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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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224 Über das fixe Kapital heißt es: "Es verrichtet also während e<strong>in</strong>er kürzern oder längern Periode <strong>in</strong> stets wiederholten<br />

Arbeitsprozessen stets wieder dieselben Funktionen. So z.B. Arbeitsgebäude, Masch<strong>in</strong>en etc., kurz alles,<br />

was wir unter der Bezeichnung Arbeitsmittel zusammenfassen. Dieser <strong>Teil</strong> des konstanten Kapitals gibt Wert<br />

an das Produkt ab im Verhältnis, wor<strong>in</strong> er mit se<strong>in</strong>em eignen Gebrauchswert se<strong>in</strong>en eignen Tauschwert verliert.<br />

Diese Wertabgabe oder dies Übergehn des Werts e<strong>in</strong>es solchen Produktionsmittels auf das Produkt, zu dessen<br />

Bildung es mitwirkt, wird bestimmt durch e<strong>in</strong>e Durchschnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer<br />

se<strong>in</strong>er Funktion <strong>von</strong> dem Augenblick, wor<strong>in</strong> das Produktionsmittel <strong>in</strong> den Produktionsprozeß e<strong>in</strong>geht,<br />

bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt, verstorben ist, und durch e<strong>in</strong> neues Exemplar derselben Art<br />

ersetzt oder reproduziert werden muß." (MEW 24, S.158)<br />

225 "Dieser im Arbeitsmittel fixierte <strong>Teil</strong> des Kapitalwerts zirkuliert so gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt<br />

gesehn, daß der ganze Kapitalwert <strong>in</strong> beständiger Zirkulation begriffen und <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n daher alles Kapital<br />

zirkulierendes Kapital ist. Aber die Zirkulation des hier betrachteten Kapitalteils ist eigentümlich. Erstens zirkuliert<br />

er nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gebrauchsform, sondern nur se<strong>in</strong> Wert zirkuliert, und zwar allmählich, bruchweis, im Maß, wie<br />

er <strong>von</strong> ihm auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während se<strong>in</strong>er ganzen Funktionsdauer bleibt e<strong>in</strong><br />

<strong>Teil</strong> se<strong>in</strong>es Werts stets <strong>in</strong> ihm fixiert, selbständig gegenüber den Waren, die es produzieren hilft. Durch diese Eigentümlichkeit<br />

erhält dieser <strong>Teil</strong> des konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital. Alle andern stofflichen Bestandteile<br />

des im Produktionsprozeß vorgeschoßnen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: Zirkulierendes<br />

oder flüssiges Kapital." (MEW 24, S.159)<br />

226 Die Fixiertheit bezieht sich immer nur auf den Wert bei produktiver Nutzung, der über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum<br />

im Gebrauchswert fixiert bleibt. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d also nicht unbed<strong>in</strong>gt immobile Anlagen; auch bewegliche Anlagen wie<br />

Schiffe, Lokomotiven, LKWs usw. gehören dazu. <strong>Das</strong> ist ebenso fixiertes Kapital, dessen produktiver Zweck die<br />

Bewegung ist. Allerd<strong>in</strong>gs spielt das fixe Kapital, das auch lokal fixiert ist, für die Verwertung und ihre Risiken e<strong>in</strong>e<br />

besondere Rolle. Man kann sich das leicht vorstellen: <strong>E<strong>in</strong>e</strong> Stahlfabrik, e<strong>in</strong>mal errichtet, benötigt vielleicht 30 und<br />

mehr Jahre, bis das Anlagenkapital verwertet ist. Alle<strong>in</strong> die lange Dauer des Verwertungsprozesses macht ihn<br />

gegen Veränderungen der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie Preisänderungen, Änderungen der Produktionstechnik usw.<br />

sehr viel anfälliger als Verwertungsprozesse mit ger<strong>in</strong>gerer Kapitalfixierung. Wenn wir den Zirkulationsprozess<br />

des Kapitals untersuchen, gehen wir näher darauf e<strong>in</strong>.<br />

227 Die lange Dauer der Verwertung des fixierten Kapitals spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> der Geschichte der kapitalistischen<br />

Produktionsweise, denn Aufbau und Betrieb e<strong>in</strong>er Eisenbahnl<strong>in</strong>ie oder kapitalistischer Wohnungsbau<br />

unterliegen gerade wegen des hohen Anteils fixierten Kapitals besonderen Verwertungsbed<strong>in</strong>gungen. Der Rückfluß<br />

des <strong>in</strong>vestierten Kapitals dehnt sich - e<strong>in</strong> Horror für jeden Kapitalisten. Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass es solche Projekte<br />

wie Eisenbahnen, Staudämme, Kanäle usw. waren, mit denen sich die Formen der Kapitalbeschaffung immer<br />

wieder veränderten: Von den Aktiengesellschaft klassischen Typs über staatliche Infrastrukturpolitik zu "modernen"<br />

PPP-(Private-Public-Partnership)-Projekten oder der massenweisen Überführung <strong>von</strong> Wohnungen <strong>in</strong> "Eigentumswohnungen":<br />

Immer s<strong>in</strong>d es Versuche, den Verwertungsrisiken bei hoher Kapitalfixierung zu entgehen.<br />

Auch immer wieder unternommene Versuche der Energiekonzerne, sich der kosten<strong>in</strong>tensiven Leitungsnetze durch<br />

Verstaatlichung oder andere Formen der De-F<strong>in</strong>anzierung zu entziehen, gründet letzlich <strong>in</strong> den Besonderheiten<br />

des fixen Kapitals.<br />

228 Wer sich mit dem Gedanken trägt, die kapitalistische Produktionsweise als Computerspiel zu simulieren,<br />

könnte auf Gebrauchtwagenhändler, Trickbetrüger, Telefonmarket<strong>in</strong>g, Schuhverkäufer, die Telekom und Deutsche<br />

Bahn, <strong>in</strong>novative F<strong>in</strong>anzprodukte, Put-Optionen und Rat<strong>in</strong>g-Agenturen, ja vielleicht sogar auf Rechtsanwälte<br />

und Steuerberater verzichten. Auf Kapitalisten, die sich den Mehrwert aneignen, und auf die Leute, die im millionenfachen<br />

Zusammenspiel die wirkliche Arbeit machen, könnte er nicht verzichten.<br />

Freilich, <strong>in</strong> den fantastischen Fantasies, ob Buch oder PC-Spiel, <strong>in</strong>teressiert es meist niemanden, woher die Helden<br />

Ihre Lebensmittel, ihre Pferde und Ausrüstungen bekommen. Wer errichtet Burgen und Schlösser und verschlungene<br />

Gewölbe? Zimmert Türen und Truhen? Wer konstruiert die tollen tödlichen Waffen und erbaut mühevoll<br />

die verschlungenen Beton-Labyr<strong>in</strong>the für den Counterstrike? Wer baut Erz und Kohlen ab, um Waffenstahl zu<br />

kochen? Schafft Sand und Kalk und Kies für den Beton der unterirdischen Gewölbe her? Wen <strong>in</strong>teressiert es, wie<br />

tausende <strong>von</strong> Zwergen satt werden, die <strong>von</strong> früh bis spät nur Ste<strong>in</strong>e klopfen um Gold zu horten? Wer will schon<br />

wissen, auf welchen Wegen sich Zauberer und Könige und wohlgebaute Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong>nen ihre luxuriösen Wünsche<br />

erfüllen? Alle<strong>in</strong> die wundersame Kleidung: Wer schert die Schafe, baut die Webstühle, webt und schneidert? Und<br />

woher stammen die tollen Farben? Die wundersamen Artefakte? Wer baut und unterhält die Wege? Ach, wen<br />

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