Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Der Unterricht in den ethisch-ästhetischen Fächern in der Wirtschaftsschule
und ganzheitlichen Lernprozess (siehe Wilbers, 2009, S. 13 u. 14). Musik als Gemeinschaftserlebnis,
das Spielen in einer Schülerband oder die Mitwirkung in einem Schulchor wirken grundsätzlich als
teambildende Maßnahme. Die Präsentation selbst erstellter Arbeiten bringt den Schülerinnen und
Schülern Anerkennung, stärkt das für einen Auftritt vor Publikum notwendige Selbstbewusstsein
und verhilft durch ein geeignetes Feedback zu einer realistischen Selbsteinschätzung. Die Fähigkeit,
Ergebnisse wirkungsvoll zu präsentieren, ist eine in der Gesellschaft immer häufiger nachgefragte
Schlüsselqualifikation, mit einer über das Fach hinausgehenden Bedeutung.
2.3 Die Bedeutung des Faches Musik für außerunterrichtliche Bildungsmaßnahmen
Dem Fach „Musische Erziehung“ muss sowohl in der Angebotspalette Wahlunterricht, als auch im
Ganztagsbetrieb ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.
Die im Jahr 2003 von der Bundesregierung gestartete Bildungsinitiative “IZBB“ 3 war der Startschuss
für den flächendeckenden Einstieg in Ganztagsmaßnahmen, auch in Bayern und auch im Schultyp
Wirtschaftsschule. Da viele Aktivitäten im Bereich musischer und ästhetischer Bildung im außerunterrichtlichen
Raum angeboten werden, können und müssen zusätzliche ästhetische Bildungsangebote
zu einem integralen Bestandteil einer Ganztagsschulkultur werden. Ästhetische Projekte bereichern
nicht nur die Schulkultur, sondern sind ein wichtiges Modul der individuellen Entwicklungsförderung
der Schülerinnen und Schüler und des Lernförderungskonzepts einer Ganztagesschule.
Die pädagogischen Zielsetzungen und die Lehr- und Lerninhalte des Fachs „Musische Erziehung“
spielen daher im Rahmen von Ganztagesmaßnahmen einer Schule eine zentrale Bedeutung. Arbeitsaufträge
aus dem Bereich Textiles Gestalten oder Werken bieten eine willkommene Abwechslung
zu den eher kognitiv bestimmten Theoriefächern und dienen einem ganzheitlichen Bildungsansatz.
Das Erlernen eines Instruments kann Mut machen und in einem kleinschrittigen Lernprozess Erfolgserlebnisse
vermitteln, auch im Rahmen sozialtherapeutischer Maßnahmen. Ästhetisch orientierte
Lernangebote fordern gerade Jugendliche aus sozial schwachen Verhältnissen dazu heraus, ihre
eigenen Fähigkeiten und Potentiale zu erkennen. Gerade benachteiligte Jugendliche, die in der Regel
ohne Anstoß durch eine Bildungseinrichtung nur wenig Beziehung zu den Angeboten der Hochkultur
aufbauen können, lernen einen ihnen nur wenig bekannten Lebensbereich kennen und entdecken
ihre eigene Kreativität bei der Erstellung künstlerischer Produkte.
Das Fach „Musische Erziehung“ hat darüber hinaus traditionell eine bemerkenswerte Streuwirkung
auf das schulische Angebot im Bereich Wahlunterricht. Ein vielfältiges, breit angelegtes Wahlunterrichtsangebot
fördert die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen und lässt sie sinnlichästhetische
Erfahrungen machen. Unverzichtbare Dienste leisten die musischen Fächer für die
Gestaltung des Schullebens (Theater- und Musikaufführungen, Schulfeste) oder liefern Beiträge für
die Ausgestaltung des Innen- und Außenbereichs des Schulgebäudes. Musik und Kunst helfen so,
die Schule in der Öffentlichkeit zu repräsentieren, aber auch die Identifikation der Schülerinnen und
Schüler mit ihrer Schule herzustellen oder zu verstärken.
3 Das 2003 aufgelegte„Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ sollte die soziale Benachteiligung
junger Menschen durch den staatlich geförderten Ausbau von Schulräumlichkeiten für einen Ganztagesbetrieb
verhindern.
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