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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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"Es ist e<strong>in</strong>e beständig wechselnde Verteilung des <strong>in</strong> der Gesellschaft existierenden Schatzes, der<br />

abwechselnd als Zirkulationsmittel fungiert, und dann wieder als Schatz aus der Masse des zirkulierenden<br />

Geldes abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche der Entwicklung<br />

der großen Industrie und der kapitalistischen Produktion notwendig parallel geht, fungiert<br />

dies Geld nicht als Schatz, sondern als Kapital, aber <strong>in</strong> der Hand nicht se<strong>in</strong>es Eigentümers,<br />

sondern andrer Kapitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist." 441<br />

Die Nutzung des sich ansammelnden Geldkapitals "<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er andern Form", <strong>von</strong> der M. oben<br />

spricht, verwandelt das Bleigewicht der kapitalistischen Produktion <strong>in</strong> das Kreditsystem: Daraus<br />

wird Kredit, der <strong>von</strong> der tatsächlichen Schatzbildung im eigenen Verwertungsprozess unabhängig<br />

macht. Daraus werden Investments, Geldanlagen, die <strong>von</strong> M. erwähnten Papierchens, mit<br />

denen man den eigenen Schatz aus dem Kasten befreit und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend anlegt. 442 Weil der<br />

Verwertungszwang für alle gilt, wird aus dem Geldkapital, das aus dem Zirkulationsprozess der<br />

vielen Kapitale beständig ausgeschieden wird, die allgeme<strong>in</strong>e Quelle, die jedes Kapital bei Bedarf<br />

und per Kredit mit Geldkapital versorgt.<br />

Kapitalfixierung und Kredit<br />

Sobald wir die Kapitalfixierung <strong>in</strong> unsere Analyse e<strong>in</strong>beziehen, lösen wir uns <strong>von</strong> der Vorstellung<br />

e<strong>in</strong>er mehr oder weniger gleichförmigen Zirkulation des Geldkapitals, die unserer Analyse bisher<br />

noch zugrunde lag. Verwertung und Akkumulation s<strong>in</strong>d bei gegebener Kapitalfixierung nicht<br />

mehr als paralleler und stetiger Prozess vorstellbar. Diskont<strong>in</strong>uierliche Bewegungen s<strong>in</strong>d untrennbar<br />

damit verbunden und sie entspr<strong>in</strong>gen dem fixen Kapital.<br />

<strong>Das</strong> Kapital, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen stofflich fixiert ist, wird nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag erworben,<br />

sondern wächst im Zuge der Akkumulation. Es muß auch nicht auf e<strong>in</strong>en Schlag vollständig<br />

ersetzt werden. Im begrenzten Umfang werden die Produktionsmittel durch Wartung und Reparatur<br />

wertmäßig beständig erneuert. 443 Auch hat das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen angelegte fixe Kapital<br />

ke<strong>in</strong>eswegs immer dieselbe Umschlagsdauer, so dass sich im Unternehmen unterschiedliche<br />

Investitionszyklen mit jeweils eigenem F<strong>in</strong>anzierungsbedarf herausbilden. 444<br />

<strong>Das</strong> alles ändert aber nichts an den zyklischen Besonderheiten, die das fixe Kapital <strong>in</strong> die Verwertung<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt, und an der Notwendigkeit, <strong>in</strong> periodischen Abständen größere Geldmittel für<br />

Produktionsmittel zu <strong>in</strong>vestieren, um auch nur den aktuellen Stand zu erhalten. 445 Man kauft<br />

ke<strong>in</strong>en halben Hochofen oder e<strong>in</strong> halbes Schiff und man baut ke<strong>in</strong>e halbe Montagefabrik. Und<br />

wenn man an e<strong>in</strong>em Ende se<strong>in</strong>es Produktionsprozesses mit der Modernisierung der Produktionsmittel<br />

beg<strong>in</strong>nt, muß man eher früher als später auch den Rest <strong>in</strong> die Modernisierung e<strong>in</strong>beziehen,<br />

um den vollen Nutzen daraus zu ziehen.<br />

Die Kapitalfixierung br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Diskont<strong>in</strong>uität im Geldfluß hervor, die mit der geforderten Kont<strong>in</strong>uität<br />

des Produktionsprozesses auf <strong>in</strong>dividueller wie gesellschaftlicher Ebene im Konflikt<br />

steht. 446 Sehen wir uns die auffälligen Konfliktpunkte näher an.<br />

Erstens: Die wachsende Rolle des fixen Kapitals sorgt dafür, dass e<strong>in</strong>e Erweiterung der Produktion<br />

nurmehr <strong>in</strong> bestimmten Quanten möglich ist und ebenfalls vorheriges Ansammeln <strong>von</strong> Geld<br />

als "latentes Kapital" erfordert. 447 Die Geldakkumulation begleitet den Verwertungsprozess des<br />

fixen Kapitals und ist Voraussetzung se<strong>in</strong>er Erneuerung oder Erweiterung. Damit ist aber auch<br />

die Erweiterung des Gesamtkapitals abhängig <strong>von</strong> der Erweiterung des Kapitals mit höchster<br />

Kapitalfixierung, die wir dort f<strong>in</strong>den, wo die Produktionsmittel produziert werden.<br />

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