09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Texte für die Zwischenlektüre<br />

<strong>Karl</strong> <strong>Marx</strong>: <br />

Aus dem Vorwort "Zur Kritik der politischen Ökonomie"; vgl. MEW 13, S.8 ff.<br />

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige,<br />

<strong>von</strong> ihrem Willen unabhängige Verhältnisse e<strong>in</strong>, Produktionsverhältnisse, die e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse<br />

bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich<br />

e<strong>in</strong> juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtse<strong>in</strong>sformen<br />

entsprechen.<br />

Die Produktionsweise des materiellen Lebens bed<strong>in</strong>gt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß<br />

überhaupt. Es ist nicht das Bewußtse<strong>in</strong> der Menschen, das ihr Se<strong>in</strong>, sondern umgekehrt<br />

ihr gesellschaftliches Se<strong>in</strong>, das ihr Bewußtse<strong>in</strong> bestimmt. Auf e<strong>in</strong>er gewissen Stufe ihrer<br />

Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft <strong>in</strong> Widerspruch mit den<br />

vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur e<strong>in</strong> juristischer Ausdruck dafür ist, mit den<br />

Eigentumsverhältnissen, <strong>in</strong>nerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen<br />

der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse <strong>in</strong> Fesseln derselben um. Es tritt dann e<strong>in</strong>e Epoche<br />

sozialer Revolution e<strong>in</strong>.<br />

Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau<br />

langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden<br />

zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung <strong>in</strong><br />

den ökonomischen Produktionsbed<strong>in</strong>gungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen<br />

oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, wor<strong>in</strong> sich die Menschen dieses<br />

Konflikts bewußt werden und ihn ausfechten. Sowenig man das, was e<strong>in</strong> Individuum ist, nach<br />

dem beurteilt, was es sich selbst dünkt, ebensowenig kann man e<strong>in</strong>e solche Umwälzungsepoche<br />

aus ihrem Bewußtse<strong>in</strong> beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtse<strong>in</strong> aus den Widersprüchen<br />

des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften<br />

und Produktionsverhältnissen erklären.<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt s<strong>in</strong>d, für die sie<br />

weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen<br />

Existenzbed<strong>in</strong>gungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet<br />

worden s<strong>in</strong>d. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn<br />

genauer betrachtet wird sich stets f<strong>in</strong>den, daß die Aufgabe selbst nur entspr<strong>in</strong>gt, wo die materiellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen<br />

s<strong>in</strong>d. In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen<br />

als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet<br />

werden.<br />

Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse s<strong>in</strong>d die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen<br />

Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im S<strong>in</strong>n <strong>von</strong> <strong>in</strong>dividuellem Antagonismus, sondern<br />

e<strong>in</strong>es aus den gesellschaftlichen Lebensbed<strong>in</strong>gungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus,<br />

aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte<br />

schaffen zugleich die materiellen Bed<strong>in</strong>gungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation<br />

schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.<br />

219

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!