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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Wenn wir den Arbeitsprozess unter der Perspektive der Wertbildung betrachten, gehen e<strong>in</strong>zelne<br />

Werte vollständig, andere nur teilweise auf das neue Produkt über, obwohl immer die gesamte<br />

stoffliche Masch<strong>in</strong>erie des Arbeitsprozesses <strong>in</strong> Bewegung ist. Um diese Tatsache begrifflich zu<br />

fassen, kommt M. zur oft zitierten Unterscheidung zwischen dem konstanten und dem variablen<br />

Kapital und zwischen dem fixen (fixierten) und dem zirkulierenden Kapital. Diese Unterschiede,<br />

so harmlos sie uns begegnen, werden zu sehr gravierenden Schlußfolgerungen führen.<br />

Konstantes Kapital und variables Kapital<br />

Die Werttheorie führt M. zu der Feststellung, dass im Wertbildungsprozess durch den E<strong>in</strong>satz der<br />

Arbeitskraft sowohl die Werte der dabei verbrauchten "toten Elemente" und der Wert der Arbeitskraft<br />

an das neue Produkt übergeben werden, dass aber auch neuer Wert entsteht: "Durch<br />

das bloß quantitative Zusetzen <strong>von</strong> Arbeit wird neuer Wert zugesetzt, durch die Qualität der zugesetzten<br />

Arbeit werden die alten Werte der Produktionsmittel im Produkt erhalten." 221<br />

Warum müssen wir diese zwei Seiten der Wertbildung unterscheiden und warum haben wir das<br />

vorher nicht getan? Die letzte Frage zuerst: Als wir die Wertbildung der Ware analysierten, haben<br />

wir e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Arbeitsprozess mit Anfangs- und Endpunkt angenommen und haben<br />

nur den Endpunkt, die Ware, betrachtet. Was davor lag, war uns e<strong>in</strong>erlei. Jetzt untersuchen<br />

wir den Arbeitsprozess, der mit vielen anderen Arbeitsprozessen vernetzt ist. Die Produkte der<br />

über den Markt vermittelten Produktionsprozesse wechseln <strong>von</strong> dem e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den anderen über.<br />

Dabei geht der Wert natürlich nicht verloren. Die <strong>in</strong> den Waren repräsentierte gesellschaftliche<br />

Arbeit löst sich nicht durch den Wechsel <strong>in</strong> andere Produktionsprozesse auf, sondern wird <strong>in</strong> die<br />

weiterverarbeitenden Produktionsprozessen stofflich und damit immer auch <strong>in</strong> Wertform e<strong>in</strong>gespeist.<br />

Die zwei Seiten der Wertbildung: Übertragung des <strong>in</strong> den genutzten Gebrauchswerten bereits<br />

enthaltenen Werts und Bildung <strong>von</strong> Neuwert durch E<strong>in</strong>satz der Arbeitskraft, machen e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Unterscheidung erforderlich, nämlich die <strong>in</strong> konstantes und <strong>in</strong> variables Kapital. Beide Kapitalteile<br />

spielen für die Wertbildung im Produktionsprozess e<strong>in</strong>e ganz unterschiedliche Rolle. 222<br />

<strong>Das</strong> konstante Kapital umfaßt alle Investitionen für Produktionsmittel wie Rohmaterial, Energie,<br />

Masch<strong>in</strong>en, Gebäude, Transport- und Kommunikationsmittel usw. <strong>Das</strong> ist der <strong>Teil</strong> des Kapitals,<br />

der se<strong>in</strong>e Wertgröße im Produktionsprozess nicht ändert, dessen Wert aber auf die neu geschaffenen<br />

Produkte übergeht.<br />

<strong>Das</strong> variable Kapital umfaßt die Investitionen für die Arbeitskraft: <strong>Das</strong> ist der <strong>Teil</strong> des Kapitals,<br />

der wertschöpfend im Produktionsprozess tätig ist, also nicht nur se<strong>in</strong>en eigen Wert reproduziert<br />

und den Wert der e<strong>in</strong>gespeisten Rohstoffe und Waren auf die neuen Produkte überträgt, sondern<br />

darüber h<strong>in</strong>aus neuen Wert, eben Mehrwert schafft.<br />

Was M. selbst als "objektive und subjektive Faktoren" bezeichnet, begegnete uns bereits als Zusammenwirken<br />

des toten Kapitals mit der lebendigen Arbeitskraft. Wie immer man es nennt:<br />

Wichtig ist die Besonderheit der Arbeitskraft. Sie ist nicht nur lebendig, weil sie an den lebendigen<br />

Menschen gebunden ist. Sie ist lebendig, weil sie den toten Elementen des Produktionsprozesses<br />

<strong>in</strong> neuen Produkten e<strong>in</strong> Weiterleben als Gebrauchswert und Wert ermöglicht, weil sie den<br />

Wert des konstanten Kapitals sowie den eigenen Wert <strong>in</strong> jeder Sekunde ihrer Tätigkeit auf die<br />

neuen Produkte überträgt. Und weil dabei die Arbeitskraft Wert über den eigenen Warenwert<br />

h<strong>in</strong>aus schafft, entsteht über die Weitergabe des Werts h<strong>in</strong>aus neuer Wert, den wir bereits als<br />

Mehrwert kennengelernt haben.<br />

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