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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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444 M. nutzt das Beispiel der Eisenbahn, für deren Betrieb die Nutzungdauer <strong>von</strong> Schwellen, Schienen, Waggons<br />

und Lokomotiven sehr unterschiedlich ausfallen. Heute hat jedes größere Unternehmen e<strong>in</strong>en Überblick über Anlagen<br />

und Masch<strong>in</strong>en, ihre kalkulierte Abschreibung und die daraus sich ergebenden Zeitpunkte für neue Investitionen<br />

und deren F<strong>in</strong>anzierungsbedarf <strong>in</strong> aktuellen Neuanschaffungspreisen.<br />

445 "Obgleich, wie wir gesehn, e<strong>in</strong> größrer <strong>Teil</strong> des zum Ersatz des Verschleißes des fixen Kapitals zurückfließenden<br />

Geldes jährlich, oder selbst <strong>in</strong> kürzern Zeiträumen, wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Naturalform rückverwandelt wird, ist dennoch<br />

für jeden e<strong>in</strong>zelnen Kapitalisten e<strong>in</strong> Amortisationsfonds nötig für den <strong>Teil</strong> des fixen Kapitals, der nur nach<br />

Verlaut <strong>von</strong> Jahren auf e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Reproduktionsterm<strong>in</strong> tritt und dann ganz zu ersetzen ist. E<strong>in</strong> bedeutender<br />

Bestandteil des fixen Kapitals schließt durch se<strong>in</strong>e Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Außerdem,<br />

wo die Reproduktion stückweis <strong>in</strong> der Weise geschieht, daß <strong>in</strong> kürzern Intervallen dem entwerteten Bestand neuer<br />

zugefügt wird, ist je nach dem spezifischen Charakter des Produktionszweigs e<strong>in</strong>e vorherige Geldakkumulation<br />

<strong>von</strong> größrem oder ger<strong>in</strong>grem Umfang nötig, bevor dieser Ersatz stattf<strong>in</strong>den kann. Nicht jede beliebige Geldsumme<br />

reicht dazu h<strong>in</strong>, es wird e<strong>in</strong>e Geldsumme <strong>von</strong> bestimmtem Umfang dazu erheischt." (MEW 24, S.181f)<br />

446 Nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geburtstunde, also vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leben als produktives Kapital, zirkuliert das fixe Kapital<br />

vollständig, als Ware, nämlich wenn es gekauft wird. Masch<strong>in</strong>en, Werkhallen, Hochöfen, Schiffe... sie werden<br />

<strong>in</strong> der Regel vollständig bezahlt, wenn sie die Hände des Produzenten verlassen und dem Käufer für die produktive<br />

Nutzung übergeben werden. Ob diese Bezahlung selbst wieder als Kredit um viele Ecken wie beim Leas<strong>in</strong>g<br />

oder durch vollständigen Geldtransfer erfolgt, macht für die Verwertung ke<strong>in</strong>en Unterschied. Es schafft nur e<strong>in</strong>e<br />

Menge neuer Verwicklungen, wenn es zu Störungen <strong>in</strong> der Verwertung kommt.<br />

Die aus der stofflichen Besonderheit des fixen Kapitals erwachsenden Probleme hat sowohl der Produzent der<br />

Arbeitsmittel als auch ihr Konsument zu bewältigen: Für den Produzenten des fixen Kapitals ergeben sich die<br />

Probleme aus der großen Differenz <strong>von</strong> Arbeitsperiode und Produktionszeit, die durch hohen Kapitalvorschuss<br />

überbrückt werden muß. Der Käufer des fixen Kapitals hat die Probleme der langfristigen Verwertung und der<br />

zyklischen F<strong>in</strong>anzierung und natürlich die Risiken des moralischen Verschleißes (= Veralterung durch technischen<br />

Fortschritt) zu tragen.<br />

Wer die kapital<strong>in</strong>tensiven Anlagen für andere Produktionsprozesse selbst bei hoher Kapitalfixierung produziert,<br />

hat doppeltes Problem. Daher s<strong>in</strong>d die Unternehmen der Investitionsgüter<strong>in</strong>dustrie nicht nur <strong>von</strong> strategischer<br />

Bedeutung, sondern bilden auch die besonderen Problemzonen jeder gesellschaftlichen Reproduktion. Deshalb<br />

wird uns dieser Bereich als wichtige Abteilung 1 <strong>in</strong> M.s Reproduktionsschema noch beschäftigen.<br />

447 "Da die Proportionen, wor<strong>in</strong> der Produktionsprozeß erweiterbar, nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben<br />

s<strong>in</strong>d, so kann der realisierte Mehrwert, obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung<br />

verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muß also bis dah<strong>in</strong> aufgehäuft werden), wor<strong>in</strong><br />

er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren oder <strong>in</strong> den Kreislauf des prozessierenden Kapitalwerts e<strong>in</strong>gehn<br />

kann. Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet <strong>in</strong> dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange<br />

es <strong>in</strong> der Geldform verharrt, nicht als Kapital wirken kann." (MEW 24, S.83)<br />

Nehmen wir e<strong>in</strong>e Textilfabrik. E<strong>in</strong> paar weitere Arbeitsplätze irgendwo <strong>in</strong> die Halle zu quetschen, mag mit überschaubarem<br />

Kapitalaufwand möglich se<strong>in</strong>. Wenn aber e<strong>in</strong> langfristiger Vertrag mit e<strong>in</strong>er Handelskette den Ausbau<br />

der Kapazitäten um 30% erfordert, wird e<strong>in</strong>e neue Halle samt Arbeitsplätzen und Technik erforderlich. <strong>Das</strong><br />

ist aus dem laufenden Wertrückfluß nicht zu f<strong>in</strong>anzieren; da greift man auf Kredit zurück. In den Branchen mit<br />

hoher Kapitalfixierung stellen sich die F<strong>in</strong>anzierungsprobleme bei Ausbau oder Modernisierung noch viel drängender.<br />

448 Wie auch immer die Lösung aussieht: Anschaffung neuer Arbeitsmittel, Umstellung oder Verkle<strong>in</strong>erung der<br />

Produktion, Abstoßen <strong>von</strong> Problembereichen mit Konzentration auf das Kerngeschäft, Fusion mit anderen Unternehmen<br />

<strong>in</strong> ähnlicher Lage, Unternehmen verkaufen, Zugeständnisse der Mitarbeiter erpressen, durch Auflösung<br />

<strong>von</strong> Reserven die mehrwertmäßige Trockenzeit überstehen usw.usf. Die Möglichkeiten s<strong>in</strong>d zahlreich und die<br />

meisten da<strong>von</strong> erfordern die Aufnahme <strong>von</strong> Kreditmitteln. Natürlich müssen die besonders betroffenen Kapitale<br />

auch schlicht das Handtuch werfen und Konkurs anmelden.<br />

449 Über die Zirkulation des produktiven Kapitals heißt es bei M.: "Um die Formel des Kreislaufs re<strong>in</strong> zu betrachten,<br />

genügt es nicht zu unterstellen, daß die Waren zu ihrem Wert verkauft werden, sondern daß dies unter sonst<br />

gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir z.B. die Form P... P, abgesehn <strong>von</strong> allen technischen Revolutionen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Produktionsprozesses, die das produktive Kapital e<strong>in</strong>es bestimmten Kapitalisten entwerten<br />

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