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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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arbeiten: Was den Webern zunächst nützlich erschienen se<strong>in</strong> mag, nämlich die Mühen der Rohstoffbeschaffung<br />

und des Verkaufs los zu werden, wird bald zur Belastung. Denn Intensität und<br />

Länge ihres Arbeitstages s<strong>in</strong>d durch die bloße Formwandlung der Produktion den Interessen des<br />

Händlers unterworfen. Und die s<strong>in</strong>d eben nicht, siehe oben, auf das Wohlergehen der Weber,<br />

sondern auf die Vermehrung des e<strong>in</strong>gesetzten Geldes gerichtet.<br />

44. Was bedeutet technologische Arbeitsteilung gegenüber der gesellschaftlichen<br />

Arbeitsteilung?<br />

Mit der reellen Subsumtion der Arbeitskraft wird die Arbeitsteilung auf e<strong>in</strong>e neue Stufe gehoben.<br />

Der Arbeitsprozess wird zergliedert, damit jeder e<strong>in</strong>zelne Schritt mit hoher Produktivität<br />

vollzogen wird. Dabei werden stets nur <strong>Teil</strong>e des Produkts gefertigt, die am Ende des Arbeitsprozesses<br />

zusammengefügt werden. Diese Arbeitsteilung <strong>in</strong> der Fabrikorganisation ist aber nicht<br />

über den Markt vermittelt, sondern spielt sich im Herrschaftbereich desselben Kapitals ab und<br />

wird re<strong>in</strong> produktionstechnisch organisiert.<br />

Die im Herrschaftsbereich e<strong>in</strong>es Kapitals sich aufbauende technologische Arbeitsteilung steht mit<br />

der über den Markt vermittelten Arbeitsteilung <strong>in</strong> Beziehung. In den letzten 20 Jahren kommt es<br />

zu neuen Formen der Arbeitsteilung, <strong>in</strong> denen komplette Fertigungsstufen oder Produktionsbereiche<br />

aus der technologischen <strong>in</strong> die marktvermittelte Arbeitsteilung entlassen werden. So haben<br />

sich große Unternehmen durch gezieltes Outsourc<strong>in</strong>g und die Abspaltung <strong>von</strong> Unternehmensteilen<br />

zu selbständig agierenden Kapitalen (sp<strong>in</strong>-offs) verkle<strong>in</strong>ert. Die bisher im <strong>in</strong>neren des<br />

Unternehmens stattf<strong>in</strong>denden Arbeitsprozesse werden durch den Kauf entsprechender Zulieferungen<br />

auf dem Markt ersetzt. Die technologische Arbeitsteilung wird reduziert und als gesellschaftliche<br />

Arbeitsteilung realisiert und über den Markt <strong>in</strong> die eigene Verwertung e<strong>in</strong>gebunden.<br />

<strong>Das</strong>, was heute Globalisierung genannt wird, ist wesentlich durch die Internationalisierung der<br />

gesellschaftlichen Arbeitsteilung entstanden. Verbunden mit detaillierter Standardisierung lassen<br />

sich auf diese Weise sogar komplexe Produkte, z.B. <strong>in</strong> der Elektronik- oder Automobil<strong>in</strong>dustrie,<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelteilen auf <strong>in</strong>ternationalen Märkten "zusammenkaufen". Dabei kommt es zwischen den<br />

Regie führenden transnationalen Konzernen und den zuliefernden Unternehmen zu ganz neuen<br />

Spielarten der formellen Subsumtion, die jetzt nicht alle<strong>in</strong> die Arbeitskraft, sondern komplette,<br />

kapitalistisch organisierte Produktionsprozesse betreffen.<br />

45. Spielt denn das allgeme<strong>in</strong>-menschliche, spielen menschliche Grundeigenschaften gar<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle?<br />

Wir haben diesen Punkt schon gestreift, als es um die unveränderlichen Wahrheiten g<strong>in</strong>g. Jetzt<br />

können wir das <strong>von</strong> anderer Seite ausleuchten. M.s "Kapital" ist <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> Gegenprogramm<br />

zu allen "Analytikern der Ewigkeit" mit ihren überhistorischen, allgeme<strong>in</strong>-menschlichen,<br />

überall und immerfort gültigen schlechth<strong>in</strong>nigen Kategorien: "Der Mensch", "die Arbeit", "Produktion<br />

als ewiges Erfordernis", die "ewige <strong>Teil</strong>ung der Menschen <strong>in</strong> Führer und Geführte", das<br />

"ewige Spiel der Macht", die "menschliche Natur als Jäger und Räuber" pipapo. Solche Begriffe<br />

mit Ewigkeits-Nimbus taugen für M. bestenfalls als Ausgangspunkt se<strong>in</strong>er Kritik (!), die selbst<br />

aber auf die Analyse der vergänglichen Formen abzielt.<br />

M. <strong>in</strong>teressiert nicht, was alle Menschen seit Adam und Eva geme<strong>in</strong>sam haben. <strong>Das</strong> ist wenig<br />

genug und fällt mehr <strong>in</strong> das Gebiet <strong>von</strong> Mediz<strong>in</strong> und Biologie. Ihn und uns <strong>in</strong>teressiert, was<br />

Menschen <strong>von</strong> heute mite<strong>in</strong>ander geme<strong>in</strong>sam haben und wodurch diese Geme<strong>in</strong>samkeiten entstehen<br />

- und eben auch, was sie trennt, was sie <strong>in</strong> verschiedene Lebensverhältnisse bannt, was<br />

ihre Handlungsmöglichkeiten beschränkt.<br />

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