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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Es kann sogar se<strong>in</strong>, dass durch Millionen <strong>von</strong> Zirkulationsakten zwar die Preise explodieren, aber ke<strong>in</strong> Hauch <strong>von</strong><br />

Wertschöpfung stattf<strong>in</strong>det. Ganz entgegen der Eigenpropaganda der Akteure, die sich als Veranstalter solcher<br />

Preisfeuerwerke, ob Immobilien- oder Energiepreise oder Aktienkurse, gerne als "Generierer <strong>von</strong> Werten" feiern.<br />

Was mit Sicherheit <strong>Teil</strong> dieser Feuerwerke ist? Die Bewegung der Vermögenswerte <strong>von</strong> da nach hier - ohne jeden<br />

Transportakt.<br />

428 Wenn wir den Transport als Wertschöpfer bezeichnen, macht das nicht automatisch jeden Warentransport zu<br />

e<strong>in</strong>em notwendigen Transport. Was da womöglich durch Europa transportiert wird, um Subventionen der EU zu<br />

ergattern oder Preisgefälle zwischen den nationalen Märkten auszunutzen, steht auf e<strong>in</strong>em anderen Blatt. <strong>Das</strong> ist<br />

das weite Feld der Kostenrechner und für M.s Beurteilung der Transport<strong>in</strong>dustrie als notwendigem Wertbildner<br />

<strong>in</strong>nerhalb der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ohne Belang.<br />

429 Die als Produktionszweig verselbständigte Transport<strong>in</strong>dustrie agiert exakt an diesen Übergängen <strong>von</strong> Zirkulation<br />

und Produktion. Darauf mach uns auch M. aufmerksam:<br />

"<strong>Das</strong> Zirkulieren, d.h. tatsächliche Umlaufen der Waren im Raum löst sich auf <strong>in</strong> den Transport der Ware. Die<br />

Transport<strong>in</strong>dustrie bildet e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>en selbständigen Produktionszweig, und daher e<strong>in</strong>e besondre Anlagesphäre<br />

des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich dadurch, daß sie als Fortdauer e<strong>in</strong>es Produktionsprozesses<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Zirkulationsprozesses und für den Zirkulationsprozeß ersche<strong>in</strong>t." (MEW 24, S.153)<br />

430 Bald werden wir Geschäfte ohne Kassenpersonal, vielleicht sogar ganz ohne Personal haben. <strong>Das</strong> wird den<br />

Mehrwert weder m<strong>in</strong>dern noch erhöhen, sondern nur neu verteilen. Den Mehrwert bee<strong>in</strong>flußt es nur dann, wenn<br />

die <strong>in</strong> der Zirkulation frei gesetzten Arbeitskräfte <strong>in</strong> andere produzierende Bereiche wechseln. Der Handelskapitalist<br />

folgt nur se<strong>in</strong>em Liebl<strong>in</strong>gsspiel mit Namen Kostensenkung. Von dem ihm zufallenden Anteil am Mehrwert<br />

bleibt auf diese Weise mehr für ihn übrig (hofft er zum<strong>in</strong>dest). Aber auf die Wertbildung nimmt alles, was sich auf<br />

den bloßen Tausch der Waren gegen Geld bezieht, ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluß.<br />

Weil das so ist, können wir uns ohne Probleme e<strong>in</strong>en Warenverkauf völlig ohne Personal vorstellen. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> solche<br />

vollautomatisierte Zirkulation der Waren würde die Aufteilung des Mehrwerts zwischen produzierendem Kapital<br />

und Handelskapital vermutlich stark verändern; die Mehrwertproduktion aber bliebe da<strong>von</strong> unberührt. Wem die<br />

Vorstellung zu schwierig ist, stellt sich eben e<strong>in</strong>e Zirkulation vor, <strong>in</strong> dem sich der Konsument die Waren holt und<br />

alle Leistungen vollbr<strong>in</strong>gt, die bisher und auf absehbare Zeit die Zirkulationsagenten und ihre Arbeitskräfte vollbr<strong>in</strong>gen.<br />

(<strong>E<strong>in</strong>e</strong> gewisse Tendenz dazu gibt es ja schon.) <strong>Das</strong> macht e<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> der Zirkulationsagenten und jede<br />

Menge ihrer Arbeitskräfte überflüssig, bricht aber dem Mehrwert ke<strong>in</strong>en Zacken aus der Krone.<br />

Stellen wir uns dagegen e<strong>in</strong>e vollautomatisierte Produktion vor; nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em, sondern <strong>in</strong> allen Unternehmen. So<br />

<strong>in</strong> der Art der Enterprise Replikatoren: "<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Tasse Earl Grey. Heiß!" Schwupp schon ist die Tasse da ganz ohne<br />

Kasse. In e<strong>in</strong>er solchen Schlaraffenökonomie wären alle Grundlagen für Wert und Mehrwert dah<strong>in</strong>. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> kapitalistische<br />

Produktionsweise wäre gar nicht möglich.<br />

<strong>Das</strong> Gedankenspiel läßt sich auch anders herum spielen. Gesetzt, bei gleichbleibender Arbeitsproduktivität wechselt<br />

e<strong>in</strong> Drittel der gesellschaftlichen Arbeit <strong>in</strong> die Zirkulation und bewegt dort ganz doll die Waren <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Regalbrett auf das andere oder packt die Waren täglich <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Beutel <strong>in</strong> den nächsten. Welchen E<strong>in</strong>fluß hätte<br />

das wohl auf die Wertbildung? Es käme e<strong>in</strong>em Zusammenbruch gleich... Nicht wegen der s<strong>in</strong>nlosen Arbeit. Man<br />

könnte ja auch Parkplätze fegen oder Kunden beim E<strong>in</strong>kauf persönlich betreuen oder Fremdsprachen lernen oder<br />

sich gegenseitig die Haare schneiden. Der Zusammenbruch erfolgt durch den Rückgang der Wertproduktion, weil<br />

die gesellschaftliche Arbeit, wenn sie sich <strong>in</strong> die Zirkulation verlagert, dort eben nicht mehr wertbildend tätig ist.<br />

Würde die gesamte gesellschaftliche Arbeit <strong>in</strong> der Zirkulationssphäre e<strong>in</strong>gesetzt, gäbe es nichts mehr zum Zirkulieren.<br />

Klar. Aber angenommen, die Arbeitsproduktivität steigt um die Hälfte, so dass aus dem produzierenden<br />

Bereich die Hälfte der Arbeitskräfte <strong>in</strong> die Zirkulation wechseln kann? Dann würde dennoch ke<strong>in</strong> zusätzlicher<br />

Wert entstehen. Die neuen Arbeitskräfte <strong>in</strong> der Zirkulation müßten wie immer schon aus dem Mehrwert f<strong>in</strong>anziert<br />

werden. Deshalb kommt es trotz wachsender Arbeitsproduktivität ke<strong>in</strong>eswegs zu e<strong>in</strong>er Zunahme der Arbeitskräfte<br />

<strong>in</strong> der Zirkulation; im Gegenteil.<br />

Aber trotz wachsender Arbeitsproduktivität kommt es eben auch nicht zu e<strong>in</strong>er Zunahme des Personals <strong>in</strong> der Altenpflege,<br />

<strong>in</strong> der mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung oder im Bildungsbereich... weil auch diese Arbeitskräfte natürlich aus<br />

dem gesellschaftlichen Mehrwert bezahlt werden müßten, <strong>von</strong> dem aber die Kapitalisten nur ungern etwas abgeben.<br />

Deshalb treten sie ja seit 20 Jahren so erfolgreich für die Senkung der Unternehmenssteuern e<strong>in</strong> und emp-<br />

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