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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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systems s<strong>in</strong>d, das uns M. mit dem Kreislaufschema vor Augen führt. Ke<strong>in</strong>e Rede da<strong>von</strong>, dass die Industriekonzerne<br />

selbst Hauptakteure des sogenannten "F<strong>in</strong>anzmarkts" s<strong>in</strong>d, den sie ganz für ihre Bedürfnisse nutzen. <strong>Das</strong><br />

Geld, das da immer wieder neue Spekulationsblasen bildet, ist ja nicht das Geld der Banker, sondern stammt aus<br />

den Unternehmensgew<strong>in</strong>nen und Privatvermögen, ist abgeschöpfter Mehrwert, entstammt der Mehrwertproduktion,<br />

die erst Kapital zu <strong>in</strong>dustriellem Kapital macht. Dessen ganzer Lebenszweck besteht dar<strong>in</strong>, alle Arten <strong>von</strong><br />

Investoren glücklicher, sprich: reicher zu machen.<br />

390 "<strong>Das</strong> <strong>in</strong>dustrielle Kapital ist die e<strong>in</strong>zige <strong>Das</strong>e<strong>in</strong>sweise des Kapitals, wor<strong>in</strong> nicht nur Aneignung <strong>von</strong> Mehrwert,<br />

resp. Mehrprodukt, sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bed<strong>in</strong>gt daher den kapitalistischen<br />

Charakter der Produktion; se<strong>in</strong> <strong>Das</strong>e<strong>in</strong> schließt das des Klassengegensatzes <strong>von</strong> Kapitalisten und Lohnarbeitern<br />

e<strong>in</strong>. Im Maß wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik und gesellschaftliche<br />

Organisation des Arbeitsprozesses umgewälzt, und damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft.<br />

Die andern Arten <strong>von</strong> Kapital, die vor ihm <strong>in</strong>mitten vergangner oder untergehender gesellschaftlicher Produktionszustände<br />

erschienen, werden ihm nicht nur untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm<br />

entsprechend verändert, sondern bewegen sich nur noch auf se<strong>in</strong>er Grundlage, leben und sterben, stehen und<br />

fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geldkapital und Warenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger<br />

eigner Geschäftszweige neben dem <strong>in</strong>dustriellen Kapital auftreten, s<strong>in</strong>d nur noch durch die gesellschaftliche <strong>Teil</strong>ung<br />

der Arbeit verselbständigte und e<strong>in</strong>seitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktionsformen,<br />

die das <strong>in</strong>dustrielle Kapital <strong>in</strong>nerhalb der Zirkulationssphäre bald annimmt, bald abstreift." (MEW 24, S.61)<br />

391 Banken nehmen es <strong>von</strong> den Lebendigen. Und zweifellos entwickeln und praktizieren F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitute oder<br />

Handelskonzerne oder Hedgefonds oder andere Investoren bereitwillig die Lebensphilosophie e<strong>in</strong>es erfolgreichen<br />

Bandwurms, sofern die Konkurrenzverhältnisse das zulassen. Genug ist eben nie genug. Nur ist das ke<strong>in</strong>e Eigentümlichkeit<br />

der F<strong>in</strong>anzer und Händler. <strong>Das</strong> Verhalten der Industriekonzerne, die schließlich zu den größten Akteuren<br />

der F<strong>in</strong>anzmärkte zählen, steht den Klassenkumpanen <strong>in</strong> nichts nach. Von nichts kommt auch hier nichts.<br />

In Bezug auf die Mehrwertproduktion erfüllen alle Beteiligten ihre Aufgaben, und der Versuch, den eigenen Anteil<br />

am Mehrwert gegen den andern zu erhöhen (ob Daumenschrauben per Kredit oder per Auftragsbuch: <strong>Das</strong><br />

gehört untrennbar zum System der Konkurrenz. Da gibt es ke<strong>in</strong>e Trennung <strong>in</strong> "ehrlichen produzierenden Kapitalismus"<br />

und "unehrlichen, spekulierenden Kas<strong>in</strong>okapitalismus". <strong>Das</strong> ist dasselbe Personal, das ist dasselbe Geld,<br />

das s<strong>in</strong>d dieselben Interessen. Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander verwobene, <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander abhängige und mite<strong>in</strong>ander konkurrierende<br />

Verwertungsprozesse, die sich ergänzender Methoden bedienen.<br />

392 "In der Wirklichkeit muß unter normalen Verhältnissen immer e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> des Mehrwerts als Revenue (= E<strong>in</strong>künfte;<br />

E<strong>in</strong>nahmen) verausgabt und e<strong>in</strong> andrer <strong>Teil</strong> kapitalisiert werden, wobei es ganz gleichgültig, ob <strong>in</strong>nerhalb bestimmter<br />

Perioden produzierter Mehrwert bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisiert wird. Im Durchschnitt der<br />

Bewegung – und die allgeme<strong>in</strong>e Formel kann nur diesen darstellen – f<strong>in</strong>det beides statt. Um die Formel nicht zu<br />

komplizieren, ist es <strong>in</strong>des besser anzunehmen, daß der ganze Mehrwert akkumuliert wird. Die Formel P... W' – G'<br />

– W' ‹ A/Pm ... P' drückt aus: produktives Kapital, das auf größrer Stufenleiter und mit größrem Wert reproduziert<br />

wird, und als angewachsnes produktives Kapital se<strong>in</strong>en zweiten Kreislauf beg<strong>in</strong>nt, oder, was dasselbe, se<strong>in</strong>en<br />

ersten Kreislauf erneuert. Sobald dieser zweite Kreislauf beg<strong>in</strong>nt, haben wir wieder P als Ausgangspunkt; bloß ist<br />

P e<strong>in</strong> größres produktives Kapital als das erste P war. (...)<br />

In P... P' drückt P' aus, nicht daß Mehrwert produziert, sondern daß der produzierte Mehrwert kapitalisiert, also<br />

Kapital akkumuliert worden ist, und daher P', gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapitalwert plus dem Wert<br />

<strong>von</strong> durch dessen Bewegung akkumuliertem Kapital besteht." (MEW 24, S.84 und 85)<br />

393 Ebenso wird die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Unterproduktion sichtbar, wenn etwa die Lieferbarkeit <strong>von</strong> Rohstoffen<br />

oder Produktionsmitteln h<strong>in</strong>ter der Nachfrage zurückbleibt. <strong>Das</strong> ist fast regelmäßig bei neuen Konsumwaren der<br />

Fall, die auf schnell wachsende Nachfrage bei hohen Preisen stoßen; deshalb s<strong>in</strong>d technische Innovationen so<br />

häufig mit spekulativen Blasen verbunden, weil die zeitweilig überdurchschnittliche Kapitalverwertung <strong>in</strong> diesen<br />

Bereichen übermäßig viel Kapital anlockt. Aber auch nach längeren Rezessionen, <strong>in</strong> denen Produktionskapazitäten<br />

reduziert wurden, können mit beg<strong>in</strong>nender Konjunktur steigende Nachfragen wegen der zurückgefahrenen<br />

Produktion zu Engpässen und zeitweilig steigenden Preisen führen.<br />

394 Wir bevorzugen hier M.s implizite Schreibweise der Formel, die <strong>von</strong> Akkumulation und Ausweitung der Produktion<br />

ausgeht, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Bezug auf das Gesamtkapital: "F<strong>in</strong>det Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter<br />

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