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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Dessen ist er sich bewuß. In der Regel genügt e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Kreditverträge, um ihn daran zu<br />

er<strong>in</strong>nern. Deshalb versucht er zusätzlich, durch E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es 2-Schicht-Systems die berechnete<br />

Umschlagszeit nochmals auf die Hälfte zu verkürzen.<br />

Der gegenüber der Konkurrenz erzielte Extramehrwert und e<strong>in</strong>e absehbar stabile Nachfrage garantieren<br />

den wertmäßigen Rückfluß des fixen Kapitals. Aus den laufenden E<strong>in</strong>nahmen, die ja<br />

jede Menge Mehrwert enthalten, werden nicht nur die laufenden Ausgaben (samt Kreditkosten)<br />

bestritten. Es bleibt e<strong>in</strong>e stattliche Summe übrig, <strong>von</strong> der e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> als Geldkapital zurückgelegt<br />

wird, um die Anlagen zu warten und nach Verschleiß zu erneuern oder auf Wendungen des Geschäfts<br />

gefaßt zu se<strong>in</strong>.<br />

So weit so gut. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d die Aussichten. Aber die kapitalistische Konkurrenz schläft bekanntlich<br />

nicht. Wir wissen warum. <strong>Das</strong> Vorpreschen des Konkurrenten, se<strong>in</strong>e plötzlich besseren Preise bei<br />

gleichzeitig höherem Gew<strong>in</strong>n raubt ihr den Schlaf. Sie wird aktiv, mobilisiert Geldkapital und<br />

übernimmt ihrerseits die Verbesserungen; vielleicht sogar noch um e<strong>in</strong>en Tick besser. Schneller<br />

als erwartet schw<strong>in</strong>det der Konkurrenzvorteil für unseren Gully-Kapitalisten. Allerd<strong>in</strong>gs erreicht<br />

durch die Initiative se<strong>in</strong>er Konkurrenten auch die Gullyproduktion neue Rekorde. Die Preise bröckeln.<br />

Nach steilem Anstieg schwankt der Absatz und geht sogar zurück, weil der Bedarf an Gullydeckeln<br />

nicht im selben Maße wie die Produktion zunimmt.<br />

Unser Gullydeckel-Mann beg<strong>in</strong>nt wie se<strong>in</strong>e Konkurrenten den Druck zu spüren, der jetzt vom<br />

stark angewachsenen fixen Kapital ausgeht: "Verwerte mich oder ich hänge dir wie e<strong>in</strong> Klotz am<br />

Be<strong>in</strong>!" ruft es ihnen allen zu. Die Angelegenheit wird um so dr<strong>in</strong>gender, da ja die Investitionen<br />

nicht mit eigenen Mitteln, sondern per Kredit erfolgten, was ab e<strong>in</strong>er bestimmten Größenordnung<br />

sowieso die Regel ist. Aber auch ohne die Probleme der F<strong>in</strong>anzierung ist jede Erhöhung<br />

des fixen Kapitals zweischneidig. Was verbesserte Verwertung zum Ziel hatte, wird zum verstärkten<br />

Verwertungszwang unter womöglich e<strong>in</strong>geengten Bed<strong>in</strong>gungen.<br />

Schmierstoff und Lösungsmittel<br />

Gehen wir <strong>in</strong> Gedanken noch e<strong>in</strong>mal zu unserer Analyse des Akkumulationsprozesses zurück.<br />

<strong>Das</strong> Wachstum des e<strong>in</strong>en Kapitals hängt da<strong>von</strong> ab, dass die verbundenen Kapitale, die als Zulieferer<br />

oder Abnehmer fungieren, <strong>in</strong> ähnlicher Weise wachsen. Die Betrachtung desselben Prozesses<br />

als Kreislaufprozess erweitert unsere Perspektive und hebt se<strong>in</strong>en durch und durch gesellschaftlichen<br />

Charakter hervor.<br />

Alle Kreislaufprozesse der <strong>in</strong>dividuellen Kapitale s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em gesellschaftlichen Prozess verwoben.<br />

Die Verwertung des e<strong>in</strong>en Kapitals hängt <strong>von</strong> der erfolgreichen Verwertung vieler anderer<br />

Kapitale ebenso ab, wie sich die Verwertung e<strong>in</strong>zelner Kapitale durch die Vernichtung anderer<br />

Kapitale verbessern kann. Denn die gesellschaftliche Form, also die vielfache Vernetzung <strong>von</strong><br />

Produktions- und Verwertungsprozessen, hebt weder Konkurrenz noch Verwertungszwang auf.<br />

Vielmehr verstärkt sie diesen doppelten Zwang, wie wir sahen, durch wachsende Kapitalfixierung,<br />

die selbst e<strong>in</strong> Produkt <strong>von</strong> Konkurrenz und Verwertungszwang ist. 434<br />

Wir haben im vorigen Kapitel unseren Gully-Mann recht freizügig agieren lassen. Wir wissen<br />

aber <strong>in</strong>zwischen, dass alle Maßnahmen <strong>in</strong>dividueller Kapitale, ob zur Verkürzung der Produktionszeit<br />

oder zur Ausweitung der Funktionszeit oder zur Steigerung der Produktivität oder zur<br />

Erweiterung der Kapazitäten... an Voraussetzungen gebunden s<strong>in</strong>d. Die Maßnahmen müssen <strong>in</strong><br />

den verbundenen Produktionsprozessen nicht unbed<strong>in</strong>gt auf Gegenliebe, aber doch auf das<br />

notwendige Angebot der dafür erforderlichen Masch<strong>in</strong>en, Rohstoffe, Transportkapazitäten usw.<br />

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