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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Ware nicht los wird oder zu e<strong>in</strong>em Preis verkaufen muß, der se<strong>in</strong>e eigenen Aufwendungen nicht<br />

deckt. Dennoch bleibt am Ende, so oder so, immer e<strong>in</strong>e Ware mit Gebrauchswert. <strong>Das</strong> Schema<br />

W-G-W ergibt also immer e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, da am Anfang wie Ende stets bestimmte materielle Gebrauchswerte<br />

existieren, für die vielleicht ke<strong>in</strong>e zahlungsfähige Nachfrage, meist aber immer<br />

noch e<strong>in</strong> Bedürfnis besteht.<br />

Demgegenüber ist das Schema G-W-G' viel anfälliger, und wir ahnen schon den Verwertungszwang<br />

des Kapitals, e<strong>in</strong>en <strong>von</strong> den Gebrauchswerten vollständig losgelösten Zwang, dem<br />

der Markt und die Befriedigung <strong>von</strong> Bedürfnissen nicht Ziel, sondern Mittel zum Zweck ist. M.<br />

formuliert das so:<br />

"Kaufen, um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen, um teurer zu verkaufen, G–W–G',<br />

sche<strong>in</strong>t zwar nur e<strong>in</strong>er Art des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigentümliche Form. Aber auch<br />

das <strong>in</strong>dustrielle Kapital ist Geld, das sich <strong>in</strong> Ware verwandelt und durch den Verkauf der Ware <strong>in</strong><br />

mehr Geld rückverwandelt. Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, außerhalb<br />

der Zirkulationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem z<strong>in</strong>stragenden<br />

Kapital endlich stellt sich die Zirkulation G–W–G' abgekürzt dar, <strong>in</strong> ihrem Resultat ohne<br />

die Vermittlung, sozusagen im Lapidarstil, als G – G', Geld, das gleich mehr Geld, Wert, der größer<br />

als er selbst ist. In der Tat also ist G–W–G' die allgeme<strong>in</strong>e Formel des Kapitals, wie es unmittelbar<br />

<strong>in</strong> der Zirkulationssphäre ersche<strong>in</strong>t." 174<br />

Gewiß, immer noch s<strong>in</strong>d wir <strong>von</strong> der kapitalistischen Produktionsweise weit entfernt, entdecken<br />

hier erstmal den Übergang <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er urwüchsigen Warenproduktion zu e<strong>in</strong>er Produktion mit<br />

weit fortgeschrittener Arbeitsteilung, <strong>in</strong> der sich der Handel als eigenständiger Zweig neben der<br />

Produktion entwickelt, wenn er auch mit dieser untrennbar verwoben ist. Denn gehandelt werden<br />

kann nur, was zuvor produziert wurde.<br />

Zwischenfrage 40: Welche Rolle spielte der Fernhandel? Auf welchen Voraussetzungen basierte se<strong>in</strong> Erfolg?<br />

Konnte im Fernhandel e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n erzeugt werden? (S.193)<br />

Mit dem Handel kommt die neue Perspektive <strong>in</strong>s Spiel. Für den Handel löst sich der Warentausch<br />

endgültig <strong>von</strong> den getauschten Gebrauchswerten. Neue Interessen bilden sich. Nicht das "solide<br />

Auskommen" des kle<strong>in</strong>en Warenproduzenten, die Kont<strong>in</strong>uität e<strong>in</strong>er sich im Kern gleichbleibenden<br />

Ökonomie (e<strong>in</strong>fache Reproduktion), sondern der immer wieder neue Zugew<strong>in</strong>n, dieser neue<br />

Strich am G' (erweiterte Reproduktion), wird für den Handel zur Richtschnur des Handelns. Dabei<br />

spielt es ke<strong>in</strong>e Rolle, ob mit Gewürzen, Stoffen, Schmuck usw., oder ob direkt mit Geld als<br />

Ware gehandelt wird.<br />

Im 13. bis 16. Jahrhundert entsteht <strong>in</strong> Europa <strong>in</strong>mitten der feudalen Produktionsweise mit dem<br />

Handelskapital e<strong>in</strong> neues dynamisches Element. Es wird für die weitere Entwicklung der Produktion<br />

immer unentbehrlicher und wirkt im historischen Prozess als Motor für die endgültige<br />

Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise.<br />

Wie kommt der Strich ans G'?<br />

Wir wissen jetzt, dass es mit dem Handelskapital e<strong>in</strong>e Vorgeschichte des Kapitals im Feudalismus<br />

gibt. 175 Was Waren oder Geld zu Kapital macht ist der Geldzuwachs im Warentausch: G-W-G'.<br />

Woher kommt der Zuwachs, dieser om<strong>in</strong>öse Strich am G'? Wie kann es gel<strong>in</strong>gen, am Ende e<strong>in</strong>es<br />

Austauschs mehr zu haben als vorher? <strong>Das</strong> ist die Ausgangsfrage, die uns endgültig <strong>von</strong> der<br />

Vorgeschichte des Kapitals zum eigentlichen Kapital h<strong>in</strong>führt, zu jener Wertform, die Geld und<br />

Waren mit der kapitalistischen Produktionsweise annehmen.<br />

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