Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule aus der Sicht des VLB
Als der Pressesprecher des Verbandes – kurzzeitig ein „Mann der Wirtschaftsschule“ – anfangs der
90er Jahre das Ministerium öffentlich u. a. mit „Strichlisten“ über die Häufigkeit der Nennung der
Realschulen in Verlautbarungen des Ministeriums im Gegensatz zu den Wirtschaftsschulen attackierte,
hatte der Verband alle Hände voll zu tun, seine anerkannte Sachlichkeit zu verteidigen und
sich nicht mit Beckmesserei identifizieren zu lassen.
4.2 Ein wichtiger Anstoß von außen
Hierher gehört wohl die – selten so unverblümt geäußerte – Kritik bzw. Anleitung zum Lobbyismus
eines Maßgebenden aus dem Kultusministerium:
„… Die Handelsschulen haben offensichtlich in den letzten Jahren sehr wesentlich im Schatten der
Realschulen gestanden. Realschulen wurden gegründet noch und noch, und wir haben – glaube
ich – eine einzige Neugründung, das ist Bad Windsheim bei den Handelsschulen. Wir haben fünf Handelsschulen
im Schulentwicklungsplan gehabt und heuer mussten zwei davon gestrichen werden;
nicht etwa weil sie nicht eingerichtet worden wären, sondern weil die Landkreise, es waren Kelheim
und Dingolfing, darauf verzichteten. Ich frage mich, wie kommt das, meine Damen und Herren. Nun
kann man sicher sagen: Die Landkreise sagen sich, ich komme, wenn ich eine Realschule beantrage,
schneller voran. Aber da fehlt es auch, lassen Sie mich das sehr deutlich sagen, an der Mitarbeit
von Ihrer Seite. Schauen Sie, wenn sich kein Mensch rührt, wenn an dem Schulentwicklungsplan
eine Handelsschule gestrichen wird, dann muss doch überall der Eindruck entstehen, diese Schulen
werden auch nicht gebraucht, wozu das. Die Industrie rührt sich nicht, von Lehrerseite rührt sich
niemand…. Ich stelle die Frage, braucht man diese Schule nicht? Dann sollten wir sie abschaffen.
… Oder aber wir müssen bereit sein, nach außen zu sagen, was uns die Schule bedeutet und was
sie wert ist (Beifall) … Wir müssen nach außen klar machen, was die Handelsschulen von den
Realschulen unterscheidet, was sie auf ihrem Sektor den anderen Schulen überlegen macht. … Und
ich kann Ihnen sagen, wenn wir da nicht Unterstützung von Ihrer Seite in irgend einer Form erfahren,
sind meine Versuche, in den Staatshaushalt 1971/72, eine ausreichende Zahl von Planstellen zu
bekommen, 1. für die Neugründung – wir haben noch drei im Schulentwicklungsplan – und 2. für
die Verstaatlichung – wir haben zwölf Verstaatlichungsanträge – wenn ich diese Unterstützung nicht
habe auch von den Abgeordneten, die ich bitte anzusprechen, wenn ich die Unterstützung nicht
habe, können Sie Gift darauf nehmen, dass wir gar nichts durchbringen.“ 63
Man hat viel durchgebracht – die (sicher leicht ungerechte) Kritik saß! – die Aktivitäten des VDH bzw.
der Wirtschaftsschulen stiegen mit „ministerieller“ Begründung bzw. Rückendeckung!
63 Ministerialdirigent Reuter, Ansprache anlässlich der Jahreshauptversammlung am 30. Mai 1970 in „Mitteilungen“
3/1970, S. 4
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