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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Der <strong>von</strong> uns skizzierte Prozess betont die strukturellen Zusammenhänge. <strong>E<strong>in</strong>e</strong> historische Analyse<br />

zur Herausbildung des F<strong>in</strong>anzkapitals und des F<strong>in</strong>anzmarktes müßte gewiß viel mehr Details und<br />

Formvariationen und formende politische E<strong>in</strong>flüsse berücksichtigen. Alle<strong>in</strong> die Unterschiede <strong>in</strong><br />

der Herausbildung des F<strong>in</strong>anzkapitals zwischen USA und Deutschland gibt Stoff für dicke Bücher.<br />

Dafür ist hier nicht der Ort. Aber so variantenreich der Prozess aus der Nähe betrachtet<br />

auch immer war: Er entsprang der kapitalistischen Akkumulation überall, wo diese stattgefunden<br />

hat. Der Prozess hatte schon zu M.s Zeit erheblich Fahrt aufgenommen. Und das Ergebnis<br />

ist heute weltweit bei allen Unterschieden doch auch <strong>von</strong> erstaunlicher Uniformität.<br />

Kapitel 11: Zwei Pole der Akkumulation<br />

Unser alltägliches Sozialproblem, die Arbeitslosigkeit, ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> neuem Licht. Aus<br />

e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen Schicksalsschlag wird e<strong>in</strong> notwendiges Element der kapitalistischen<br />

Produktionsweise. So können wir erste Antworten auf unsere Leitfragen f<strong>in</strong>den.<br />

M. geht noch weiter: Er zeigt uns, mit welchem Zerstörungspotential die kapitalistische<br />

Akkumulation auf die Gesellschaft e<strong>in</strong>wirkt. Er komprimiert diesen Zusammenhang<br />

zum absoluten, allgeme<strong>in</strong>en Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es ist das<br />

anregendste gesellschaftswissenschaftliche Gesetz, das bisher formuliert wurde, und<br />

gibt uns e<strong>in</strong>e Menge Stoff fürs eigene Hirn.<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Im vorigen Kapitel haben wir uns mit der Akkumulation des Kapitals befaßt. Wir haben ihre<br />

Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Kapitals kennengelernt. Wir haben gesehen, wie<br />

die Konkurrenz die Verwertung des Kapitals als Verwertungszwang etabliert, der sich durch<br />

wechselnde Akkumulationsregimes verwirklicht. M. zeigt uns, wie durch Konzentration und<br />

Zentralisation des Kapitals die Klasse der Kapitaleigentümer nicht nur reicher wird, sondern sich<br />

gleichzeitig auch sozial differenziert. Aber wie sieht es auf der Gegenseite aus? Wie wirkt die<br />

Akkumulation des Kapitals auf die Arbeiterklasse?<br />

Ausgangspunkt für M.s Analyse s<strong>in</strong>d die mit der Akkumulation verbundenen zyklischen Veränderungen<br />

des Arbeitsmarkts. Wir haben das bereits kennengelernt, als wir uns mit dem absoluten<br />

und relativen Mehrwert befaßten. Damit war e<strong>in</strong> abwechselndes Aufsaugen und Freisetzen<br />

<strong>von</strong> Arbeitskräften verbunden, dem e<strong>in</strong> beständiger Sockel an Arbeitslosigkeit zu Grunde lag.<br />

Warum ist das so? Mit dieser Frage greifen wir M.s Analyse wieder auf.<br />

Woher kommt die Arbeitslosigkeit? Ist sie e<strong>in</strong> auf die Krisenphasen beschränktes soziales Problem?<br />

Geht der Gesellschaft die Arbeit aus? Ist e<strong>in</strong>fach nicht mehr genug zu tun? Ist die Arbeitslosigkeit<br />

nur e<strong>in</strong> Ausdruck vorübergehender struktureller Disproportionen? Ist sie die bedauerliche,<br />

aber unvermeidliche Folge des globalen Wettbewerbs? Oder ist sie e<strong>in</strong>fach der Preis, den<br />

wir h<strong>in</strong> und wieder für den sozialen Wandel zu zahlen haben? Dergleichen steht <strong>in</strong> den Schulbüchern<br />

und f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> wechselnder Formulierung als Erklärung <strong>in</strong> den Medien, wenn die üblichen<br />

Berichte vom Arbeitsmarkt mal wieder fällig s<strong>in</strong>d. Zu M.s Zeit waren andere Erklärungen<br />

der Arbeitslosigskeit beliebt, etwa die ungehemmte Vermehrungssucht der Arbeiter bei steigenden<br />

Löhnen oder das allgeme<strong>in</strong>e Bevölkerungswachstum oder die Unzufriedenheit der ländlichen<br />

Bewohner mit den dörflichen Verhältnissen, die sie zur Wanderung <strong>in</strong> die Städte veranlaßte.<br />

Nichts da<strong>von</strong> ist völlig falsch. Denn irgendwie ist an all diesen Erklärungen irgendwas dran.<br />

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