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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Jenny seit ihrer Jugendzeit für soziale und politische Zeitfragen. Als sie schließlich 1843 gegen<br />

den Widerstand <strong>von</strong> Jennys Familie heiraten, beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> hartes Leben, angefüllt mit politischer<br />

Verfolgung und materiellen Entbehrungen.<br />

Jenny <strong>Marx</strong> br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> den Jahren 1844 bis 1857 sieben K<strong>in</strong>der zur Welt und muß den frühen Tod<br />

<strong>von</strong> vier ihrer K<strong>in</strong>der erleiden. Besonders der Tod ihres Sohnes Edgar 1855 im Alter <strong>von</strong> acht Jahren<br />

stürzt sie <strong>in</strong> schwere Depressionen. Sie erkrankt 1860 an den Pocken. 1867 wird bei Jenny<br />

<strong>Marx</strong> e<strong>in</strong>e Krebserkrankung diagnostiziert. Nach jahrelangem Leiden stirbt sie 1881 im Alter <strong>von</strong><br />

67 Jahren <strong>in</strong> London.<br />

Über verschiedene Stationen des Exils folgt Jenny dem Gatten mit vier K<strong>in</strong>dern 1850 nach London,<br />

wo sie bis 1856 unter ärmlichen Bed<strong>in</strong>gungen praktisch nur <strong>von</strong> den Zuwendungen des<br />

Freundes Friedrich Engels leben, der selbst zu diesem Zeitpunkt nur über ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>künfte verfügt.<br />

Erst durch e<strong>in</strong>e Erbschaft Jennys 1856 und durch M.s Honorare als Journalist verbessern<br />

sich auch die Wohn- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen der Familie <strong>Marx</strong>. 526 Jenny kommentiert das sarkastisch<br />

als ihren gradl<strong>in</strong>igen Weg <strong>in</strong> die Bürgerlichkeit.<br />

Jenny <strong>Marx</strong> kann als e<strong>in</strong>er der wenigen Menschen M.s Handschrift entziffern und erstellt für ihren<br />

Mann Re<strong>in</strong>schriften se<strong>in</strong>er zahlreichen Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Allen Zeugnissen<br />

zufolge hat sie nicht nur abgeschrieben, sondern auch mit ihren kritischen Anmerkungen<br />

eigenen Anteil genommen. Sie erledigt e<strong>in</strong>en großen <strong>Teil</strong> der Korrespondenz mit Verlegern und<br />

politischen Gefährten, vor allem mit denen, die M. nicht leiden kann - und deren Zahl ist groß.<br />

In diesen Jahren bezeichnet sich Jenny den Freunden gegenüber häufig als M.s "Sekretär". Wir<br />

dürfen wohl annehmen, dass dar<strong>in</strong> nicht nur Stolz auf diese Arbeit, sondern auch e<strong>in</strong> bitterer<br />

Unterton mitschw<strong>in</strong>gt, der nicht nur dem egozentrischen Gatten gilt, sondern auch den gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen, die Frauen nur wenig Entfaltung ließen.<br />

<strong>Das</strong> Leben als M.s Ehefrau war ganz sicher alles andere als e<strong>in</strong>fach. Dennoch hat sie trotz aller<br />

Entbehrungen und Belastungen zum<strong>in</strong>dest nicht an M.s großer Begabung gezweifelt. Damit erweist<br />

sie sich als deutlich klüger als die meisten der <strong>in</strong>tellektuellen Zeitgenossen. <strong>Das</strong>s trotz dieser<br />

Begabung der Familie daraus ke<strong>in</strong> zuverlässiges E<strong>in</strong>kommen erwuchs, war nicht M. anzulasten.<br />

Er hätte wohl nicht gezögert, e<strong>in</strong>e gut dotierte Professorenstelle an e<strong>in</strong>er Universität zu<br />

übernehmen. Wenn man ihm jemals e<strong>in</strong>e angeboten hätte.<br />

M. war sich der Opfer und Leiden bewußt, die Jenny für ihre Liebe zu e<strong>in</strong>em cholerischen und<br />

egozentrischen Genie ertragen mußte. Bevor se<strong>in</strong>e Tochter Laura den französischen Sozialisten<br />

Paul Lafargue heiratete, kehrte M. den besorgten Vater heraus, drückt damit aber auch die eigenen<br />

Schuldgefühle aus. Er schreibt:<br />

"Vor der endgültigen Regelung Ihrer Beziehungen zu Laura muß ich völlige Klarheit über ihre<br />

ökonomischen Verhältnisse haben" und fährt dann fort: "Sie wissen, dass ich me<strong>in</strong> ganzes Vermögen<br />

dem revolutionären Kampf geopfert habe. Ich bedaure es nicht. Im Gegenteil. Wenn ich<br />

me<strong>in</strong> Leben noch e<strong>in</strong>mal beg<strong>in</strong>nen müßte, ich täte dasselbe. Nur würde ich nicht heiraten. Soweit<br />

es <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Macht steht, will ich me<strong>in</strong>e Tochter vor den Klippen bewahren, an denen das<br />

Leben ihrer Mutter zerschellt ist." 527<br />

William Petty (1623-1687)<br />

Der Ökonom William Petty, den M. wiederholt für die Kühnheit se<strong>in</strong>er Gedanken lobt, war im<br />

bürgerlichen Leben e<strong>in</strong> ebenso kühner Abenteurer, der vom e<strong>in</strong>fachen Schmuggel über die<br />

normale Piraterie bis zum organisierten Landraub <strong>in</strong> Irland so ziemlich jedes e<strong>in</strong>trägliche Geschäft<br />

se<strong>in</strong>er Zeit betrieben hat. Im Unterschied zu anderen verfügte er auch über die politische<br />

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