Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Der Deutschunterricht an der Wirtschaftsschule
Vanessa hat den Übergang zur Wirtschaftsschule nach der 6. Klasse ohne Probeunterricht geschafft,
Kerem war am Probeunterricht gescheitert und ist auf Antrag der Erziehungsberechtigten von der
7. Jahrgangsstufe der Hauptschule in die 7. Eingangsklasse der Wirtschaftsschule gewechselt. Die
beiden Neulinge sitzen nun gemeinsam in ein und derselben Eingangsklasse. Soweit der Befund.
Man muss Kerem und Vanessa, die in Wirklichkeit anders heißen und austauschbar sind, so kühl im
Soziologenjargon beschreiben, um sachlich und unaufgeregt die Problematik aufzuzeigen. Das Beispiel
verdeutlicht das potentielle Leistungsgefälle in einer Eingangsklasse. Diese Heterogenität kann
für die Deutschlehrkraft erhebliche Probleme aufwerfen. Deutschkenntnisse und Sprachfähigkeiten
sind so unterschiedlich verteilt, dass ein herkömmlicher Deutschunterricht (reine Stoffvermittlung)
allen Schülerinnen und Schülern nicht gleichermaßen gerecht werden kann.
Die veränderte Schülerklientel an der Wirtschaftsschule, damit einhergehend ein spürbares Leistungsgefälle
innerhalb einer Klasse, erfordert daher nachhaltige Veränderungen des Deutschunterrichts.
Wie kann, wie muss ein Deutschunterricht aussehen, der den weiter oben dargelegten Befund
berücksichtigt? In erster Linie muss Deutschunterricht an der Wirtschaftsschule künftig wohl auch
Förderunterricht sein.
Die Wirtschaftsschulen haben auf diesen gesellschaftlichen Wandel reagiert. Im Deutschunterricht
wurden in den vergangenen Jahren methodisch-didaktische und organisatorische Förderkonzepte
entwickelt, die reformperspektivisch und modellhaft wirken könnten. Der nächste Abschnitt
beschreibt exemplarisch, wie sich eine Wirtschaftsschule auf die Suche nach einem geeigneten
Fördermodell begibt und dabei fündig wird.
3. Fördermaßnahmen im Deutschunterricht
Am konkreten Beispiel einer Wirtschaftsschule wird im Folgenden aufgezeigt, wie ein Fördermodell
im Deutschunterricht für Schülerinnen und Schüler der Eingangsklassen aussehen kann, damit die
Leistungsschere nicht noch weiter auseinanderklafft. Als Grundsatz gilt dabei, Schülerinnen und
Schüler mit erheblichen Defiziten in der deutschen Sprache und solche mit guten Deutschkenntnissen
gleichermaßen zu fördern.
Nachdem sich die Einführung einer 5. Wochenstunde im Fach Deutsch der 7. Klassen (jeweils
wöchentlich in einer 7. Stunde durchgeführt) im Sinne einer Förderung schwächerer Schülerinnen
und Schüler in den vergangenen Jahren nicht vollständig bewährt hatte, kamen die Mitglieder der
Deutschfachgruppe überein, für ihre Schule eine neue Konzeption zu entwickeln. In mehreren Sitzungen
der Fachgruppe wurden unterschiedliche Varianten eines Förderkonzepts im Fach Deutsch
als Ersatz der bisherigen Lösung diskutiert. Am Ende stand ein Fördermodell als Ergänzung zum
herkömmlichen Deutschunterricht, das alle Beteiligten – Schulleitung, Deutschlehrkräfte, SMV und
Elternbeirat – als „Erfolg versprechend“ einstuften.
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