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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

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handlungsorientiere Unterricht an der <strong>Wirtschaftsschule</strong>. Dazu zählt als curriculare Besonderheit<br />

neben der Übungsfirmen-, auch die Projektarbeit. <strong>Die</strong>se fördert auch nach Aussagen der Befragten<br />

umfassend die Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten im sozialen sowie im methodischen Bereich. Insofern<br />

wird damit die zugr<strong>und</strong>eliegende Theorie bestätigt: Projektarbeit dient insbesondere der Selbsttätigkeit,<br />

der Übernahme von Verantwortung <strong>und</strong> dem Lernen durch Handeln (Siekaup, 1998, S. 8;<br />

Staatsinstitut für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung [ISB], 2007, S. 4). Zweifellos geht allerdings<br />

die Qualität dieses Faches mit der Art der Durchführung einher, was durch die Befragungen bestätigt<br />

wurde. Besonderes Interesse wird nach den Interviewaussagen im Rahmen der Umsetzung stets der<br />

Praxisorientierung zugeschrieben. Nach Ansicht der Befragten scheint es hierbei jedoch irrelevant zu<br />

sein, ob diese speziell mittels Projekt- oder Übungsfirmenarbeit vermittelt wird.<br />

Weiterhin wird festgestellt, dass auch die Übungsfirmenarbeit im Curriculum der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auf Akzeptanz trifft, da diese den Lernenden kaufmännische Kenntnisse <strong>und</strong> erste<br />

Einblicke in den betrieblichen Ablauf ermöglicht. Dahingehend konnten die Aussagen der Literatur<br />

(Linnenkohl, 1984) bekräftigt werden. Allerdings wird durch die Befragungen deutlich, dass die<br />

Interviewten Bedenken zur Glaubwürdigkeit <strong>und</strong> Ernsthaftigkeit dieses Unterrichtsfaches äußern, die<br />

auch Gramlinger (2000, S. 5) anklingen lässt. Idealerweise sollte eine Übungsfirma so gestaltet sein,<br />

dass realitätsnah ökonomische Prozesse simuliert werden (Tramm, 1996a, zitiert nach Gramlinger,<br />

2000, S. 13; Linnenkohl, 1984).<br />

<strong>Die</strong> Interviews lassen erkennen, dass genau in diesen Punkten Nachholbedarf für die Übungsfirmenarbeit<br />

an den <strong>Wirtschaftsschule</strong>n besteht: Eine vermehrte Ausrichtung auf reale wirtschaftliche<br />

Gegebenheiten, das Verfolgen ökonomischer Ziele <strong>und</strong> ein noch stärkerer Realitätsbezug ist unabdingbar,<br />

um die Lernenden sowohl im Bereich der wirtschaftlichen Kenntnisse, der betrieblichen<br />

Abläufe als auch hinsichtlich der Vermittlung von Sozialkompetenzen umfassend zu bilden. Zweifellos<br />

kann somit mittels der empirischen Erhebung festgestellt werden, dass die <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

mit deutlicherer Ausprägung des Ernsthaftigkeitscharakters die Akzeptanz der Übungsfirmenarbeit<br />

stärken <strong>und</strong> auch die Kompetenz ihrer Absolventinnen <strong>und</strong> Absolventen bezüglich des Wechsels<br />

in das duale System wahrnehmbar verbessern kann. Mit Blick auf das Curriculum der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

scheint nicht nur eine Vertiefung, sondern auch ein breiterer Ansatz der zu unterrichtenden<br />

Fächer gr<strong>und</strong>sätzlich wünschenswert, insbesondere hinsichtlich der beruflichen Zukunft der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler: Vermehrter Unterricht mit gewerblich-technischen Inhalten kann den<br />

zukünftigen Auszubildenden bei der konkreten Berufswahl sowie beim Lernen in der Berufsschule<br />

zugutekommen. <strong>Die</strong> Notwendigkeit zur Vermittlung nicht nur kaufmännisch-verwaltender Inhalte ist<br />

laut den Interviewten auch dahingehend gegeben, dass seitens der Betriebe mehr Nachfrage nach<br />

Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich entsteht. Weiterhin schlagen Wirtschaftsschüler<br />

nicht mehr überwiegend nur den traditionell gradlinigen Weg zur kaufmännischen Ausbildung ein,<br />

sondern besuchen ebenso weiterführende Bildungswege.<br />

Zusammenfassend muss ausdrücklich festgestellt werden, dass das kaufmännisch geprägte Bildungskonzept<br />

<strong>und</strong> der bisherig umgesetzte Fächerkanon den Anforderungen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

der Berufswelt sowie den Veränderungen in Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft nicht mehr bedingungslos<br />

gerecht werden kann. Eine Modifikation des Bildungskonzeptes <strong>und</strong> die Vertiefung bzw. die

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