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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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Wert als Regulator der Warenproduktion<br />

Was die gesellschaftliche Akzeptanz e<strong>in</strong>es Produkts als marktgängige Ware im erfolgreichen<br />

Austausch sichert, was als kont<strong>in</strong>uierlicher Austauschprozess aus der Vielzahl der isolierten Privatproduzenten<br />

überhaupt e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Produktion mit wechselseitiger Bedürfnisbefriedigung<br />

macht: Genau das nennt M. den Wert der Ware. Als Wert bezeichnet M. (wir kennen<br />

das schon) ke<strong>in</strong>e ökonomische Sache, sondern Verhältnisse, Beziehungen zwischen Menschen.<br />

In diesem Fall fasst M. im Wertbegriff die Spezifik der Warenproduktion zusammen, <strong>in</strong> der durch<br />

den Austausch der Waren die private Zersplitterung der Produzenten aufgehoben und der gesellschaftliche<br />

Zusammenhang der privaten Produktionen immer wieder hergestellt werden muß.<br />

Wie wir sehen werden, ist es der Wert, der auf die Produktion der privaten Produzenten immer<br />

wieder regulierend e<strong>in</strong>wirkt und dafür sorgt, dass sich die <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander isolierten Produktionen<br />

immer wieder neu auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse ausrichten.<br />

Der Wert ist der <strong>in</strong>nere Regulator für den massenweisen gesellschaftlichen Austausch aller Waren<br />

e<strong>in</strong>er arbeitsteiligen Gesellschaft. Und er regelt, über den Erfolg oder Mißerfolg des Warentauschs,<br />

auch die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit auf die Herstellung der verschiedenen<br />

Waren.<br />

"Der Wert als objektiver Regulator der Warenproduktion!" 97 <strong>Das</strong> ist der entscheidende Punkt<br />

der Sache, der uns später als Wertgesetz und als zentraler und strittiger Punkt der <strong>Marx</strong>'schen<br />

Politischen Ökonomie noch erheblich beschäftigen wird.<br />

Wert mal drei?<br />

Freilich begegnen wir im "Kapital" nicht nur dem Wertbegriff. Neben Gebrauchswert und<br />

Tauschwert begegnen uns mit Wertsubstanz, Wertgröße und Wertform um den Wertbegriff<br />

herum weitere Begriffe. Damit folgt M. e<strong>in</strong>er Neigung, mit der er se<strong>in</strong>e Leser nicht immer glücklich<br />

macht. <strong>Das</strong> ist die Neigung zur begrifflichen Sonderung <strong>in</strong>nerer Bestimmtheiten des übergeordneten<br />

Wertbegriffs. Klar?<br />

Formulieren wir es gemäßigter: Mit weiteren Begriffen beleuchtet M. die verschiedenen Seiten<br />

des Wertbegriffs. Man kann das als M.s dialektische F<strong>in</strong>essen genießen oder (wie viele <strong>Marx</strong>-<br />

Leser) geradezu übelnehmen. 98 Man kann aber nicht leugnen, dass es sich allemal lohnt, se<strong>in</strong>en<br />

Überlegungen gegenüber aufmerksam zu se<strong>in</strong>. Sehen wir uns an, worum es geht.<br />

Mit Gebrauchswert und Tauschwert werden die "Lebensbed<strong>in</strong>gungen" für jede Ware benannt:<br />

Sie muß für e<strong>in</strong>en anderen Warenproduzenten nützlich se<strong>in</strong> und sie muß etwas aufweisen, was<br />

sie tauschbar macht. Mit Wertsubstanz präzisiert M. diesen Aspekt der Tauschbarkeit. Er unterstellt,<br />

dass es die <strong>in</strong> allen Waren enthaltene abstrakte Arbeit ist, die sie mite<strong>in</strong>ander tauschbar<br />

macht. Denn was auch immer zur Erstellung e<strong>in</strong>er Ware an konkreter Arbeit geleistet wurde, es<br />

ist Arbeit, die sich mit dem Verkauf der Ware als <strong>Teil</strong> jener gesellschaftlichen Gesamtarbeit erweisen<br />

muß, die <strong>von</strong> allen Produzenten, getrennt und ohne Wissen <strong>von</strong>e<strong>in</strong>ander, dennoch geme<strong>in</strong>sam<br />

erbracht wird.<br />

Die Wertsubstanz ist natürlich ke<strong>in</strong> besonderes physisches Merkmal der Ware. Es ist der <strong>in</strong> der<br />

Ware als Privatarbeit steckende Anteil an der gesellschaftlichen Gesamtarbeit, der durch den<br />

Tausch <strong>von</strong> anderen als solcher bestätigt wird. Es ist, als würde mit dem erfolgreichen Verkauf<br />

jeder Ware e<strong>in</strong> unsichtbarer Stempel aufgedrückt, der etwa lautet: "Als nützliches Produkt und<br />

<strong>Teil</strong> der gesellschaftlichen Arbeit anerkannt!"<br />

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