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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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wegte Wertmasse nimmt zu, wenn sich die Zahl der Umschlagsperioden pro Jahr erhöht, und<br />

daher auch die Mehrwertmasse. Was die Verkürzung der Umschlagszeit <strong>in</strong> jedem Fall bewirkt,<br />

selbst bei sonst gleichbleibenden Bed<strong>in</strong>gungen, ist die Jahresrate des Mehrwerts, also die Masse<br />

des produzierten Mehrwerts pro Zeite<strong>in</strong>heit.<br />

Wir erweitern unsere Analysen zum absoluten und relativen Mehrwert, <strong>in</strong>dem wir den Prozess<br />

der Verwertung nicht mehr nur <strong>von</strong> außen nach se<strong>in</strong>em Anfangs- und Endergebnis, sondern <strong>von</strong><br />

<strong>in</strong>nen untersuchen, ihn als sich ständig wiederholenden Prozess betrachten. Wir fragen nach<br />

den Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> Produktion und Zirkulation, die für beschleunigte und damit für<br />

höhere Verwertung sorgen: Welchen E<strong>in</strong>fluß nimmt die Dauer des Produktionsprozesses? Welche<br />

Rolle spielen die stofflichen Bed<strong>in</strong>gungen des Arbeitsprozesses? Wie wirken die zum Kreislauf<br />

untrennbar gehörenden Stadien der Zirkulation auf die Verwertung e<strong>in</strong>? Welche Auswirkungen<br />

haben die e<strong>in</strong>zelnen Bestandteile des Kapitals, die wir als se<strong>in</strong>e organische Zusammensetzung<br />

bereits kennenlernten, auf die Dauer des Verwertungsprozesses?<br />

Produktionszeit und Funktionszeit<br />

Der <strong>von</strong> M. beschriebene Kreislauf des Geldkapitals läßt sich als Umschlagzeit des Kapitals bezeichnen.<br />

<strong>Das</strong> ist die Zeitdauer, die das <strong>in</strong>vestierte Geld braucht, um als Geld samt Mehrwert zurückzufließen.<br />

Diese Umschlagszeit des Kapitals besteht aus der eigentlichen Produktionszeit<br />

und der Umlaufszeit. 404 Sehen wir uns zunächst die Produktionszeit genauer an.<br />

In der Produktionszeit fungiert das Kapital als produktives Kapital; <strong>in</strong> dieser Zeit f<strong>in</strong>den der Arbeitsprozess<br />

und die Wertbildung statt. Aber das ist immer nur e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> der Produktionszeit, den<br />

M. die Funktionszeit nennt. Nur <strong>in</strong> diesem kle<strong>in</strong>eren <strong>Teil</strong> der Produktionszeit fungiert das <strong>in</strong> Produktionsmitteln<br />

und Arbeitskräften angelegte Kapital als "Arbeitse<strong>in</strong>sauger" und damit wert-<br />

und mehrwertbildend.<br />

Warum ist die Funktionszeit kürzer als die Produktionszeit? Und wo genau liegen die Auswirkungen<br />

auf die Verwertung? Sehen wir uns an, woraus sich die Produktionszeit der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Produktionsmittel, also das Stadium ihrer produktiven (= Mehrwert schaffenden) Nutzung, zusammensetzt.<br />

<strong>Das</strong> ist <strong>in</strong> M.s Worten<br />

"<strong>1.</strong> die Zeit, während deren sie als Produktionsmittel fungieren, also im Produktionsprozesse<br />

dienen, 2. die Pausen, während deren der Produktionsprozeß, also auch die Funktion der ihm<br />

e<strong>in</strong>verleibten Produktionsmittel unterbrochen ist, 3. die Zeit, während deren sie zwar als Bed<strong>in</strong>gungen<br />

des Prozesses bereitliegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber noch nicht <strong>in</strong><br />

den Produktionsprozeß e<strong>in</strong>gegangen s<strong>in</strong>d." 405<br />

Der erste Punkt ist klar: Wenn die Masch<strong>in</strong>en laufen, erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck. Die<br />

Masch<strong>in</strong>enlaufzeit zu optimieren, sie möglichst viel Arbeit e<strong>in</strong>saugen zu lassen, heben wir als vitales<br />

Interesse des Kapitalisten hervor. Aber <strong>von</strong> diesem Ideal e<strong>in</strong>er ununterbrochen tätigen Verwertungsmasch<strong>in</strong>erie<br />

ist die wirkliche Produktionszeit, je nach Branche und politischen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

e<strong>in</strong> größeres oder noch größeres Stück entfernt. Was auf der anderen Seite nur bedeutet:<br />

Es liegen <strong>in</strong> der Abweichung der Funktionszeit <strong>von</strong> der Produktionszeit beachtliche Reserven<br />

der Verwertung.<br />

Sehen wir uns an, welche Pausen im Produktionsprozess M. eben ansprach. Im kle<strong>in</strong>eren s<strong>in</strong>d<br />

das Pausen wie Masch<strong>in</strong>endefekte, die durch verbesserte Wartung wie durch bessere Masch<strong>in</strong>en<br />

und andere Maßnahmen m<strong>in</strong>imiert werden. Aber auch Besonderheiten des Arbeitsprozesses<br />

spielen e<strong>in</strong>e Rolle. Wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zwischenstufe das Produkt ruht, weil Reifezeiten <strong>in</strong> der Le-<br />

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