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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Erweiterte Reproduktion und Rückkopplungen<br />

Die Komplexität der wirklichen, nämlich erweiterten Reproduktion wird bereits sichtbar, wenn<br />

wir die Rückkopplungen zwischen Abteilung 1 und Abteilung 2 beachten. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d nämlich genau<br />

die durch Abhängigkeiten zwischen Abteilung 1 und 2 ausgelösten Bewegungen, die den<br />

zyklischen Verlauf der Gesamtbewegung zusätzlich prägen. Sehen wir uns e<strong>in</strong> modelliertes Beispiel<br />

solcher Rückkopplungen an:<br />

In der erweiterten Reproduktion wird <strong>in</strong> beiden Abteilungen e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> des Mehrwerts als produktives<br />

Kapital re<strong>in</strong>vestiert. Diese Akkumulation verstärkt die Nachfrage <strong>von</strong> Waren aus Abteilung <strong>1.</strong><br />

Es ist klar, dass die Akkumulation des Mehrwerts <strong>in</strong> beiden Abteilungen nur <strong>in</strong> dem Maße möglich<br />

ist, wie <strong>in</strong> Abteilung 1 die dafür notwendigen Produktionsmittel bereitgestellt werden. Abteilung<br />

1 muß vorauseilen, bevor e<strong>in</strong>e Produktion <strong>in</strong> Abteilung 1 oder 2 überhaupt erneuert<br />

oder ausgeweitet werden kann.<br />

Da e<strong>in</strong> stets wachsender <strong>Teil</strong> der Produktionsmittel als fixes Kapital <strong>in</strong>vestiert wird, führt se<strong>in</strong>e<br />

zyklische Ersetzung zu e<strong>in</strong>er stoßweisen Nachfrage, die <strong>in</strong> Abteilung 1 zu gesteigerter Produktion<br />

führt. Die Nachfrage wird um so wirksamer, wenn es sich nicht nur um die normale Ersetzung<br />

fixen Kapitals, sondern <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er tieferen Wertrevolution um zusätzliche Nachfrage<br />

handelt. 482<br />

Die Produktionssteigerung <strong>in</strong> Abteilung 1 steigert die Nachfrage nach Arbeitskräften, deren<br />

Löhne ebenfalls steigen. Wir bef<strong>in</strong>den uns für Abteilung 1 <strong>in</strong> der Phase extensiver Akkumulation.<br />

<strong>Das</strong> regt die Nachfrage <strong>in</strong> Abteilung 2 weiter an, die <strong>in</strong> Erwartung besserer Geschäfte die Produktion<br />

auszuweiten beg<strong>in</strong>nt und ebenfalls extensiv akkumuliert. Daraus folgt weiter wachsende<br />

Nachfrage für Abteilung 1 nach neuen Produktionsmitteln. Jetzt kommt es auch zu Neue<strong>in</strong>stellungen<br />

<strong>in</strong> Abteilung 2 mit e<strong>in</strong>em weiteren Impuls für die Nachfrage nach Konsumwaren.<br />

Wir haben es an diesem Punkt des Modells schon mit e<strong>in</strong>em sich selbst anfeuernden Prozess zu<br />

tun, <strong>in</strong> dem viele E<strong>in</strong>zelkapitale sche<strong>in</strong>bar nach demselben Plan mit demselben Ziel handeln, wobei<br />

allerd<strong>in</strong>gs jedem Akteur der Überblick fehlt, was tatsächlich im Ganzen passiert. 483<br />

Im weiteren Verlauf normalisiert sich das Geschäft <strong>in</strong> Abteilung 1 und man wechselt <strong>in</strong> die Phase<br />

<strong>in</strong>tensiver Akkumulation über, um herauszuholen, was möglich ist. <strong>Das</strong> geht vielleicht e<strong>in</strong> paar<br />

Jahre gut, bis die Nachfrage nach Produktionsmitteln spürbar abs<strong>in</strong>kt. 484 In Abteilung 1 treten<br />

die ersten Stockungen auf: Unverkäufliche Waren und sich leerende Auftragsbücher leiten dort<br />

die Krise und den Stillstand der Akkumulation e<strong>in</strong>. Große Mengen an fixem Kapital welken <strong>in</strong><br />

Abteilung 1 dah<strong>in</strong>. Entlassungen übertragen die Krise durch weiteren Rückgang der Konsumnachfrage<br />

direkt auf die Abteilung 2, <strong>in</strong> der bislang alles noch sche<strong>in</strong>bar freundlich aussieht.<br />

Doch jetzt geht man mit Verzögerung auch <strong>in</strong> Abteilung 2 <strong>von</strong> der extensiven <strong>in</strong> die Phase der<br />

<strong>in</strong>tensiven Akkumulation über. Sobald Auftragsrückgang und erste Warenstockungen spürbar<br />

werden, sollen Entlassungen und Reduzierung der Produktion die Probleme für die betroffenen<br />

Kapitale entschärfen. Tatsächlich verstärken sie über den weiteren Nachfragerückgang die Verwertungsprobleme<br />

im Ganzen. Überproduktion und Überkapazitäten und e<strong>in</strong> starker Rückkgang<br />

der Akkumulation, vielleicht sogar Stillstand oder Rückschritt, s<strong>in</strong>d unvermeidbar, auch wenn<br />

staatliche Konjunkturprogramme den Rückgang vielleicht m<strong>in</strong>dern.<br />

Wir können <strong>in</strong> unser Modell jetzt noch den Kredit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>nehmen, der neben der schwankenden<br />

Nachfrage e<strong>in</strong> wichtiger Weg ist, auf dem sich Verwertungsprobleme zwischen den Abteilungen,<br />

aber auch <strong>in</strong>nerhalb der Abteilungen auf die verschiedenen Sektoren der Produktion übertragen.<br />

In der Aufschwungphase stimuliert das frei verfügbare Kreditgeld nicht nur den be-<br />

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