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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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Auf dem Weg zur Selbstorganisation <strong>–</strong> Wochenplanarbeit in Unterrichtsprozessen der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

• Im Zusammenhang mit einer Öffnung des Unterrichtsprozesses im Rahmen der Wochenplan-<br />

arbeit (Klasse A) werden die ausgeweiteten Freiräume von Lernenden in Gestalt positiverer<br />

Erlebensqualitäten <strong>und</strong> der größeren Zeitanteile für neue Inhalte manifest. Insbesondere in<br />

der Klasse B, die eher lehrerzentriert unterrichtet wurde, wird dies an der besonders positiven<br />

Bewertung der Partnerarbeit bei gleichzeitiger Ablehnung der Plenumsarbeit anschaulich deutlich.<br />

<strong>Die</strong>ser Umstand deutet darauf hin, dass eher traditionell unterrichtete Klassen selbst eine<br />

nur kleine Erweiterung der individuellen Handlungsspielräume bereits sehr positiv beurteilen.<br />

• Auf die große Bedeutung des emotional-motivationalen Erlebens für das Gelingen von Unterrichtsprozessen<br />

lassen bereits die ausgeprägten Zusammenhänge mit Wissenserwerben als<br />

basalen Erfolgsgrößen schließen <strong>–</strong> die Lernenden mit positiveren Erlebenswerten schnitten<br />

auch in den lernzielorientierten Tests deutlich besser ab. <strong>Die</strong>ser Bef<strong>und</strong> wiederholt sich, wenn<br />

man umfassendere Lernerfolgsgrößen, wie etwa die Problemlösefähigkeit, heranzieht (Sembill<br />

et al., 2007). An dieser Stelle bietet die Wochenplanarbeit hinreichende Möglichkeiten der Differenzierung<br />

von Lern- <strong>und</strong> Übungsprozessen <strong>und</strong> dürfte unterstützend wirken.<br />

Wenngleich die vorliegenden Bef<strong>und</strong>e angesichts ihres exemplarischen Charakters <strong>und</strong> der teilweise<br />

geringen Effektstärken vorsichtig zu interpretieren sind, lässt sich konstatieren, dass die Wochenplanarbeit<br />

bei aller Kritik eine viable Möglichkeit auf dem Weg zu einer Öffnung <strong>und</strong> Individualisierung<br />

von Unterrichtsprozessen darstellt. Insbesondere in dem noch sehr stark durch traditionelle Lehr-<br />

Lern-Formen geprägten Rechnungswesenunterricht kann sie bei entsprechender Implementierung<br />

schülerzentrierter, gemeinschaftlicher Lernformen Vorteile für Unterrichtserleben <strong>und</strong> Wissenserwerbe<br />

kanalisieren. Weiterführende Analysen der Partizipationsmöglichkeiten für Lernende <strong>und</strong><br />

Differenzierungsstrategien von Lehrkräften in den beobachteten Unterrichtssequenzen werden diese<br />

These auch zukünftig forcieren <strong>und</strong> die vielfältigen Gestaltungsvarianten der Wochenplanarbeit wünschenswerterweise<br />

zur Entfaltung bringen.<br />

5. Kaufmännischer Unterricht auf dem Weg zur Selbstorganisation: Ausblick<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der bildungspolitischen Forderung nach mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem<br />

<strong>und</strong> umfassenderen Ausbildungsergebnissen werden in jüngerer Zeit zunehmend Handlungsorientierung<br />

<strong>und</strong> Verantwortungsübernahme von Lernenden proklamiert <strong>und</strong> in der Konsequenz<br />

schülerzentrierte Unterrichtsformen als Alternative zu traditionellen frontalen Unterrichtssettings<br />

erwogen. <strong>Die</strong> bereitwillige Verantwortungsübernahme von Lernenden für Lernprozess <strong>und</strong> -ergebnisse<br />

lässt sich allerdings nicht über gelegentliche Schülerzentrierungsmaßnahmen erreichen, die<br />

dann von den Einzelnen aufgr<strong>und</strong> ihrer fehlenden Erfahrung <strong>und</strong> der vergleichsweise hohen Komplexität<br />

eher als belastend empf<strong>und</strong>en werden. Lernende müssen sich durchgängig ernst genommen<br />

fühlen, sozial eingeb<strong>und</strong>en sein <strong>und</strong> in ihren Leistungen anerkannt werden. Dazu muss man sie selbst<br />

allerdings etwas leisten lassen <strong>und</strong> in diesem Prozess unterstützen. Hierfür braucht es neben fachlichen,<br />

pädagogischen <strong>und</strong> psychologischen Kompetenzen vor allem entsprechende Sichtweisen <strong>und</strong><br />

(Wert-)Haltungen der Lehrenden. <strong>Die</strong>se haben ihrerseits die gleichen Ansprüche <strong>und</strong> Rechte an ihre<br />

Kollegen <strong>und</strong> Weisungsbefugten.<br />

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