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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Kapitel 6: Vom Geld zum Kapital: Mehrwerttheorie<br />

Wir nähern uns dem kritischen Punkt, der Mehrwerttheorie. Wir lernen den Trick der<br />

Raupe Nimmersatt kennen, immer dicker zu werden, ohne gegen das Wertgesetz der<br />

Warenproduktion zu verstoßen. <strong>Das</strong> Kapital betritt die Bühne mit großer Präsenz und<br />

wir merken, dass es dabei um viel mehr als nur um Geld und Technik geht.<br />

Auftritt der Händler<br />

Wir nähern uns jetzt dem brisantesten und umstrittensten Punkt <strong>in</strong> M.s Politischer Ökonomie.<br />

Was bisher auf den ersten 150 Seite des "Kapital" passierte, kommt recht harmlos daher und<br />

mag manchem vielleicht sogar etwas umschweifig ersche<strong>in</strong>en. In den Schlußfolgerungen erweist<br />

es sich als pures Dynamit. Nicht ohne Folgen, denn mit der widerborstigen Mehrwerttheorie als<br />

dem ersten Sprößl<strong>in</strong>g des Wertgesetzes hatte sich M. jeden Anspruch auf akademische Ehrungen<br />

verspielt. Und se<strong>in</strong>e Erben macht es auch nicht gerade populär. Aber alles der Reihe nach:<br />

M. hat uns mit Gebrauchswert und Tauschwert den Doppelcharakter jeder Ware gezeigt und<br />

ihre gegenseitige Tauschbarkeit auf die <strong>in</strong> ihnen steckende gesellschaftliche ("abstrakte") Arbeit<br />

zurückgeführt. Er machte uns mit der Entstehung des Geldes vertraut. Wir s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>en Schritten<br />

nicht nur <strong>in</strong> der strukturellen Analyse gefolgt, sondern haben auch ihre historischen Grundlagen<br />

gestreift. Jetzt gehen wir mit M. e<strong>in</strong>en Schritt weiter und fragen uns nach der allgeme<strong>in</strong>en Form,<br />

<strong>in</strong> der die Warenzirkulation stattf<strong>in</strong>det. Der geldvermittelte Warentausch <strong>in</strong> der entwickelten<br />

Warenproduktion erweist sich als die Schnittstelle, die uns den Übergang zur kapitalistischen<br />

Produktionsweise öffnet. 170<br />

<strong>Das</strong> Kürzel W-W ist das Tauschschema der "e<strong>in</strong>fachen", unentwickelten Warenproduktion. <strong>Das</strong><br />

Schema bedeutet: Es werden (im Durchschnitt) Äquivalente getauscht <strong>in</strong> Bezug auf den Warenwert,<br />

aber natürlich unterschiedliche Waren <strong>in</strong> Bezug auf den Gebrauchswert. Sonst ergibt der<br />

Tausch für die Akteure ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />

Mit dem Übergang zum geldvermittelten Warentausch entwickeln sich neue Möglichkeiten, den<br />

der direkte Warentausch nur ausnahmsweise und dann auch nur für haltbare Waren nutzen<br />

konnte. Wir haben das bereits im Kapitel über das Geld als Zirkulationsmittel kennengelernt.<br />

Dort haben wir gesehen, wie e<strong>in</strong>fach sich das Tauschschema W-G-W zeitlich <strong>in</strong> die beiden<br />

Schemata W-G und G-W entzerren läßt. <strong>Das</strong> ist ke<strong>in</strong> Gedankenspiel, sondern schematische Darstellung<br />

der wirklichen zeitlichen und räumlichen Trennung der Tauschakte mit dem Siegeszug<br />

der Geldwirtschaft. 171<br />

Damit verbunden ist die zeitliche und räumliche Trennung <strong>von</strong> Produktion und Verkauf e<strong>in</strong>er<br />

Ware. Aber diese Trennung hebt die objektive Abhängigkeit nicht auf. Wenn ich auch selber im<br />

W-G Schema me<strong>in</strong>e Waren <strong>in</strong> Geld umwandle: Ich bleibe <strong>Teil</strong> e<strong>in</strong>es zusammenhängenden Zirkulationsprozesses.<br />

Andere Produzenten halten Waren bereit, die mich und me<strong>in</strong> Geld als Käufer<br />

erwarten. Aber ob und bei wem ich kaufe ist ke<strong>in</strong>eswegs gewiß. So liegt <strong>in</strong> der Trennung der<br />

Tauschakte das Grundrisiko des Warenproduzenten <strong>in</strong> jeder entwickelten Warenproduktion: <strong>Das</strong><br />

Ausbleiben der Nachfrage.<br />

Soweit hat uns das Geld schon e<strong>in</strong>mal gebracht. Doch es geht weiter. Die Trennung der Tauschakte<br />

eröffnet e<strong>in</strong>e neue Option unter den Bed<strong>in</strong>gungen des Geldmarkts. Angenommen, W-G ist<br />

abgeschlossen. Der Produzent hat se<strong>in</strong>e Ware erfolgreich verkauft. Was passiert, wenn der<br />

nächste Schritt G-W unterbleibt? Dann kommt es zur Ansammlung <strong>von</strong> Geld. Auch <strong>in</strong> dieser<br />

Funktion der Schatzbildung haben wir das Geld bereits kennengelernt. Aber die Ansammlung<br />

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