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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Und M.s Erfolg hat e<strong>in</strong>e entscheidende Ursache. Darauf muß man immer wieder aufmerksam<br />

machen. Se<strong>in</strong>e Erklärungen holt er nicht aus dem Inneren der Menschen, sondern aus den Beziehungen<br />

der Menschen zue<strong>in</strong>ander. Bevor das Verhalten der Menschen e<strong>in</strong>e Rolle spielt, gibt<br />

es schon die Verhältnisse, die gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Menschengruppen, die<br />

gleichzeitig die Räume und Bahnen festlegen, auf denen sich die Vielfalt menschlichen Verhaltens<br />

entfaltet.<br />

42. Gibt es e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Wert der Arbeitskraft und Lohn? Wor<strong>in</strong> könnte der<br />

Unterschied bestehen?<br />

Wir haben bereits gesehen, dass es zwischen dem Wert e<strong>in</strong>er Ware und ihrem Preis notwendigerweise<br />

zu Abweichungen kommt. Wenn wir den Lohn als Preis der Ware Arbeitskraft betrachten,<br />

ist das nicht anders.<br />

Dabei müssen wir die entscheidenden Unterschiede zwischen der Ware Arbeitskraft und e<strong>in</strong>er x<br />

beliebigen anderen Ware beachten. Die Trennung des lebendigen Menschen <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Arbeitskraft<br />

ist künstlich und wird nur durch die Macht des Kapitals erzwungen. Da der "doppelt freie<br />

Lohnarbeiter" nicht durch eigene Produktion se<strong>in</strong>en Lebensunterhalt erwirtschaften kann, verkauft<br />

er se<strong>in</strong>e Arbeitskraft dem Unternehmer, der sie für e<strong>in</strong>e vertraglich geregelte Zeit nach eigenem<br />

Gutdünken e<strong>in</strong>setzen darf.<br />

Aber mit jeder Arbeitskraft holt sich der Kapitalist ke<strong>in</strong>e stummen Masch<strong>in</strong>en, sondern Menschen<br />

mit eigenen Interessen unter se<strong>in</strong>e Herrschaft. Dauer der Arbeitszeit und Gestaltung der<br />

Arbeit werden damit zum Gegenstand des Interessenkampfes. Was auf der e<strong>in</strong>en Seite dazu<br />

führt, dass der Lohn immer wieder neu ausgehandelt wird. Was auf der anderen Seite im Kapitalisten<br />

alle Anstrengungen weckt, die Arbeitskraft <strong>in</strong>tensiver zu nutzen, aber auch alle Möglichkeiten<br />

auszuschöpfen, ihren Preis zu senken und sich <strong>von</strong> ihr unabhängig zu machen.<br />

Wenn es allerd<strong>in</strong>gs stimmt, dass nur die lebendige Arbeitskraft Quelle des Mehrwerts ist: Muß<br />

ihn dann se<strong>in</strong>e Abneigung gegen "die störrische Seite" der Arbeitskraft nicht <strong>in</strong> geradezu tragische<br />

Widersprüche verwickeln? <strong>Das</strong> wird noch spannend.<br />

43. Inwieweit ist das Handelskapital Wegbereiter<strong>in</strong> des modernen Kapitals? Wie erfolgt der<br />

Übergang?<br />

Mit der formellen Zusammenfassung vieler Produzenten für die marktorientierte Produktion unter<br />

der Regie e<strong>in</strong>es Geldgebers ändert sich alles. Oft schlüpft der Händler <strong>in</strong> die Rolle des Organisators<br />

und F<strong>in</strong>anziers und wird zur neuen Schlüsselfigur und zum Vorläufer des <strong>in</strong>dustriellen Kapitalisten.<br />

Mit der veränderten sozialen Form der Produktion, die M. als formelle Subsumtion bezeichnet,<br />

kommen bereits neue Interessen <strong>in</strong>s Spiel, auch wenn die Produktion <strong>in</strong> technischer<br />

H<strong>in</strong>sicht völlig unverändert bleibt.<br />

Die Sichtweise des e<strong>in</strong>zelnen Produzenten, dem es um die Sicherstellung se<strong>in</strong>er Existenz g<strong>in</strong>g, ist<br />

zwar nicht aus dem Spiel; gerade dieses Interesse br<strong>in</strong>gt ihn vielleicht dazu, se<strong>in</strong>e Tätigkeit e<strong>in</strong>em<br />

Händler unterzuordnen, um die Vorteile e<strong>in</strong>er stetigen Zulieferung <strong>von</strong> Rohmaterial und den gesicherten<br />

Absatz der Produkte zu nutzen. Der Händler kann diese Rolle nur ausfüllen, weil er<br />

über ausreichende Geldmittel verfügt, um Rohstoffe vorzuschießen und die Abnahme der Produktion<br />

zu garantieren. Mit dieser neuen Rolle des Händlers kommen neue und immer mehr bestimmende<br />

Interessen <strong>in</strong>s Spiel. Denen geht es um die Vermehrung des e<strong>in</strong>gesetzten Geldes.<br />

Ob 50 Weber e<strong>in</strong>zeln für sich mit dem Ziel arbeiten, die Lebensmittel für die Familie zu erwirtschaften,<br />

ist etwas völlig anderes, als wenn dieselben 50 Weber unter der Regie e<strong>in</strong>es Händlers<br />

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