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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

330<br />

Fächerübergreifendes Lernen soll das oftmals beziehungslose Nebeneinander der kaufmännischen<br />

Teildisziplinen sinnstiftend miteinander verbinden (vgl. Güttler, 2011). Der hier zu vollziehende Spagat,<br />

junge Menschen mit zunehmend heterogenen Lernvoraussetzungen sowohl berufsvorbereitend<br />

als auch für den Übertritt an eine allgemeinbildende weiterführende Schule zu qualifizieren, weist<br />

bereits darauf hin, dass auch die Lehr-Lernprozesse auf den Prüfstand müssen.<br />

<strong>Die</strong>se Notwendigkeit offenbart sich insbesondere angesichts der anhaltenden Dominanz traditioneller<br />

<strong>und</strong> eng geführter Unterrichtsformen, die einseitig auf die Reproduktion von Faktenwissen abzielen<br />

<strong>und</strong> die geforderten umfassenderen Kompetenzprofile zu wenig fördern (Sembill, 2004, S. 4). Für<br />

die kaufmännische Domäne ist hier insbesondere der Rechnungswesenunterricht anzuführen, der<br />

mit seiner nicht mehr zeitgemäßen fachdidaktischen Ausrichtung <strong>und</strong> seinem ausgeprägten Methodenmonismus<br />

entsprechenden Reformbedarf aufweist (in der Gesamtschau siehe z. B. Sembill &<br />

Seifried, 2005). Vor dem Hintergr<strong>und</strong> zunehmender empirischer Evidenz für die Notwendigkeit der<br />

Veränderung unterrichtsmethodischer Traditionen <strong>und</strong> der Öffnung des Unterrichts (z. B. Pätzold,<br />

Klusmeyer, Wingels & Lang, 2003; Seifried, 2009) erscheint auf didaktischer Ebene die Suche nach<br />

erfolgversprechenden unterrichtsmethodischen Konzepten, mit denen sich der skizzierte Reformbedarf<br />

an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n umsetzen lässt, nachvollziehbar. Mit dem Konzept des Selbstorganisierten<br />

Lernens (SoLe) liegt ein empirisch geprüftes <strong>und</strong> bewährtes Unterrichtskonzept vor, welches<br />

die Ausbildung insbesondere der Problemlösefähigkeit durch eigenaktives Handeln fördert <strong>und</strong><br />

im Vergleich zu traditionellem Unterricht überdies den emotionalen <strong>und</strong> motivationalen Faktoren<br />

sowie dem sozialen Aspekt eine höhere Bedeutung beimisst. Lernende agieren dabei in komplexen,<br />

realitätsnahen Problemstellungen, vorzugsweise in projektorientierter (Klein-) Gruppenarbeit (vgl.<br />

z. B. Sembill, 2000). <strong>Die</strong> Realisierung dieser weitestgehend selbstständigen Planung, Realisierung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle von Lernprozessen durch die Lernenden selbst erfordert nicht nur stark veränderte<br />

institutionelle <strong>und</strong> unterrichtliche Rahmenbedingungen (mehrstündiger Blockunterricht ohne Unterbrechungen,<br />

zwei Lehrkräfte pro Klasse, Gruppenarbeitstische etc.), sondern auch eine intensive<br />

Kooperation der beteiligten Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung <strong>und</strong> -durchführung. Auch im<br />

Unterricht selbst ergeben sich für die Lehrkräfte veränderte Bedingungen, sie werden stärker mit<br />

diagnostischen Fragen konfrontiert <strong>und</strong> agieren situationsbezogen als Lernbegleiter. An dieser Stelle<br />

entstehen in der Praxis oftmals Hemmnisse, da Lehrkräfte zum einen den (anfänglich!) erhöhten Zeitbedarf<br />

für die Vorbereitung scheuen <strong>und</strong> sich zum anderen der situativen Komplexität der Methodik<br />

nicht gewachsen fühlen (Seifried, 2009, S. 273ff.). <strong>Die</strong> empirischen Bef<strong>und</strong>e sprechen allerdings<br />

dafür, dass sich die Mühe lohnt; die Lernenden erzielen nicht nur vergleichbare Wissenszuwächse,<br />

sondern weisen auch deutliche Vorteile bei der Entwicklung einer komplexen Problemlösefähigkeit<br />

<strong>und</strong> dem subjektiven Unterrichtserleben auf (z. B. Wuttke, 1999; Sembill, Wuttke, Seifried, Egloffstein<br />

& Rausch, 2007). So ist zwar die faktische Überlegenheit der Methodik im Vergleich zu traditionellen<br />

Lehr-Lern-Arrangements hinreichend dokumentiert, in der breitenwirksamen Einführung ergeben<br />

sich aber offenbar noch einige Hindernisse.<br />

Ein möglicherweise lohnender Zwischenschritt auf dem Wege zum Selbstorganisierten Lernen könnte<br />

in dem unterrichtlichen Organisationsprinzip der Wochenplanarbeit liegen, die als probates Mittel für<br />

die Öffnung des Unterrichts im Sinne erweiterter Handlungs- <strong>und</strong> Zeitfreiräume für Lernende <strong>und</strong>

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