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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Jahrhunderts hatte <strong>in</strong> Wirklichkeit noch mehr Glück als Verstand. Er war dank historischer Umstände,<br />

die ihm <strong>in</strong> den Schoß fielen, <strong>in</strong> der Lage, mit se<strong>in</strong>em Geld auf dem Arbeitsmarkt die Arbeitskraft<br />

<strong>in</strong> ausreichender Menge zu kaufen und damit den Übergang zu e<strong>in</strong>er neuen, zur kapitalistischen<br />

Produktionsweise zu schaffen. Nur hat unser glücklicher Geldbesitzer <strong>von</strong> diesem historischen<br />

Glück vermutlich ke<strong>in</strong>e Ahnung gehabt. Er hat getan, was jeder clevere Geldbesitzer<br />

se<strong>in</strong>er Zeit getan hat, um mitzunehmen, was sich anbot. An die Entstehung e<strong>in</strong>er neuen Produktionsweise<br />

verschwendeten er und se<strong>in</strong>e Kumpane ke<strong>in</strong>en Gedanken; das unbeabsichtigte Resultat<br />

rückblickend als historische Großtat zu preisen wurde erst später e<strong>in</strong>e Aufgabe professioneller<br />

Lobhudler.<br />

Die Frage, warum der freie Arbeiter dem Geldbesitzer gegenübertritt, läßt den alten Geldbesitzer<br />

und auch den modernen Kapitalisten kalt, solange sie den Arbeitsmarkt als e<strong>in</strong>e besondre<br />

Abteilung des Warenmarkts vorf<strong>in</strong>den und sich zu Nutze machen können. Sogar M. selbst hat<br />

uns oben, mitten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er strukturellen Analyse 195 , mitgeteilt: "E<strong>in</strong>stweilen <strong>in</strong>teressiert uns diese<br />

Frage ebensowenig". Mit solcher Zurückhaltung ist jetzt Schluß. Jetzt <strong>in</strong>teressiert uns die Frage<br />

brennend, die zwei Seiten hat: Woher kommen die frei verfügbaren Arbeitskräfte? Und wie<br />

br<strong>in</strong>gt sie der Geldbesitzer unter se<strong>in</strong> Kommando?<br />

Die "sogenannte ursprüngliche Akkumulation"<br />

Menschen, die ihre Arbeitskraft stunden- oder tageweise verkaufen, hat es bereits <strong>in</strong> den antiken<br />

Gesellschaften und im europäischen Mittelalter, <strong>in</strong> vielen Gesellschaften und historischen<br />

Epochen vor dem Kapitalismus gegeben. <strong>Das</strong> alle<strong>in</strong> reichte offenbar nicht aus, um e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Produktionsweise zu begründen: Erst durch den massenweisen Kauf der Ware Arbeitskraft<br />

und se<strong>in</strong>e Anwendung im Produktionsprozess unter der Regie des Geldes entsteht das<br />

moderne Kapital. Den historischen Abschnitt, <strong>in</strong> dem die Voraussetzungen der modernen bürgerlichen<br />

Gesellschaft geschaffen wurden, nämlich Geldkapital und doppelt freie Lohnarbeiter,<br />

nennt M. die "sogenannte ursprüngliche Akkumulation".<br />

M. legt viel Wert auf diesen Punkt und widmet ihm am Ende des ersten Bands des "Kapital" e<strong>in</strong><br />

ausführliches Kapitel. Er beschreibt dar<strong>in</strong> für England die unmittelbare Vorgeschichte der kapitalistischen<br />

Produktionsweise. Inzwischen hat die Geschichtsforschung, nicht zuletzt durch M.s<br />

"Kapital" angeregt, diesen Prozess genauer untersucht. Heute liegen Studien vor, die M.s E<strong>in</strong>-<br />

Mann-Pioniertat <strong>in</strong> <strong>Teil</strong>en korrigieren. 196<br />

M. hätte auf diese Studien mit Sicherheit gerne zurückgegriffen und hätte sich nicht nur ihre<br />

weitergehenden Erkenntnisse zu eigen gemacht, sondern damit auch e<strong>in</strong>e Menge Zeit gespart.<br />

<strong>Das</strong>s se<strong>in</strong>e Analyse jedoch richtungweisend war und ist, belegt der Zwischentext aus dem 24.<br />

Kapitel.<br />

Lektüre: <strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>:

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