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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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ensmittel<strong>in</strong>dustrie oder Wachstumszeiten <strong>in</strong> der Agrar<strong>in</strong>dustrie erforderlich s<strong>in</strong>d oder das Produkt<br />

nach Lackierung trocknen oder nach Heißbehandlung auskühlen muß, entstehen natürliche<br />

oder arbeitstechnische Pausen. Auch Rüstzeiten für Masch<strong>in</strong>en gehören hierher. Solche<br />

Unterbrechnungen müssen überwunden werden. 407<br />

Die Mittel s<strong>in</strong>d vielfältig. <strong>Das</strong> wichtigste: Ausbau der Kapazitäten, um während der Reife- oder<br />

Trocknungs- oder Abkühlungszeit <strong>von</strong> Produkten mit anderen Zwischenprodukten fortzufahren,<br />

die bereits die Fertigungsstufe durchlaufen haben. Auch die Verkürzung der "natürlichen" Pausen<br />

im Arbeitsprozess durch chemische oder technische oder andere Mittel wäre zu nennen. 408<br />

Natürlich gehört die sattsam bekannte Fließfertigung <strong>in</strong> den Fabriken ebenfalls hierher. Sogar die<br />

Standardisierung, also die Verwendung derselben <strong>Teil</strong>e <strong>in</strong> vielen Produkten, trägt ebenso zur<br />

Verstetigung der Produktionsprozesse wie zur M<strong>in</strong>imierung <strong>von</strong> Lager- und Masch<strong>in</strong>enkosten<br />

bei.<br />

Alle diese für die Verwertung so wichtigen Maßnahmen zur Verstetigung des Produktionsprozesses<br />

waren immer mit neuem Kapitalaufwand und wachsenden Betriebsgrößen verbunden.<br />

Der <strong>von</strong> uns bereits beschriebene objektive Zwang zur Verwertung und Akkumulation des Kapitals<br />

f<strong>in</strong>det hier e<strong>in</strong> weites Betätigungsfeld. Und was wir Verwertungszwang nennen, ersche<strong>in</strong>t<br />

aus Unternehmersicht als e<strong>in</strong> Zwang, der sche<strong>in</strong>bar aus der Produktionstechnik selbst erwächst.<br />

Größere Auswirkungen auf den Verwertungsprozess haben die langen Unterbrechungen, die<br />

durch den biologischen Rhythmus und kulturelle Gewohnheiten entstehen. Masch<strong>in</strong>en können<br />

ständig laufen. Und je länger sie laufen, desto schneller verwerten sie sich. Hier f<strong>in</strong>den wir den<br />

Ausgangspunkt für alle Versuche, durch Nachtarbeit und Schichtsysteme und Sonntagsarbeit die<br />

Produktionszeit auszudehnen.<br />

Vor allem <strong>in</strong> Bereichen hoher organischer Zusammensetzung des Kapitals entwickelt der Kapitalist<br />

e<strong>in</strong> vitales Interesse, die hohen Investitionen umgehend und möglichst kont<strong>in</strong>uierlich "arbeitssaugend"<br />

zu nutzen. Freilich gibt es auch technische Vorgaben. Oft ist es schon die Dauer<br />

des Arbeitsprozesses, etwa <strong>in</strong> der Stahlgew<strong>in</strong>nung, die e<strong>in</strong>e Ausdehnung der Arbeitszeit erzw<strong>in</strong>gt.<br />

Schön für den Unternehmer, wenn diese Vorgabe des Arbeitsprozesses auch e<strong>in</strong>en beschleunigten<br />

Umlauf se<strong>in</strong>es Kapitals hervorbr<strong>in</strong>gt. 409<br />

Der dritte <strong>von</strong> M.s genannten Punkten ist <strong>in</strong> vielen Branchen <strong>von</strong> großer Bedeutung und hat<br />

über die ganze Geschichte der kapitalistischen Produktionsweise h<strong>in</strong>weg immer wieder zu großen<br />

Veränderungen geführt. Hier geht es um die Zulieferung und Lagerhaltung. Was der Unternehmer<br />

an Rohstoffen kauft und auf Lager hält, um jederzeit die Kont<strong>in</strong>uität der Produktion zu<br />

sichern, ist brach liegendes, "latentes Kapital", wie M. das nennt, dessen Verwertung erst <strong>in</strong> der<br />

Zukunft stattf<strong>in</strong>det. Die Verm<strong>in</strong>derung des latenten Kapitals durch passgenaue Anlieferung und<br />

Abbau der Lagerbestände hat seit den 1970er Jahren die Produktionsabläufe und die Transport<strong>in</strong>dustrie<br />

umgestaltet. Aber solche Überlegungen spielten auch zu M.s Zeit e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle bei der Fortentwicklung der Eisenbahn- und Kanalnetze, hatten starken E<strong>in</strong>fluß auf die<br />

Standortwahl und die Entwicklung der optimalen Betriebsgrößen für den jeweiligen Entwicklungsstand.<br />

Halten wir die bisherigen Ergebnisse zum kapitalistischen Funktionszeit-Dilemma mit M.s Worten<br />

fest:<br />

"Welches immer der Grund des Überschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit – sei es,<br />

daß Produktionsmittel nur latentes produktives Kapital bilden, also sich noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorstufe<br />

zum wirklichen Produktionsprozeß bef<strong>in</strong>den, oder daß <strong>in</strong>nerhalb des Produktionsprozesses<br />

durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder daß endlich der Produktions-<br />

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