09.01.2013 Aufrufe

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

darauf ankomme, die e<strong>in</strong>zelnen "Faktoren der Produktion" optimal mite<strong>in</strong>ander zu komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Indem wir drittens die sozialen Voraussetzungen des Kapitals betonen, sehen wir, wie es über<br />

die Eigentumsverhältnisse an politische Machtverhältnisse gebunden ist. Die kapitalistische Produktionsweise<br />

existiert zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt re<strong>in</strong> ökonomisch. Sie muß sich daher nicht nur immer<br />

wieder ökonomisch erneuern, also <strong>in</strong> der erfolgreichen Verwertung des Kapitals immer wieder<br />

bestätigen. <strong>Das</strong> alle<strong>in</strong> ist schon schwierig genug. Sie ist genauso an die soziale und politische<br />

Aufrechterhaltung ihrer Existenzbed<strong>in</strong>gungen geknüpft. 213<br />

Noch mal gefragt: Warum ist Kapital etwas anderes als e<strong>in</strong>e Sache oder e<strong>in</strong> Faktor? <strong>Das</strong> wäre<br />

doch die übliche Betrachtungsweise: Kapital als e<strong>in</strong>er <strong>von</strong> vielen Faktoren <strong>in</strong> der Produktion neben<br />

der Arbeit, dem Boden, der Technik... Aber es ist nicht die bloße Existenz, die Geld oder<br />

Masch<strong>in</strong>en zu Kapital macht. Soweit würden vermutlich alle zustimmen. Ob Geld oder Masch<strong>in</strong>en<br />

als Kapital "arbeiten" ergibt sich aus ihrem speziellen E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Produktion, nämlich unter<br />

der Regie des Kapitalisten, der als Eigentümer des Geldes und der Masch<strong>in</strong>en und der angewendeten<br />

Arbeitskraft auch so etwas wie e<strong>in</strong>en natürlichen Anspruch auf alle mit se<strong>in</strong>em Eigentum<br />

erzeugten Produkte erhebt. <strong>Das</strong> ist der unter dem Stichwort "Eigentumsfrage" bekannte<br />

Knackpunkt.<br />

So weit, so gut. Aber reicht das aus? Mag das Kapital auch e<strong>in</strong> gesellschaftliches Verhältnis se<strong>in</strong>,<br />

so existiert es doch wirklich <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Masch<strong>in</strong>en, Rohstoffen, fertigen Waren, Geld und natürlich<br />

<strong>in</strong> Gestalt lebendiger Arbeitskraft. Ke<strong>in</strong>e Frage: Wenn wir <strong>von</strong> Kapital sprechen, haben<br />

wir se<strong>in</strong>e stoffliche Form genauso zu beachten wie se<strong>in</strong>e Existenz als gesellschaftliches Verhältnis.<br />

Geld alle<strong>in</strong> schafft ke<strong>in</strong>en Wert. <strong>Das</strong> Geld muß <strong>in</strong> Rohstoffe und Masch<strong>in</strong>en umgesetzt und<br />

zum Kauf <strong>von</strong> Arbeitskraft verwendet werden, die als e<strong>in</strong>ziger "Faktor" alle Rohstoffe und Masch<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong> produktive Bewegung zu setzen vermag.<br />

Arbeitsprozess und Verwertungsprozess<br />

Die stoffliche Form des Kapitals und se<strong>in</strong>e Existenz als gesellschaftliches Verhältnis gehören zusammen.<br />

"Geld" kann nur zu Kapital werden, <strong>in</strong>dem es die toten und lebendigen Bestandteile<br />

des Arbeitsprozesses bereitstellt und dem Kapitalverhältnis unterstellt. Erst das macht seit der<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts aus den spätfeudalen Gesellschaften re<strong>in</strong> bürgerliche ("kapitalistische")<br />

Gesellschaften. Oder um es mit M.s Worten zu wiederholen: Macht aus ihnen Gesellschaften,<br />

<strong>in</strong> denen kapitalistische Produktionsweise herrscht.<br />

Die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaften ist e<strong>in</strong> langer historischer Prozess, der <strong>in</strong> den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ländern nicht nur <strong>in</strong> unterschiedlicher Form, sondern auch zu unterschiedlichen Zeiten<br />

stattf<strong>in</strong>det und <strong>in</strong> vielen Ländern erst zu unserer Lebenszeit <strong>in</strong> Gang gekommen ist.<br />

Es ist der Prozess, <strong>in</strong> dem die entstehende Klasse der Kapitalisten aus den versprengten Resten<br />

früherer Klassen, aus überflüssig gewordenen Handwerkern, landlos gemachten Bauern, aus<br />

ländlichen und städtischen Tagelöhnern, Bettlern und Vagabunden, e<strong>in</strong>e neue Klasse erzeugt,<br />

die sich ihren Lebensunterhalt als frei verfügbare Arbeitskräfte im nunmehr kapitalistischen Produktionsprozess<br />

durch Lohn erwirbt.<br />

Wir haben den Übergang zum Fabriksystem als reelle Subsumtion der Arbeitskraft kennengelernt.<br />

E<strong>in</strong> System, <strong>in</strong> dem die enge Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Masch<strong>in</strong>erie und Arbeitskraft e<strong>in</strong>e neue Form<br />

des Arbeitsprozesses schafft, getrieben durch das Interesse des Regie führenden Kapitals am G'.<br />

Mit M. nennen wir das jetzt den kapitalistischen Produktionsprozess.<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!