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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Angeboten und Alternativangeboten e<strong>in</strong>. Da wird gerechnet und kalkuliert. Da wird am Telefon oder beim Meet<strong>in</strong>g<br />

um jeden Euro gefeilscht. Auf der Verkäuferseite beteiligt man sich an Ausschreibungen und kalkuliert se<strong>in</strong>e<br />

Angebote mit Blick auf den Konkurrenten. Man treibt großen Aufwand, um die speziellen Vorzüge der eigenen<br />

Produkte den Kauf<strong>in</strong>teressenten auf Messen und anderen Präsentationen nahe zu br<strong>in</strong>gen, um Kontakte zu knüpfen<br />

und zu pflegen. Vieles <strong>von</strong> dem läuft immer noch über die alte 4-Augen-Taktik und die persönlichen Beziehungen.<br />

Nicht obwohl, sondern weil es dabei vielleicht um Masch<strong>in</strong>en geht, die Millionen kosten, und nicht bloß<br />

um e<strong>in</strong> Fäßchen Bier und e<strong>in</strong>en geräucherten Schwe<strong>in</strong>eschenkel.<br />

147 Nur wegen dieser regionalen Unterschiede <strong>in</strong> der Produktivität ist es dem Handel möglich, durch Transport<br />

der Waren auf weniger produktive Märkte e<strong>in</strong>en Handelsgew<strong>in</strong>n zu realisieren (und die irrige Auffassung zu stützen,<br />

aller Gew<strong>in</strong>n entspr<strong>in</strong>ge dem Handel). In dieser Funktion wird der Handel natürlich ebenfalls zu e<strong>in</strong>em wichtigen<br />

Faktor bei der Durchsetzung des Wertgesetzes, <strong>in</strong>dem die regionalen Unterschiede der Produktivität durch<br />

Übernahme produktiverer Verfahren und durch Neuverteilung der gesellschaftlichen Arbeit stetig ausgeglichen<br />

werden.<br />

148 S. Fußnote 152<br />

149 Hier wird auch klar: Für Produzenten, die e<strong>in</strong> unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt liegendes Quantum<br />

an Arbeitszeit pro Ware aufwenden, läßt sich e<strong>in</strong> "Extraprofit" erzielen. <strong>Das</strong> wird uns <strong>in</strong> Bezug auf den gegenwärtigen<br />

Kapitalismus noch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen.<br />

150 Deshalb werden <strong>in</strong> der Betriebswirtschaftslehre die subjektiven Faktoren der Preisbildung <strong>in</strong> den Vordergrund<br />

gestellt und umfassend erforscht. Denn es geht darum, dem e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen zum größten wirtschaftlichen<br />

Erfolg zu verhelfen. Und Erfolg ist an Verkauf zu möglichst hohen Preisen gebunden. Mit dieser Ausrichtung<br />

ist es nur vernünftig, auf alle werttheoretischen Überlegungen zu verzichten.<br />

151 "Der Witz der bürgerlichen Gesellschaft besteht je eben dar<strong>in</strong>, daß a priori ke<strong>in</strong>e bewußte gesellschaftliche<br />

Regelung der Produktion stattf<strong>in</strong>det. <strong>Das</strong> Vernünftige und Naturnotwendige setzt sich nur als bl<strong>in</strong>dwirkender<br />

Durchschnitt durch." (MEW 23, S.117)<br />

152 "Die Wertgröße der Ware drückt also e<strong>in</strong> notwendiges, ihrem Bildungsprozeß immanentes Verhältnis zur gesellschaftlichen<br />

Arbeitszeit aus. Mit der Verwandlung der Wertgröße <strong>in</strong> Preis ersche<strong>in</strong>t dies notwendige Verhältnis<br />

als Austauschverhältnis e<strong>in</strong>er Ware mit der außer ihr existierenden Geldware. In diesem Verhältnis kann sich aber<br />

ebensowohl die Wertgröße der Ware ausdrücken, als das Mehr oder M<strong>in</strong>der, wor<strong>in</strong> sie unter gegebnen Umständen<br />

veräußerlich ist. Die Möglichkeit quantitativer Inkongruenz zwischen Preis und Wertgröße, oder der Abweichung<br />

des Preises <strong>von</strong> der Wertgröße, liegt also <strong>in</strong> der Preisform selbst. Es ist dies ke<strong>in</strong> Mangel dieser Form, sondern<br />

macht sie umgekehrt zur adäquaten Form e<strong>in</strong>er Produktionsweise, wor<strong>in</strong> sich die Regel nur als bl<strong>in</strong>dwirkendes<br />

Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann." (MEW 23, S.117)<br />

153 M. greift hier auf e<strong>in</strong> Zitat aus se<strong>in</strong>er früheren Arbeit "Zur Kritik der politischen Ökonomie" <strong>von</strong> 1858/59 zu-<br />

rück:<br />

"<strong>Das</strong> Überspr<strong>in</strong>gen des Warenwerts aus dem Warenleib <strong>in</strong> den Goldleib ist, wie ich es anderswo bezeichnet, der<br />

Salto mortale der Ware. Mißl<strong>in</strong>gt er, so ist zwar nicht die Ware geprellt, wohl aber der Warenbesitzer. Die gesellschaftliche<br />

<strong>Teil</strong>ung der Arbeit macht se<strong>in</strong>e Arbeit ebenso e<strong>in</strong>seitig als se<strong>in</strong>e Bedürfnisse vielseitig. Ebendeswegen<br />

dient ihm se<strong>in</strong> Produkt nur als Tauschwert. Allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftlich gültige Äquivalentform erhält es aber nur<br />

im Geld, und das Geld bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> fremder Tasche. Um es herauszuziehn, muß die Ware vor allem Gebrauchswert<br />

für den Geldbesitzer se<strong>in</strong>, die auf sie verausgabte Arbeit also <strong>in</strong> gesellschaftlich nützlicher Form verausgabt<br />

se<strong>in</strong> oder sich als Glied der gesellschaftlichen <strong>Teil</strong>ung der Arbeit bewähren. Aber die <strong>Teil</strong>ung der Arbeit<br />

ist e<strong>in</strong> naturwüchsiger Produktionsorganismus, dessen Fäden h<strong>in</strong>ter dem Rücken der Warenproduzenten gewebt<br />

wurden und sich fortweben. Vielleicht ist die Ware Produkt e<strong>in</strong>er neuen Arbeitsweise, die e<strong>in</strong> neu aufgekommenes<br />

Bedürfnis zu befriedigen vorgibt oder auf eigne Faust e<strong>in</strong> Bedürfnis erst hervorrufen will. Gestern noch e<strong>in</strong>e<br />

Funktion unter den vielen Funktionen e<strong>in</strong>es und desselben Warenproduzenten, reißt sich e<strong>in</strong>e besondre Arbeitsverrichtung<br />

heute vielleicht los <strong>von</strong> diesem Zusammenhang, verselbständigt sich und schickt ebendeswegen ihr<br />

<strong>Teil</strong>produkt als selbständige Ware zu Markt. Die Umstände mögen reif oder unreif se<strong>in</strong> für diesen Scheidungsprozeß.<br />

<strong>Das</strong> Produkt befriedigt heute e<strong>in</strong> gesellschaftliches Bedürfnis. Morgen wird es vielleicht ganz oder teilweise<br />

<strong>von</strong> e<strong>in</strong>er ähnlichen Produktenart aus se<strong>in</strong>em Platze verdrängt." (MEW 23, S.120f)<br />

154 Hier f<strong>in</strong>den wir den Ansatzpunkt e<strong>in</strong>er historisch schon im Mittelalter tatsächlich stattf<strong>in</strong>denden Differenzierung<br />

<strong>in</strong> "große" und "kle<strong>in</strong>e" Produzenten. Bei der Diskussion des relativen Mehrwerts wird uns dieser Mecha-<br />

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