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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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<strong>von</strong> zahllosen Religionen und Wertsystemen. Dennoch gilt <strong>in</strong> allen das Gesetz der Verwertung,<br />

angetrieben durch die Konkurrenz. Wenn General Motors, Toyota oder Daimler e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren<br />

oder gar ke<strong>in</strong>en Strich am G vermelden sollten: Die Investoren klagen dann auf amerikanisch,<br />

japanisch oder deutsch. Und weil es auch arabische und koreanische und mexicanische Investoren<br />

gibt, wird auch arabisch, koreanisch und spanisch geklagt. Aber der Inhalt der vielsprachigen<br />

Klage ist immer derselbe: "Wir wollen unsern Strich am G zurück!" Mit welcher Ethik auch immer.<br />

57. Gibt es e<strong>in</strong> Gesetz der absoluten Verelendung?<br />

E<strong>in</strong> solches Gesetz wurde <strong>von</strong> M. nicht formuliert, spukt aber durch die marxistische Literatur.<br />

Bei M. gibt es das <strong>von</strong> uns behandelte absolute und allgeme<strong>in</strong>e Gesetz der kapitalistischen Akkumulation.<br />

Also nicht die "Verelendung", sondern das Gesetz ist absolut, und zwar <strong>in</strong> dem <strong>von</strong><br />

uns dargelegten S<strong>in</strong>ne: Se<strong>in</strong>e Wirkung ist nach unserer Auffassung ebenso unbestreitbar wie die<br />

zahllosen "modifzierenden Umstände", <strong>von</strong> denen M. bereits spricht.<br />

<strong>Das</strong> Gesetz e<strong>in</strong>er "absoluten Verelendung der Arbeiterklasse", durch das sich über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeitraum unweigerlich die Lebensverhältnisse der Arbeiterklasse verschlechtern, wurde <strong>von</strong><br />

M. weder aufgestellt noch läßt es sich aus M.s Formulierung ableiten. Er schreibt zwar: "Es folgt<br />

daher, daß im Maße wie Kapital akkumuliert, die Lage des Arbeiters, welches immer se<strong>in</strong>e Zahlung,<br />

hoch oder niedrig, sich verschlechtern muß." (MEW 23, S.675) Doch das ist nur e<strong>in</strong> Glied<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kette <strong>von</strong> Argumenten, mit denen die Wirkungsweise der Akkumulation unter den klassischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen der Jahre 1846 bis 1866 beschrieben wird. Und selbst hier wird weder <strong>von</strong><br />

e<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ken der Löhne oder dergleichen gesprochen; ausdrücklich gibt es sogar den Vorbehalt<br />

"...welches immer se<strong>in</strong>e Zahlung, hoch oder niedrig...". Die Verschlechterung bezieht sich auf<br />

die "Lage des Arbeiters" als Objekt der kapitalistischen Verwertung: Ebenfalls unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

e<strong>in</strong>es nicht regulierten Arbeitsmarkts bei gleichzeitiger scharfer Konkurrenz zwischen<br />

den Arbeitskräften.<br />

E<strong>in</strong> "Gesetz der absoluten Verelendung" ist e<strong>in</strong>e nachträgliche Konstruktion, die offenbar aus<br />

den 1940er Jahren stammt und sich dann <strong>in</strong> diversen Lehrbüchern des Staatsmarxismus als politische<br />

Interpretation breitgemacht hat. Noch als Folge da<strong>von</strong> f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> der MEW 23 rund e<strong>in</strong><br />

dutzend E<strong>in</strong>träge im Sachregister unter "Verelendung", obwohl das Wort selbst im Text gar<br />

nicht vorkommt. 523<br />

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