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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Seit wir uns mit der Ware beschäftigt und zum e<strong>in</strong>en Gebrauchswert und konkrete Arbeit, zum<br />

andern Tauschwert und abstrakte Arbeit als Merkmale der Warenproduktion herausstellten, s<strong>in</strong>d<br />

wir um e<strong>in</strong>iges voran gekommen. Jetzt wiederholt sich die frühere Trennung der Perspektive auf<br />

neue Weise, <strong>in</strong>dem wir den kapitalistischen Produktionsprozess als Arbeitsprozess, als Wertbildungsprozess<br />

und als Verwertungsprozess betrachten.<br />

Mit der Betrachtung als Arbeitsprozess betonen wir am Produktionsprozess die durch das Kapital<br />

organisierte konkrete Arbeit, die verändernde E<strong>in</strong>wirkung auf den Naturstoff, an dessen Ende<br />

e<strong>in</strong> Gebrauchswert steht. Aber was für unsere frühere Warenanalyse genügte, reicht jetzt nicht<br />

mehr aus. 214 Der Arbeitsprozess unterscheidet sich <strong>von</strong> der konkreten Arbeit auch nicht nur<br />

durch die fortdauernde Anwendung. Unter der Kapitalregie werden <strong>in</strong> diesem modernen Arbeitsprozess<br />

beliebig komplexe Arbeitsmittel und beliebig viele <strong>Teil</strong>arbeiter verknüpft. Mit allen<br />

eigentümlichen Konsequenzen:<br />

"Der Arbeitsprozeß ist e<strong>in</strong> Prozeß zwischen D<strong>in</strong>gen, die der Kapitalist gekauft hat, zwischen ihm<br />

gehörigen D<strong>in</strong>gen. <strong>Das</strong> Produkt dieses Prozesses gehört ihm daher ganz ebensosehr als das Produkt<br />

des Gärungsprozesses <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>keller." 215<br />

Schluß mit der Handwerks- und jeder anderen Idylle. Wir lösen uns endgültig <strong>von</strong> der Modellvorstellung,<br />

wonach sich e<strong>in</strong>zelne private Produzenten, die nebene<strong>in</strong>ander handwerkeln, am Markt<br />

begegnen und fertige Produkte austauschen. Wir erleben, wie die konkrete Arbeit immer mehr<br />

Arbeitskräfte technologisch zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen komplexen Arbeitsprozess verb<strong>in</strong>det, der selbst<br />

andere Arbeitsprozesse zur Voraussetzung hat oder Voraussetzung für nachfolgende Arbeitsprozesse<br />

unter anderer Kapitalregie ist.<br />

Mit der Betrachtung als Wertbildungsprozess geht es, wie bei jeder Warenproduktion, um die<br />

Produktion tauschbarer, verkäuflicher Waren. "Als E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß<br />

ist der Produktionsprozeß Produktionsprozeß <strong>von</strong> Waren" schreibt M. Aber die Bildung<br />

<strong>von</strong> Wert ist jetzt um e<strong>in</strong>iges komplexer. Die enge Verzahnung der Arbeitsprozesse wirft neue<br />

Fragen zur Wertbildung auf: Wie wird der Wert e<strong>in</strong>es Produkts, das <strong>in</strong> den Arbeitsprozess e<strong>in</strong>es<br />

anderen Produkts e<strong>in</strong>geht, auf dieses Produkt übertragen?<br />

Zwischenfrage 45: Spielt denn das allgeme<strong>in</strong>-menschliche, spielen menschliche Grundeigenschaften gar<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle? (S.196)<br />

Aber weder Arbeitsprozess noch Wertbildungsprozess machen für sich oder zusammen betrachtet<br />

die Spezifik des kapitalistischen Produktionsprozesses aus. M. setzt das vorige Zitat über den<br />

Produktionsprozess mit den Worten fort: "...als E<strong>in</strong>heit <strong>von</strong> Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß<br />

ist er kapitalistischer Produktionsprozeß, kapitalistische Form der Warenproduktion." 216 Wir<br />

sehen, dass wir mit M. immer nach der konkreten Form fragen, <strong>in</strong> der etwas stattf<strong>in</strong>det. Tatsächlich<br />

geht es eben nicht um das Allgeme<strong>in</strong>e, sondern um jene Merkmale, die sich historisch<br />

wandeln und nur zeitweilig bestimmen. Es geht uns nicht um das Ewige der Warenproduktion,<br />

sondern um se<strong>in</strong>e kapitalistische und damit auch historisch vergängliche Form.<br />

In dieser Form ist die Warenproduktion als Arbeitsprozess unter Kapitalregie immer Verwertungsprozess.<br />

<strong>Das</strong> schafft ohne Zweifel Probleme. Schon zu M.s Zeiten waren diese Arbeits-<br />

Verwertungs-Wertbildungsprozesse, kurz: die kapitalistischen Produktionsprozesse eng vernetzt.<br />

Daher spricht er vom gesellschaftlichen Charakter der kapitalistischen Produktion 217 , die nicht<br />

auf e<strong>in</strong>en Staat oder Kont<strong>in</strong>ent beschränkt bleibt, sondern schon zu M.s Zeiten damit begann,<br />

sich die ganze Welt als Werkstatt e<strong>in</strong>zurichten.<br />

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