Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart
194
und seine Inhalte mit der kaufmännischen Ausrichtung der Wirtschaftsschule kommt man zu dem
Schluss, dass diese in ihrer Intensität und in ihrem Umfang sehr unterschiedlich sind und nicht in
Relation zueinander gesetzt werden können, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass dieser
Zweig nur einer von drei wählbaren Feldern ist. Für den allgemeinbildenden Bereich der Mathematik
lässt sich hinsichtlich des Vergleiches feststellen, dass der zeitliche Umfang hier an der Mittelschule
aufgrund der Tatsache, dass es dort Teil der Abschlussprüfung ist, mit der Wirtschaftsschule nicht
zu vergleichen ist. Es ergibt sich somit für die Theorie eine ähnliche Situation wie an der Realschule –
eine Konkurrenz hinsichtlich des Aufbaus und der Struktur der beiden Schulen lässt sich anhand des
Vergleiches im Bereich Mathematik und Wirtschaft demnach nicht feststellen. In beiden Schularten
sind, trotz des gemeinsamen Angebotes des mittleren Schulabschlusses, Unterschiede vorhanden,
welche die Wirtschaftsschule von der Mittelschule voneinander abgrenzen, auch wenn eine verstärkte
wirtschaftliche Ausrichtung und Angebote wie Betriebserkundungen oder Betriebspraktika
seitens der Realschule zur Verfügung gestellt werden. Somit gilt für den theoretischen Bereich, dass
die Abschlüsse zwar gleichwertig aber dennoch nicht gleichartig sind.
Vergleicht man die Zielsetzungen der beiden Schulen lässt sich feststellen, dass das allgemeine Ziel
der Schulform Mittelschule ist, das Bildungsangebot der Hauptschule weiterzuentwickeln um den
Herausforderungen von steigenden Ansprüchen der Arbeitswelt, demographischen Entwicklungen,
einer zunehmenden Heterogenität der Schüler und Schülerinnen mit einen hohem Anteil an Migrationshintergründen,
einer zurückgehenden gesellschaftlichen Anerkennung sowie dem Erhalt der
Hauptschulstandorte gerecht zu werden. Die Mittelschule soll somit Stärken der Hauptschule aufgreifen
und durch zusätzliche Angebote wie den berufsorientierenden Zweigen, dem Ganztagesangebot,
der Kooperation mit Berufsschule und Arbeitsagentur sowie der individuellen Förderung von
Schülern vor allem durch das Prinzip der Klassenleiterführung erweitert und verbessert werden (Die
bayerische Mittelschule, 2011). Hauptziel der Wirtschaftsschule ist es, Schüler und Schülerinnen eine
Allgemeinbildung zu vermitteln, welche zwischen den Angeboten von Hauptschule und Gymnasium
anzusiedeln ist, sowie diese auf ihr späteres berufliches Tätigkeitsfeld Wirtschaft und Verwaltung
vorzubereiten (ISB, 1992, S. 3-4). Die Zielsetzungen der Mittelschule unterscheiden sich insoweit,
dass die Schulart Herausforderungen gerecht werden muss, die der Wirtschaftsschule zum Teil nicht
bevorstehen, da sie beispielsweise nicht mit einer zurückgehenden gesellschaftlichen Anerkennung
kämpfen muss. Die wirtschaftliche Ausrichtung der Wirtschaftsschule ist stringenter, weshalb diese
Schulart zudem eine spezielle Klientel anspricht, welche in der kaufmännischen Ausrichtung seine
berufliche Zukunft sieht. Die Mittelschule hingegen bietet ein breiteres Angebot, das auch auf Schüler
zugeschnitten ist, die im sozialen oder handwerklichen Bereich tätig werden wollen.
Zusammenfassend lässt sich demnach für den Vergleich zwischen Wirtschaftsschule und Mittelschule
hinsichtlich Faktoren wie Aufbau und Zielsetzungen festhalten, dass die beiden Schularten im
Bereich des mittleren Schulabschlusses sehr unterschiedlich aufgestellt sind, auch wenn im Bezug
auf die Berufsorientierung durchaus Faktoren vorhanden sind, die in der Theorie auf eine gewisse
Konkurrenzsituation hindeuten könnten. Eine eindeutige Konkurrenz zwischen Wirtschaftsschule
und Mittelschule ist jedoch nicht vorhanden.