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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Ergebnisse, Darstellung der <strong>Marx</strong>'schen Lösung alter Probleme. Insofern ist es gar nicht überraschend,<br />

wenn wir erfahren, dass der <strong>1.</strong> Band des "Kapital" tatsächlich der zuletzt geschriebene<br />

ist. 90 Denn um zu dieser raff<strong>in</strong>ierten Form der Darstellung zu gelangen, muß selbstverständlich<br />

der gesamte Stoff und die vollständige Lösung der Probleme vorher h<strong>in</strong>reichend bekannt se<strong>in</strong>.<br />

Dennoch ist der Startpunkt "Ware" ke<strong>in</strong> bloßer didaktischer Kniff. Abgesehen <strong>von</strong> den großen<br />

Vorteilen für die Darstellung des Stoffs liegt auch M.s Ausgangspunkt "Ware" durchaus noch<br />

auf der Traditionsl<strong>in</strong>ie. Wir werden sehen, dass gerade dar<strong>in</strong> die klassischen Ausgangspunkte<br />

vere<strong>in</strong>igt werden: E<strong>in</strong>mal die Arbeitsteilung, die Smith an den Anfang se<strong>in</strong>es Werks setzt, zum<br />

andern der Wert, mit dem Ricardo se<strong>in</strong> Hauptwerk eröffnet. 91<br />

Mit diesem Startpunkt stehen wir auf der untersten Stufe unseres Aufstiegs vom Abstrakten<br />

zum Konkreten. Aber auch hier bewahrt M. die Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> struktureller und historischer<br />

Analyse. Denn jede Ware, die sich uns zum Kauf anbietet, ruft uns viele Fragen zu:<br />

Wodurch wird e<strong>in</strong> Produkt zu e<strong>in</strong>er Ware? Was ist das besondere am Warenreichtum? Dazu gehört:<br />

Wodurch wird e<strong>in</strong>e Gesellschaft zu e<strong>in</strong>er warenproduzierenden Gesellschaft? Welches s<strong>in</strong>d<br />

die historischen Voraussetzungen der Warenproduktion? 92<br />

Und wir hören die alte Frage, mit der sich schon M.s Vorgänger herumschlugen: Warum s<strong>in</strong>d<br />

Waren überhaupt gegene<strong>in</strong>ander tauschbar? Was ist allen Waren geme<strong>in</strong>sam und was unterscheidet<br />

sie? Und wenn die Waren als "Elementarform" des gesellschaftlichen Reichtums ersche<strong>in</strong>en:<br />

Wo entspr<strong>in</strong>gt der wirkliche Reichtum und wie verteilt er sich auf die bürgerliche Gesellschaft?<br />

Was ist Warenproduktion?<br />

Waren s<strong>in</strong>d Produkte, die gekauft werden. "Kauf" ist nichts anderes als e<strong>in</strong>e entwickelte Form<br />

des Tausches. Es macht ke<strong>in</strong>en grundsätzlichen Unterschied, ob Kartoffeln gegen Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

oder gegen Geld getauscht werden. In jedem Fall s<strong>in</strong>d Waren solche Produkte, die für<br />

den Austausch gegen andere Waren produziert werden, ob dieser Austausch direkt als<br />

Naturaltausch oder gegen Geld erfolgt. Die Frage nach den historischen Voraussetzungen der<br />

Warenproduktion läßt sich daher leicht beantworten:<br />

Zwischenfrage 24: Ist die "e<strong>in</strong>fache Warenproduktion" <strong>von</strong> der M.s Analyse der Ware auszugehen<br />

sche<strong>in</strong>t, e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Abstraktion oder e<strong>in</strong>e historische Periode oder was? (S.181)<br />

Erste Voraussetzung ist die Herausbildung der Arbeitsteilung. Solange jeder Produzent (ob<br />

Stamm oder Familie oder Hofgeme<strong>in</strong>schaft) alles selbst herstellt, was zum Leben benötigt wird,<br />

f<strong>in</strong>det Austausch höchstens ausnahmsweise statt. 93<br />

Es gehört ebenfalls zu den Voraussetzungen, dass sich die Produzenten (ob Familien, Bauernhöfe,<br />

Handwerker etc.) als selbständige Produzenten gegenüberstehen, die Privateigentum an den<br />

hergestellten Produkten haben. 94<br />

Zwischenfrage 25: Gibt es Arbeitsteilung ohne Warenproduktion? Und wenn ja: Wo? (S.182)<br />

Privateigentum setzt gesellschaftlich akzeptierte und h<strong>in</strong>reichend gesicherte Eigentumsverhältnisse<br />

voraus. Wie sonst sollte garantiert werden, dass sich die privaten Produzenten e<strong>in</strong>ander als<br />

private Eigentümer akzeptieren, statt sich gewaltsam zu holen, was sie benötigen? 95<br />

Regelmäßiger Austausch verlangt nach h<strong>in</strong>reichend organisiertem Austausch, den wir Markt<br />

nennen und der sich je nach Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur sowohl als ursprüngli-<br />

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