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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Friedrich Engels: <br />

Aus: Friedrich Engels: Herrn Eugen Dühr<strong>in</strong>gs Umwälzung der Wissenschaft; MEW 20, S.136-140<br />

Die politische Ökonomie, im weitesten S<strong>in</strong>ne, ist die Wissenschaft <strong>von</strong> den Gesetzen, welche die<br />

Produktion und den Austausch des materiellen Lebensunterhalts <strong>in</strong> der menschlichen Gesellschaft<br />

beherrschen. (...)<br />

Die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Menschen produzieren und austauschen, wechseln <strong>von</strong> Land<br />

zu Land, und <strong>in</strong> jedem Lande wieder <strong>von</strong> Generation zu Generation. Die politische Ökonomie<br />

kann also nicht dieselbe se<strong>in</strong> für alle Länder und für alle geschichtlichen Epochen. Vom Bogen<br />

und Pfeil, vom Ste<strong>in</strong>messer und nur ausnahmsweise vorkommenden Tauschverkehr des Wilden,<br />

bis zur tausendpferdigen Dampfmasch<strong>in</strong>e, zum mechanischen Webstuhl, den Eisenbahnen und<br />

der Bank <strong>von</strong> England ist e<strong>in</strong> ungeheurer Abstand. Die Feuerländer br<strong>in</strong>gen es nicht zur Massenproduktion<br />

und zum Welthandel, ebensowenig wie zur Wechselreiterei oder e<strong>in</strong>em Börsenkrach.<br />

Wer die politische Ökonomie Feuerlands unter dieselben Gesetze br<strong>in</strong>gen wollte mit der des<br />

heutigen Englands, würde damit augensche<strong>in</strong>lich nichts zutage fördern als den allerbanalsten<br />

Geme<strong>in</strong>platz. Die politische Ökonomie ist somit wesentlich e<strong>in</strong>e historische Wissenschaft. Sie<br />

behandelt e<strong>in</strong>en geschichtlichen, das heißt e<strong>in</strong>en stets wechselnden Stoff; sie untersucht zunächst<br />

die besondern Gesetze jeder e<strong>in</strong>zelnen Entwicklungsstufe der Produktion und des Austausches<br />

und wird erst am Schluß dieser Untersuchung die wenigen, für Produktion und Austausch<br />

überhaupt geltenden, ganz allgeme<strong>in</strong>en Gesetze aufstellen können. Wobei es sich jedoch<br />

<strong>von</strong> selbst versteht, daß die für bestimmte Produktionsweisen und Austauschformen gültigen<br />

Gesetze auch Gültigkeit haben für alle Geschichtsperioden, denen jene Produktionsweisen und<br />

Austauschformen geme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d. So z.B. tritt mit der E<strong>in</strong>führung des Metallgeldes e<strong>in</strong>e Reihe<br />

<strong>von</strong> Gesetzen <strong>in</strong> Wirksamkeit, die für alle Länder und Geschichtsabschnitte gültig bleibt, <strong>in</strong> denen<br />

Metallgeld den Austausch vermittelt.<br />

Mit der Art und Weise der Produktion und des Austausches e<strong>in</strong>er bestimmten geschichtlichen<br />

Gesellschaft und mit den geschichtlichen Vorbed<strong>in</strong>gungen dieser Gesellschaft ist auch gleichzeitig<br />

gegeben die Art und Weise der Verteilung der Produkte. In der Stamm- oder Dorfgeme<strong>in</strong>de<br />

mit geme<strong>in</strong>samem Grundeigentum, mit der, oder mit deren sehr erkennbaren Überresten alle<br />

Kulturvölker <strong>in</strong> die Geschichte e<strong>in</strong>treten, versieht sich e<strong>in</strong>e ziemlich gleichmäßige Verteilung der<br />

Produkte ganz <strong>von</strong> selbst; wo größere Ungleichheit der Verteilung unter den Mitgliedern e<strong>in</strong>tritt,<br />

da ist sie auch schon e<strong>in</strong> Anzeichen der beg<strong>in</strong>nenden Auflösung der Geme<strong>in</strong>de. – Der große wie<br />

der kle<strong>in</strong>e Ackerbau lassen je nach den geschichtlichen Vorbed<strong>in</strong>gungen, aus denen sie sich<br />

entwickelt haben, sehr verschiedne Verteilungsformen zu. Aber es liegt auf der Hand, daß der<br />

große stets e<strong>in</strong>e ganz andre Verteilung bed<strong>in</strong>gt als der kle<strong>in</strong>e; daß der große e<strong>in</strong>en Klassengegensatz<br />

– Sklavenhalter und Sklaven, Grundherren und Fronbauern, Kapitalisten und Lohnarbeiter<br />

– voraussetzt oder erzeugt, während beim kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Klassenunterschied der bei der Ackerbauproduktion<br />

tätigen Individuen ke<strong>in</strong>eswegs bed<strong>in</strong>gt ist und im Gegenteil durch se<strong>in</strong> bloßes<br />

<strong>Das</strong>e<strong>in</strong> den beg<strong>in</strong>nenden Verfall der Parzellenwirtschaft anzeigt. – Die E<strong>in</strong>führung und Verbreitung<br />

des Metallgeldes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lande, wo bisher ausschließlich oder vorwiegend Naturalwirtschaft<br />

galt, ist stets mit e<strong>in</strong>er langsamern oder schnellern Umwälzung der bisherigen Verteilung<br />

verbunden, und zwar so, daß die Ungleichheit der Verteilung unter den e<strong>in</strong>zelnen, also der Gegensatz<br />

<strong>von</strong> reich und arm, mehr und mehr gesteigert wird. – Der lokale, zünftige Handwerksbetrieb<br />

des Mittelalters machte große Kapitalisten und lebenslängliche Lohnarbeiter ebenso unmöglich,<br />

wie die moderne große Industrie, die heutige Kreditausbildung und die der Entwicklung<br />

beider entsprechende Austauschform, die freie Konkurrenz, sie mit Notwendigkeit erzeugen.<br />

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