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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Nutzung offen legen. Nicht nur ökonomische Krisen konstatieren, sondern ihre Wurzeln und ihre komplexen<br />

Auswirkungen erkennen. Nicht <strong>von</strong> globalen Sachzwängen, <strong>von</strong> Kapitallogik und ähnlichem reden, sondern die<br />

Veränderungen <strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Bed<strong>in</strong>gungen des heutigen Kapitalismus, se<strong>in</strong>e Mehrwertquellen und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>neren<br />

Widersprüche und Grenzen aufdecken. Und natürlich: Die Zusammenhänge zwischen dem ökonomischen<br />

System auf der e<strong>in</strong>en und Eroberung und Kriegen auf der anderen Seite zu untersuchen.<br />

7 Die Entgegnung des Gewerkschafters T.J.Dunn<strong>in</strong>g auf die Behauptung, das Kapital sei "ängstlicher Natur" und<br />

fliehe vor Tumult und Streit, hat M. so gut gefallen, dass er sie als Fußnote <strong>in</strong> den <strong>1.</strong> Band des "Kapital" aufgenommen<br />

hat. Selbstverständlich mit korrekter Angabe des Autors. Dunn<strong>in</strong>g erwidert der Friedfertigkeits-These:<br />

"<strong>Das</strong> ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. <strong>Das</strong> Kapital hat e<strong>in</strong>en Horror vor Abwesenheit <strong>von</strong> Profit<br />

oder sehr kle<strong>in</strong>em Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent<br />

sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100<br />

Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter se<strong>in</strong>en Fuß; 300 Prozent, und es existiert ke<strong>in</strong> Verbrechen,<br />

das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit br<strong>in</strong>gen, wird es sie beide encouragieren<br />

(=fördern). Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel." (MEW 23, S.788) Soweit das Zitat. Ist es aktuell?<br />

Gewiß, aber mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung. All das geschieht bereits für e<strong>in</strong>e wesentlich ger<strong>in</strong>gere Profitrate.<br />

8 Allerd<strong>in</strong>gs kann man "Kritik der politischen Ökonomie" auch zweifach verstehen: E<strong>in</strong>mal als Kritik an der politischen<br />

Ökonomie, die M. vorf<strong>in</strong>det. Zum andern als Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen mit Hilfe der politischen<br />

Ökonomie.<br />

Auch der Titel, den M. dem <strong>1.</strong> Band se<strong>in</strong>es 'Kapital' gegeben hat, paßt <strong>in</strong> die Serie der Mehrdeutigkeiten. 'Der<br />

Produktionsprozeß des Kapitals' me<strong>in</strong>t ja nicht nur die Art und Weise, wie der Produktionsprozess durch das Kapital<br />

gestaltet wird, sondern me<strong>in</strong>t auch den historischen Prozess, der das Kapital selbst hervorbr<strong>in</strong>gt, und den<br />

Prozess, der das Kapital immer wieder reproduziert.<br />

M.s Vorliebe für solche sprachlichen Mehrdeutigkeiten und Wortspiele s<strong>in</strong>d bekannt und auch berüchtigt. Sie sollen<br />

im Fortgang unserer <strong>Spurensuche</strong> nicht weiter vertieft werden. Die Angelegenheit ist auch so schon kompliziert<br />

genug.<br />

9 Die �Ökonomisch-philosophischen Manuskripte aus dem Jahre 1844 f<strong>in</strong>den sich im MEW Ergänzungsband, <strong>1.</strong><br />

<strong>Teil</strong>, S.465-588<br />

10 In weiten <strong>Teil</strong>en ist das �"Kommunistische Manifest" so etwa wie e<strong>in</strong> Loblied auf die historischen Leistungen<br />

der Bourgeoisie. Um nur e<strong>in</strong>ige Beispiele zu zitieren:<br />

"Die große Industrie hat den Weltmarkt hergestellt, den die Entdeckung Amerikas vorbereitete. Der Weltmarkt<br />

hat dem Handel, der Schiffahrt, den Landkommunikationen e<strong>in</strong>e unermeßliche Entwicklung gegeben. Diese hat<br />

wieder auf die Ausdehnung der Industrie zurückgewirkt, und <strong>in</strong> demselben Maße, wor<strong>in</strong> Industrie, Handel, Schiffahrt,<br />

Eisenbahnen sich ausdehnten, <strong>in</strong> demselben Maße entwickelte sich die Bourgeoisie, vermehrte sie ihre Kapitalien,<br />

drängte sie alle vom Mittelalter her überlieferten Klassen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund."<br />

"Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktions<strong>in</strong>strumente, also die Produktionsverhältnisse, also<br />

sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren."<br />

"Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch<br />

gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den<br />

Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien s<strong>in</strong>d vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet."<br />

(MEW 4, S.463ff)<br />

Man muß das Manifest immer mal wieder lesen und sich klar machen, dass es schon über 160 Jahre alt ist, obwohl<br />

es so "modern" kl<strong>in</strong>gt… Wir kommen auf dieses echte Jahrtausendwerk später noch zurück.<br />

11 Als M. <strong>in</strong> London e<strong>in</strong>traf hatte, er bereits zahlreiche Arbeiten verfasst. Um nur die wichtigsten neben dem<br />

"Kommunistischen Manifest" zu nennen: �Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1843), �Die heilige<br />

Familie (1845, mit Engels), �Die deutsche Ideologie (1845-1846, mit Engels), �<strong>Das</strong> Elend der Philosophie<br />

(1846-1847)<br />

12 Vielleicht schließen e<strong>in</strong>ige gleich empört unseren Text. Aber wir müssen fairerweise festhalten: Die politische<br />

Ökonomie alle<strong>in</strong> wird uns noch ke<strong>in</strong>en Weg zur Überw<strong>in</strong>dung der kapitalistischen Produktionsweise vorzeichnen.<br />

Sie wird uns nur (?) sagen, was das überhaupt ist: Bürgerliche Gesellschaft. Sie wird uns nur (?) zeigen, warum<br />

e<strong>in</strong>e solche Überw<strong>in</strong>dung überhaupt zur Debatte steht. Und sie läßt uns begreifen, dass gesellschaftliche Verän-<br />

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