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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Akkumulation funktioniert also nur durch parallele Ausweitung aller <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander verwobenen<br />

Produktionsprozesse <strong>in</strong> bestimmten, zue<strong>in</strong>ander passen-den Proportionen. Wie wird die Proportionalität<br />

der Akkumulation gesichert? Es gibt ja ke<strong>in</strong>e Absprachen 316 zwischen den Kapitalisten,<br />

ke<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Plan. Wir haben es mit E<strong>in</strong>zelproduzenten zu tun, die ihren eigenen privaten<br />

Interessen <strong>in</strong>s Ungewisse folgen, immer hoffend, dass sie sich im E<strong>in</strong>klang mit der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Entwicklung bef<strong>in</strong>den.<br />

Die Regulation erfolgt e<strong>in</strong>zig über den Markt. Wir haben das schon als Wertgesetz kennengelernt<br />

und für die e<strong>in</strong>fache Warenproduktion formuliert. Se<strong>in</strong>e wichtigste Leistung bestand dar<strong>in</strong>,<br />

über die Preisbildung höhere Arbeitsproduktivität zu fördern und über die Konkurrenz die Verteilung<br />

der gesellschaftlichen Arbeit auf die Sektoren der Produktion nach der Nachfrage am<br />

Markt zu regeln. Die kont<strong>in</strong>uierliche Ausweitung der gesellschaftlichen Produktion durch Akkumulation<br />

der E<strong>in</strong>zelkapitale stellt ähnliche, nur deutlich komplexere Anforderungen an diese Regulation.<br />

<strong>Das</strong> Modell der e<strong>in</strong>fachen Warenproduktion zeigte uns auch, wie das Wertgesetz wegen der<br />

zentralen Rolle des Marktes immer nur im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> reguliert, also nicht etwa die gesellschaftliche<br />

Arbeit vorausschauend e<strong>in</strong>teilt, sondern Fehlentwicklungen korrigiert. Ke<strong>in</strong> erfreulicher Gedanke,<br />

wenn wir an Umfang und Komplexität des kapitalistischen Reproduktionsprozesses denken.<br />

Welche Risiken und Nebenwirkungen sich für die Akkumulation alle<strong>in</strong> ergeben, wenn<br />

durch Kapitalisierung <strong>von</strong> Mehrwert die Masch<strong>in</strong>en- und Arbeiterzahl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sektor erhöht<br />

wird, aber Zulieferer oder Märkte dah<strong>in</strong>ter zurückbleiben, läßt sich leicht vorstellen: Totes Kapital,<br />

Verluste, Entlassungen, vielleicht sogar e<strong>in</strong>e Strukturkrise, wenn e<strong>in</strong>e ganze Branche betroffen<br />

ist. Gewiß erzw<strong>in</strong>gt auch hier das Wertgesetz e<strong>in</strong>e Korrektur. Aber um welchen Preis? Wir<br />

werden uns später dem Wertgesetz <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er spezifisch kapitalistischen Formulierung noch zuwenden.<br />

Aber soviel ist uns schon klar: Krisen gehören ganz offenbar zu se<strong>in</strong>em festen Repertoire<br />

und spielen für die Durchsetzung des Wertgesetzes e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />

Organische Zusammensetzung des Kapitals<br />

Für die Sicherung des relativen Mehrwerts erwies sich die Steigerung der Arbeitsproduktvität als<br />

die entscheidende Methode. Ihr auffälligstes Element ist die Technisierung der Produktion, wodurch<br />

es gel<strong>in</strong>gt, mit derselben Arbeitsmenge e<strong>in</strong>e größere Menge an Produktionsmitteln <strong>in</strong> Bewegung<br />

zu setzen. Solche technisch fortgeschrittenen Produktionsmittel schaffen sich nicht<br />

selbst. Sie müssen produziert und gekauft werden. <strong>Das</strong> funktioniert natürlich nur, wenn auf entsprechendem<br />

Niveau akkumuliert wird, also große <strong>Teil</strong>e des Mehrwerts <strong>in</strong> den Produktionsprozess<br />

als neue Produktionsmittel, Rohstoffe und Zulieferungen zurückfließen. Dabei verändert<br />

sich die Zusammensetzung des Kapitals.<br />

Als wir den Wertbildungsprozess untersuchten, haben wir die unterschiedliche Rolle der stofflichen<br />

Elemente des Arbeitsprozesses für die Verwertung herausgearbeitet. Die Aufteilung <strong>in</strong> Produktionsmittel<br />

und Arbeitskraft spiegelt sich auf der Wertseite als <strong>Teil</strong>ung <strong>in</strong> konstantes Kapital<br />

und variables Kapital. E<strong>in</strong> bestimmtes Verhältnis zwischen beiden ist zu jedem Zeitpunkt für den<br />

Stand der Entwicklung typisch. In dieser Funktion e<strong>in</strong>es Gradmessers der gesellschaftlichen Produktivkraft<br />

nennt M. das die organische Zusammensetzung des Kapitals. 317<br />

Die organische Zusammensetzung des Kapitals <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Produktionszweigen unterscheidet<br />

sich deutlich. Roheisengew<strong>in</strong>nung oder Eisenbahnbetrieb erfordern e<strong>in</strong>en höheren Anteil<br />

an konstantem gegenüber variablem Kapital als etwa e<strong>in</strong>e Hemdenfabrik, <strong>in</strong> der 300 Nähmasch<strong>in</strong>en<br />

und e<strong>in</strong>e Werkhalle fast schon das ganze konstante Kapital darstellen. Solche Unter-<br />

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