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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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schw<strong>in</strong>gt und ke<strong>in</strong> feudales Mehrprodukt mehr bereitsteht, das sich die frühen kapitalistischen<br />

Geldraupen noch e<strong>in</strong>verleiben konnten.<br />

M. formuliert die Problemstellung so: "Die Verwandlung des Geldes <strong>in</strong> Kapital ist auf Grundlage<br />

dem Warenaustausch immanenter Gesetze zu entwickeln, so daß der Austausch <strong>von</strong> Äquivalenten<br />

als Ausgangpunkt gilt. Unser nur noch als Kapitalistenraupe vorhandner Geldbesitzer muß<br />

die Waren zu ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des Prozesses<br />

mehr Wert herausziehn, als er h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>warf." Wie löst die Raupe vom Typ 'Nimmersatter Geldbesitzer'<br />

diese Aufgabe? Der Dramatik wegen kleidet M. das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art Rätselfrage: "Se<strong>in</strong>e<br />

Schmetterl<strong>in</strong>gsentfaltung muß <strong>in</strong> der Zirkulationssphäre und muß nicht <strong>in</strong> der Zirkulationssphäre<br />

vorgehn. Dies s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen des Problems." 177<br />

In der Formel G-W-G' muß irgendwo die Wertvermehrung stattf<strong>in</strong>den. Die muß erklärbar se<strong>in</strong>,<br />

ohne das Wertgesetz zu verletzen. Denn mag das Wertgesetz auch <strong>in</strong> jeder e<strong>in</strong>zelnen Transaktion<br />

"verletzt" werden (mal zu Lasten des Käufers, mal zu Lasten des Verkäufers): Se<strong>in</strong>e Gültigkeit<br />

für die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft <strong>in</strong>sgesamt stattf<strong>in</strong>dende Produktion und den gesamten Austausch<br />

bleibt bestehen. <strong>Das</strong> ist unsere Grundannahme. 178<br />

Deshalb kann es auch nicht das Geld se<strong>in</strong>, dem die Vermehrung entspr<strong>in</strong>gt, da es ja immer nur<br />

als Ausdruck des Wertes fungiert. Der Mehrwert kann auch nicht dem Kauf der Ware im ersten<br />

Akt und nicht dem Verkauf der Ware im zweiten Akt entspr<strong>in</strong>gen. Dann wären wir wieder beim<br />

Betrug, der zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen oder sogar vielen Fällen stattf<strong>in</strong>det. Aber jedem betrügenden Gew<strong>in</strong>ner<br />

steht e<strong>in</strong> betrogener Verlierer gegenüber; der auf diese Weise auf e<strong>in</strong>er Seite angeeignete<br />

Wert verschw<strong>in</strong>det auf der anderen. Dennoch ist am Ende der Gesamtreichtum gewachsen.<br />

Vielleicht ist unsere Formel G-W-G' e<strong>in</strong>fach zu eng? Wir erweitern sie und schreiben sie <strong>in</strong> der<br />

Form G-W-P-W'-G', wobei P für Produktion steht. Erklärt das mehr? Ja und ne<strong>in</strong>. Wir gehen da<strong>von</strong><br />

aus, dass im ersten G-W und im zweiten <strong>Teil</strong> W'-G' e<strong>in</strong> Tausch <strong>von</strong> Äquivalenten stattf<strong>in</strong>det.<br />

Wenn also am Ende e<strong>in</strong> Wertzuwachs erzielt wird, muß dieser Wertzuwachs nicht nur dem Geld<br />

am Ende, sondern auch den am Ende verkauften Waren eigen se<strong>in</strong>; dafür steht der dem zweiten<br />

W h<strong>in</strong>zugefügte Strich. <strong>Das</strong> erklärt noch nichts, lenkt aber unsere Aufmerksamkeit auf die Produktion.<br />

Nun ist die Produktion zunächst auch nichts anderes als die angewandte G-W Formel, wobei mit<br />

Geld all das gekauft wird, was <strong>in</strong> der Produktion benötigt wird. Aber die erweiterte Formel<br />

br<strong>in</strong>gt uns der Antwort näher, <strong>in</strong>dem sie unser Augenmerk auf die Waren lenkt, die <strong>in</strong> der Produktion<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen. Hier f<strong>in</strong>det auch M. se<strong>in</strong>e Antwort auf die Rätselfrage, wie es der<br />

nimmersatten Kapitalistenraupe aus feudaler Zeit gel<strong>in</strong>gt, zum flatternden, aber immer reicher<br />

werdenden Schmetterl<strong>in</strong>g zu werden. M.s Antwort ist vermutlich jedem schon mal begegnet.<br />

Sie lautet <strong>in</strong> aller Kürze:<br />

"Die Veränderung muß sich also zutragen mit der Ware, die im ersten Akt G-W gekauft wird,<br />

aber nicht mit ihrem Wert, denn es werden Äquivalente ausgetauscht, die Ware wird zu ihrem<br />

Werte bezahlt. Die Veränderung kann also nur entspr<strong>in</strong>gen aus ihrem Gebrauchswert als solchem,<br />

d.h. aus ihrem Verbrauch. Um aus dem Verbrauch e<strong>in</strong>er Ware Wert herauszuziehn, müßte<br />

unser Geldbesitzer so glücklich se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>nerhalb der Zirkulationssphäre, auf dem Markt, e<strong>in</strong>e<br />

Ware zu entdecken, deren Gebrauchswert selbst die eigentümliche Beschaffenheit besäße,<br />

Quelle <strong>von</strong> Wert zu se<strong>in</strong>, deren wirklicher Verbrauch also selbst Vergegenständlichung <strong>von</strong> Arbeit<br />

wäre, daher Wertschöpfung. Und der Geldbesitzer f<strong>in</strong>det auf dem Markt e<strong>in</strong>e solche spezifische<br />

Ware vor – das Arbeitsvermögen oder die Arbeitskraft." 179<br />

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