Ansammlung<br />

<strong>von</strong> Geldkapital nicht e<strong>in</strong>fach im Kasten liegen bleibt.<br />

Aus welcher der genannten Quellen das Geld auch immer stammt: Im Schatzkästle<strong>in</strong> ist es nur<br />

virtuelles Geldkapital, "absolut unproduktiv, läuft dem Produktionsprozeß <strong>in</strong> dieser Form parallel,<br />

liegt aber außerhalb desselben. Es ist e<strong>in</strong> Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Produktion.<br />

Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehrwert sowohl zum<br />

Profit wie zur Revenue (= E<strong>in</strong>künfte; E<strong>in</strong>nahmen) brauchbar zu machen, f<strong>in</strong>det im Kreditsystem<br />

und <strong>in</strong> den 'Papierchens' das Ziel ihres Strebens. <strong>Das</strong> Geldkapital erhält dadurch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er andern<br />

Form den enormsten E<strong>in</strong>fluß auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen<br />

Produktionssystems." 440<br />

Was M. "die Sucht sowohl zum Profit wie zur Revenue (= E<strong>in</strong>künfte; E<strong>in</strong>nahmen)" nennt, nennen<br />

wir Verwertungszwang. Er macht aus dem Bleigewicht der Produktion das kapitalistische<br />

Kreditsystem. M. weiß das genausogut wie wir und kommt nicht umh<strong>in</strong>, das auch im 2. Band<br />

schon deutlich zu sagen, auch wenn uns die Kategorie des z<strong>in</strong>stragenden Kapitals offiziell noch<br />

gar nicht vorgestellt wurde. Was sich <strong>in</strong> den Verwertungsprozessen der e<strong>in</strong>zelnen Kapitale zu jedem<br />

Zeitpunkt als Geldkapital ansammelt, ist Ausgangspunkt und Lebensgrundlage des Kreditsystems:<br />

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