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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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haben, wird e<strong>in</strong>e ökonomische Analyse der Zusammenhänge fast im Selbstlauf zum Irrläufer.<br />

Kühne Behauptung? Wir werden sehen.<br />

Damit ist auch klar, warum M.s Werttheorie <strong>von</strong> Anfang an wenig Aussicht hatte, <strong>in</strong> Unternehmerkreisen<br />

populär zu werden. Wie gesagt: Wenn die Kapitalakteure auf die Werttheorie verzichten,<br />

kann man es ihnen nicht zum Vorwurf machen. Denjenigen aber, die angeblich Ökonomie<br />

als Wissenschaft betreiben, kann man das nicht durchgehen lassen. Von ihnen erwartet<br />

man schon, dass sie mehr tun, als die alltäglichen Erfahrungen der Kapitalakteure zu systematisieren<br />

und zu pedantisieren, wie M. das ironisch formulierte.<br />

39. Ist der Gew<strong>in</strong>n des frühen Händlers e<strong>in</strong>e Eigenschaft des Geldes? Oder woher kommt die<br />

Geldvermehrung sonst?<br />

Die Vermehrung des Geldes wurde zu allen Zeiten dem Geld selbst und der Kühnheit oder Gerissenheit<br />

der Händler oder der Skrupellosigkeit des Geldverleihers zugeschrieben. Aber die Vermehrung<br />

des Geldes im Produkthandel kommt nicht aus dem Geld selbst und auch nicht aus der<br />

Tüchtigkeit, sondern aus der Produktion der Waren. Der Produkthändler teilt sich mit dem Produzenten<br />

den <strong>in</strong> der Ware steckenden Wertzuwachs. Und wenn e<strong>in</strong>er der beteiligten sich dafür<br />

Geld geliehen hat, erhält auch der Geldverleiher se<strong>in</strong>en Anteil.<br />

Es gilt hier, was wir auch an anderer Stelle über die Quelle des G' sagen: Durch Ausnutzung <strong>von</strong><br />

besonderen Merkmalen der geographisch getrennten Märkte, durch Ausnutzung <strong>von</strong> Notlagen<br />

wie Mißernten, Kriegen usw., lassen sich mal höhere, mal niedrigere Preise für die Waren oder<br />

höhere oder niedrigere Z<strong>in</strong>sen für das geliehene Geld erzielen. Insofern gibt es zu jedem Zeitpunkt<br />

die Rolle des erfolgreichen und des weniger erfolgreichen Händlers mit wechselnder Besetzung.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass dem "tüchtigen" Händler die Quelle se<strong>in</strong>es Profits <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Tüchtigkeit zu liegen sche<strong>in</strong>t. Und dass der Händler, der die jeweiligen Notlagen "tüchtig" für<br />

sich nutzt, auf der Beliebtheitsskala abrutscht.<br />

Und auch der Geldhandel etwa als Kredit kann nur funktionieren, wenn der Gläubiger die Z<strong>in</strong>sen<br />

aus se<strong>in</strong>em Anteil am Mehrprodukt zurückzahlt, durch den Verkauf neuer Produkte, durch<br />

den Ertrag der nächsten Ernte, durch gesteigerte Ausbeutung der Sklaven, Leibeigenen oder<br />

Pächter. Dem Geldverleiher ersche<strong>in</strong>t der Z<strong>in</strong>s h<strong>in</strong>gegen als verdienter Lohn des <strong>von</strong> ihm e<strong>in</strong>gegangenen<br />

Risikos sowie als "gerechter Anteil" am Nutzen, den der Gläubiger aus dem geliehenen<br />

Geld erzielt.<br />

Den gemolkenen Akteuren ersche<strong>in</strong>t der Erfolg der Melker, ob Händler oder Geldverleiher, alle<strong>in</strong><br />

der Macht des Geldes zu entspr<strong>in</strong>gen. Wohl ke<strong>in</strong> Gesellschaftsprodukt ist <strong>in</strong> der Geschichte so<br />

oft verflucht und verwünscht und sehnlichst erhofft worden – wie das Geld.<br />

40. Welche Rolle spielte der Fernhandel? Auf welchen Voraussetzungen basierte se<strong>in</strong><br />

Erfolg? Konnte im Fernhandel e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n erzeugt werden?<br />

<strong>E<strong>in</strong>e</strong> große Rolle zu praktisch allen Zeiten. Dabei basierte der Fernhandel auf der Verb<strong>in</strong>dung unterschiedlicher<br />

Märkte. Waren, die auf dem e<strong>in</strong>en Markt gängig und daher billig waren, bewegte<br />

man zu den Märkten, auf denen diese Waren nachgefragt, aber selten waren. Denken wir an<br />

den Seidenhandel oder den Gewürzhandel oder die kuriose Tulpenspekulation im 17. Jahrhundert<br />

des bürgerlichen Holland. 514<br />

<strong>Das</strong> funktionierte nur, weil zwischen dem abgebenden und dem aufnehmenden Markt entweder<br />

e<strong>in</strong> gleichermaßen gültiges Zahlungsmittel existierte, etwa Gold, oder e<strong>in</strong> symmetrischer Warenaustausch<br />

weitgehend ohne Geld stattfand, wobei die jeweils ausgetauschten Waren auf den<br />

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