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Spurensuche Teil 1. Eine Studienreise in "Das Kapital" von Karl Marx

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fehlen für die sozialen Aufgaben private Lösungsmodelle: Familienpflege oder private Pflegeheime, billige Grundversorgung<br />

und private Kl<strong>in</strong>iken, Massenbildung und private Universitäten.<br />

431 Zur Er<strong>in</strong>nerung: Dem fixierten Kapitalteil steht das zirkulierende Kapital gegenüber. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d alle Elemente<br />

des Produktionsprozesses, die nicht nur wertmäßig (wie jedes Kapital), sondern auch stofflich zirkulieren. Diese<br />

Elemente gehen entweder wie zugelieferte Halbfabrikate direkt <strong>in</strong> das Produkt e<strong>in</strong> oder werden während der<br />

Produktion als Rohstoffe oder Energie sofort verbraucht. Auch die Arbeitskraft gehört zum zirkulierenden Kapital,<br />

zum<strong>in</strong>dest was die Art der Wertzirkulation betrifft:<br />

"Wie verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Wertbildung, zu den ke<strong>in</strong> fixes Kapital<br />

bildenden Bestandteilen des konstanten Kapitals verhält, diese Art des Umschlags ihres Werts hat sie mit ihnen<br />

geme<strong>in</strong> im Gegensatz zum fixen Kapital. Diese Bestandteile des produktiven Kapitals – die <strong>in</strong> Arbeitskraft und <strong>in</strong><br />

nicht fixes Kapital bildenden Produktionsmitteln ausgelegten Wertteile desselben – stehn durch diesen ihren geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als zirkulierendes oder flüssiges Kapital gegenüber."<br />

(MEW 24, S.165)<br />

432 Dieser Punkt ist bei M. mehrdeutig. Wenn wir als Umschlagszeit die vollständige Verwertung des Kapitals<br />

me<strong>in</strong>en, den Prozess somit vom Standpunkt der Geldzirkulation betrachten, stimmt unsere Feststellung. Denn<br />

erst mit vollständiger Übertragung des fixierten Kapitalwerts auf die Produkte und deren Verkauf ist der Rückfluß<br />

des Werts <strong>in</strong> Geldform abgeschlossen. Vom Standpunkt des produktiven Kapitals ist der Umschlag mit Ersetzung<br />

der produzierten Waren abgeschlossen, wobei über den Zeitraum se<strong>in</strong>er produktiven Nutzung e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong> des fixen<br />

Kapitals <strong>in</strong> Naturalform, der andere als akkumulierter Geldfond existiert. Wir bleiben bei unserer ersten Festlegung,<br />

da die Probleme mit dem fixen Kapital nicht aus der Warenzirkulation, sondern aus der Rückverwandlung<br />

der fixierten Werte <strong>in</strong> Geld resultieren.<br />

Im übrigen müssen wir uns er<strong>in</strong>nern, dass die Umschlagszeit und ihre Phasen nur analytische Trennungen s<strong>in</strong>d,<br />

mit denen wir die Zusammenhänge zwischen den Elementen des Prozesses herausarbeiten. <strong>E<strong>in</strong>e</strong>n Startschuß zum<br />

Beg<strong>in</strong>n und e<strong>in</strong>e Zeitnahme beim Überqueren der Ziell<strong>in</strong>ie gibt es hier nicht, da ja immer alle <strong>Teil</strong>prozesse auch<br />

für jedes <strong>in</strong>dividuelle Kapital gleichzeitig, neben- und <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander ablaufen. Dennoch weiß jeder Unternehmer<br />

(hoffentlich) dank se<strong>in</strong>er Kostenrechnung genau, wo er anzusetzen hat, um die Umschlagszeit zu verkürzen, auch<br />

wenn ihm diese Kategorie vielleicht fremd ist. Se<strong>in</strong> betriebswirtschaftliches Controll<strong>in</strong>g wird ihm (wenn es gut ist)<br />

zu jedem Zeitpunkt sagen, ob se<strong>in</strong>e Maßnahmen greifen oder nicht, auch wenn die Controller <strong>von</strong> Verwertung <strong>in</strong><br />

M.s S<strong>in</strong>n vermutlich noch nie etwas gehört haben.<br />

433 Wir er<strong>in</strong>nern uns: Organische Zusammensetzung des Kapitals nennt M. das Verhältnis <strong>von</strong> konstantem Kapitel<br />

(c) zum variablen Kapital (v). Dieses c/v ist die Kennziffer der Kapitalverwertung, die das Verhältnis <strong>von</strong> "totem"<br />

zu "lebendigem" Kapital, die Verwertungskraft oder Verwertungsproduktivität der lebendigen Arbeit angibt.<br />

Auch die vertiefte Arbeitsteilung mit dem Handel, also die Verkürzung der Umlaufszeit des Kapitals <strong>in</strong> Warenform,<br />

ist nicht ohne Wachstum des konstanten Kapitals zu haben. Denn beschleunigter Umlauf stellt Anforderungen<br />

an Normierung, Verpackung, Portionierung und an alle Merkmale des Produkts, die se<strong>in</strong>em Käufer e<strong>in</strong>en<br />

schnellen Gebrauchswert sichern.<br />

434 Je mehr Kapital <strong>in</strong> stofflichen Elementen des Produktionsprozesses fixiert ist, um so mehr tritt der Konflikt<br />

zwischen Produktionszeit und Funktionszeit hervor. Es überrascht nicht, wenn <strong>in</strong> solchen Bereichen wie Bergbau,<br />

Transport<strong>in</strong>dustrie, Errichtung <strong>von</strong> Großprojekten wie Tunnels oder Staudämmen oder Hochhäusern der Drang<br />

zur Ausdehnung der Funktionszeit besonders spürbar wird. Rund-um-die-Uhr-Arbeit ist <strong>in</strong> solchen Projekten die<br />

Regel.<br />

Dabei decken sich die Interessen des Produzenten, der das Bauwerk erstellt, mit denen des Auftraggebers, für<br />

den die schnelle Fertigstellung ebenfalls Verlängerung der Funktionszeit ist. Es ist bei Großprojekten daher nicht<br />

nur üblich, verzögerte Fertigstellung zu bestrafen, sondern auch vorfristige Fertigstellung zu belohnen.<br />

435 Zweifellos stammen die Gelder, die heute auf dem F<strong>in</strong>anzmarkt verwertet (oder verbrannt) werden, aus vielen<br />

Quellen. <strong>Das</strong> reicht <strong>von</strong> den Spargroschen auf der Sparkasse über Bausparverträge, Versicherungsmodelle, die<br />

Kassen der Sozialversicherungen bis h<strong>in</strong> zu den Hedgefunds und anderen Investmentvehikeln. Dazu gehören <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Anleger wie die großen Staats- und Pensionsfonds und natürlich die Banken der verschiedenen Art.<br />

Aber hier befassen wir uns nicht mit den Geschäftsmodellen und Marktstrukturen, sondern mit den eigentlichen<br />

Quellen des Kreditsystems. Was die zum <strong>Teil</strong> bizarren Strukturen des heutigen F<strong>in</strong>anzmarktes kaum noch erken-<br />

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