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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

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langjährige Erfahrung erprobt <strong>und</strong> etabliert. Sie variieren vor allem bezüglich ihres „Freiwilligkeits-<br />

charakters“ <strong>und</strong> werden oftmals aufgr<strong>und</strong> von Leistungsdruck, der Schaffung von Verbindlichkeiten<br />

oder auf Empfehlung hin besucht.<br />

Förderung von Stärken <strong>und</strong> Begabungen: Insgesamt ist an allen befragten Schulen eine Fokussierung<br />

auf leistungsschwächere Lerner festzustellen, wohingegen Systeme zur Anerkennung besonders<br />

engagierter <strong>und</strong> guter Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selten sind. Eine <strong>Wirtschaftsschule</strong> hat es<br />

sich, ähnlich den anglo-amerikanischen Schulsystemen, zum Ziel gemacht, ihre besten Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. Durch Überreichung von Zertifikaten<br />

am Schuljahresende <strong>und</strong> die Vergabe von „Incentives“, wie außerschulischen Kursangeboten oder<br />

Tagesausflügen, erfahren sie eine besondere Wertschätzung. <strong>Die</strong> öffentliche Anerkennung ihrer<br />

Leistungen steigert einerseits deren Selbstbewusstsein <strong>und</strong> die Bereitschaft anderen zu helfen <strong>und</strong><br />

hat andererseits eine schulweite Signalwirkung <strong>und</strong> wirkt motivierend auf Leistungsschwächere.<br />

Darüber hinaus werden Begabungen <strong>und</strong> Stärken von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern an den meisten<br />

<strong>Wirtschaftsschule</strong>n durch vielseitige Wahlfachangebote entwickelt <strong>und</strong> gefördert.<br />

4. Voraussetzungen für erfolgreiche Differenzierung an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt der an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n realisierten Differenzierungsformen zeigt, dass sich viele<br />

Schulleiter <strong>und</strong> Lehrkräfte der zunehmenden Heterogenität ihrer Schülerschaft bewusst sind. Mit<br />

Engagement <strong>und</strong> Kreativität suchen sie immer wieder neue Wege, um jeden einzelnen Lerner so individuell<br />

wie möglich zu fördern, zu begleiten <strong>und</strong> zu unterstützen. Damit die Einführung neuer Strukturen<br />

<strong>und</strong> Modelle tatsächlich erfolgreich ist, müssen alle Bereiche in die Schulentwicklung mit eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden: Organisations-, Personal- <strong>und</strong> Unterrichtsentwicklung (Wilbers, 2009a, S. 9). Durch<br />

interne Evaluationen, Befragungen <strong>und</strong> Bedarfsermittlungen können Bereiche mit besonders hohem<br />

Förderbedarf aufgespürt werden. <strong>Die</strong> Verantwortung für einen proaktiven Umgang mit Heterogenität<br />

darf also nicht allein den Lehrkräften zugeschoben werden, sondern sollte als schulübergreifendes<br />

Konzept, unter Einbeziehung aller Beteiligten, schrittweise an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n integriert werden.<br />

Kein Alibi gegen, jedoch eine Erschwernis für binnendifferenziertes Unterrichten <strong>und</strong> kooperative<br />

Lernformen, sind die äußeren Bedingungen vieler <strong>Wirtschaftsschule</strong>n: Hohe Schülerdichte, kleine<br />

Klassenräume, ein St<strong>und</strong>enbudget, das nur wenig Teilungs- <strong>und</strong> Intensivierungsst<strong>und</strong>en zulässt<br />

sowie stark reglementierte Lehrpläne <strong>und</strong> St<strong>und</strong>entafeln schränken den Handlungsspielraum von<br />

Schulleitungen, Schulentwicklern <strong>und</strong> Qualitätsmanagement-Teams ein. Ähnlich wie ihre Lernenden<br />

sind auch <strong>Wirtschaftsschule</strong>n selbst eine vielfältige <strong>und</strong> komplexe Schulform, weshalb sie ein<br />

hohes Maß an Eigenständigkeit <strong>und</strong> Gestaltungsfreiheit benötigen um geeignete Fördermodelle <strong>und</strong><br />

Differenzierungsansätze passgenau entwickeln <strong>und</strong> umsetzen zu können. <strong>Die</strong>se Verschiedenheit zu<br />

akzeptieren <strong>und</strong> als Chance zu begreifen, ermöglicht es Lernenden, Lehrenden <strong>und</strong> den <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

selbst sich gemäß ihrer individuellen Stärken <strong>und</strong> Schwächen zu entwickeln.

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