09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Marx</strong> und Engels verwenden wir die MEW-Bände, die man sich gut antiquarisch beschaffen oder beim Dietz-<br />

Verlag Berl<strong>in</strong> (hrsg. <strong>von</strong> der Rosa-Luxemburg-Stiftung) als Repr<strong>in</strong>ts kaufen kann. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n immer größeren <strong>Teil</strong> der<br />

MEW gibt es auch im Internet, z.B. bei �www.mlwerke.de oder �www.zeno.org.<br />

19 s. Fußnote 90<br />

20 M. war schon kurz nach Ersche<strong>in</strong>en des <strong>1.</strong> Bands skeptisch über den Fortgang se<strong>in</strong>er Arbeit. Vom 2. Band sagte<br />

er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an Kugelmann vom 6.3.1869, dass "der wohl niemals ersche<strong>in</strong>en wird, wenn sich me<strong>in</strong> Zustand<br />

nicht ändert" (MEW 32, S.539). Aber das Manuskript für Band 2 war dennoch so weit gediehen, dass Engels<br />

ihn bereits drei Jahre nach M.s Tod herausgeben konnte.<br />

21 E<strong>in</strong>ige <strong>Marx</strong>ologen versuchen den Umstand, dass die 'besonders wichtigen' Bände 2 und 3 <strong>von</strong> Engels herausgegeben<br />

wurden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Marx</strong>-Engels-Gegensatz umzudeuten. Motto: <strong>Marx</strong> war sich gar nicht sicher, hatte<br />

am Ende große Zweifel an se<strong>in</strong>er Theorie usw., aber Engels hat M.s Selbstzweifel glattgebügelt und e<strong>in</strong>en vulgären<br />

<strong>Marx</strong>ismus begründet, gegen den sich M., da tot, nicht wehren konnte. Tatsächlich hatte M. die Manuskripte<br />

zu allen Bänden des "Kapital" bereits <strong>in</strong> Rohfassung erstellt, bevor der erste Band überhaupt erschien. Engels hat<br />

nur die mühselige Arbeit übernommen, daraus e<strong>in</strong>e druckfertige Fassung zu machen. <strong>Das</strong>s M. mit se<strong>in</strong>er Arbeit<br />

niemals recht zufrieden war, sollte wohl stimmen. Und wäre M. 150 Jahre alt geworden, hätte er bestimmt alles<br />

immer wieder neu geschrieben. Aber "wenn" und "hätte" zählt nicht. Wir haben M.s Werk erst mal so zu nehmen,<br />

wie es uns vorliegt, gerade auch dank Friedrich Engels, der wegen se<strong>in</strong>er Arbeit als Herausgeber auf viele<br />

geplante eigene Arbeiten selbstlos verzichtetete. Engels hat an M.s Werk <strong>in</strong>haltlich nichts geändert; e<strong>in</strong> Vergleich<br />

der Urschriften mit dem "Kapital" ergibt zwar e<strong>in</strong>ige unterschiedliche Lesarten; aber die s<strong>in</strong>d ohne Belang. Bedeutet:<br />

Auf allen Bänden des "Kapital" steht nicht nur <strong>Marx</strong> drauf, es ist auch <strong>Marx</strong> dr<strong>in</strong>.<br />

22 Bevor irgendjemand se<strong>in</strong>e Phantasie strapaziert: Diese Korrekturen stellen ke<strong>in</strong>e Zensur durch staatlich bestallte<br />

<strong>Marx</strong>isten der DDR dar. Im Gegenteil: Sie haben M.s Rohmanuskript wieder hergestellt, das Kautsky aus nicht<br />

immer nachvollziehbaren Gründen stark gekürzt und entgegen M.s und Engels Absicht auch niemals als 4. Band<br />

des "Kapital" betrachtet hatte.<br />

Gravierender ist Kautskys Versuch, die "Theorien" lesbarer zu machen. Deshalb hat er sich nicht an M.s Gliederung<br />

des Materials gehalten, sondern die verschiedenen <strong>Teil</strong>e des Manuskripts thematisch neu gruppiert, dabei<br />

aber mehr auf die Ideengeschichte der politischen Ökonomie, weniger auf die Geschichte <strong>von</strong> M.s eigenen Ideen<br />

geachtet.<br />

Aber ob man die "Theorien" <strong>in</strong> der Kautsky-Ordnung oder <strong>in</strong> der mehr als doppelt so umfangreichen heutigen<br />

Urfassung liest: In jedem Fall merkt man mit der ersten Zeile des Textes, dass es sich nicht um e<strong>in</strong>en fertigen Text<br />

handelt. Doch für jeden, der sich mit M.s Forschungs- und Denkweise <strong>in</strong>tensiver beschäftigt, s<strong>in</strong>d die "Theorien<br />

über den Mehrwert" unverzichtbares Material, aus dem sich die schrittweise Herausbildung der typisch<br />

<strong>Marx</strong>'schen Methode und se<strong>in</strong>e Lösung der polit-ökonomischen Grundfragen rekonstruieren läßt.<br />

Um M.s politisch-ökonomische Theorie zu verstehen, die er <strong>in</strong> den ersten drei Bänden des "Kapital" vor uns ausbreitet,<br />

s<strong>in</strong>d die "Theorien über den Mehrwert" nicht erforderlich.<br />

23 <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d die Bände des "Kapital" <strong>in</strong> den bekannten blauen MEW-Bänden. Wie schon erwähnt, bedeutet MEW<br />

nichts anderes als <strong>Marx</strong>-Engels-Werke. Obwohl die <strong>in</strong>zwischen auf mehr als 40 Bände angewachsen ist, enthält<br />

sie nur den kle<strong>in</strong>eren <strong>Teil</strong> der Arbeiten <strong>von</strong> <strong>Marx</strong> und Engels. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n Schritt weiter geht die MEGA. Die Abkürzung<br />

bedeutet <strong>Marx</strong>-Engels-Gesamtausgabe, <strong>in</strong> der alle schriftlichen Äußerungen der beiden Superhirne <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Publikationssprachen zusammengefaßt werden sollen. Die Herausgabe der MEGA wurde 1975 <strong>in</strong> der UdSSR<br />

und DDR begonnen und war durch den Zusammenbruch der sozialistischen Staaten lange Zeit gefährdet. Heute<br />

wird die Herausgabe der MEGA durch die Internationale <strong>Marx</strong>-Engels-Stiftung (IMES) <strong>in</strong> Amsterdam fortgesetzt<br />

und hoffentlich auch zu Ende geführt. Aktuelle Informationen zum Stand der MEGA f<strong>in</strong>det man im Internet.<br />

Wenn die MEGA <strong>in</strong>zwischen auch zu e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> akademischen Geschäft auf nicht-marxistischer (teilweise auch<br />

anti-marxistischer) Grundlage geworden ist, so s<strong>in</strong>d bisher jedenfalls die editorischen Leistungen gut. Diverse<br />

marx-tötende Vorworte und drollige Sachregister nehmen wir gerne h<strong>in</strong>, wenn nur die bisher unveröffentlichten<br />

Manuskripte endlich zugänglich werden.<br />

24 Die erste wirklich funktionstüchtige Schreibmasch<strong>in</strong>e gab es zwar schon 1865; M. hätte also das Schlußmanuskript<br />

tippen können. Aber diese ersten Masch<strong>in</strong>en gab es nur <strong>in</strong> handwerklicher Stückzahl und spielten e<strong>in</strong>e Außenseiterrolle.<br />

Sogar die ersten fabrikmäßig produzierten Schreibmasch<strong>in</strong>en der Firma Rem<strong>in</strong>gton <strong>von</strong> 1874 wa-<br />

249

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!