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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> aus der Sicht der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern (IHK) in Bayern<br />

Ein einheitliches Verständnis kaufmännischer Tätigkeit ist kaum mehr zu erkennen. Das Entstehen<br />

von neuen Spezialkaufleuten <strong>–</strong> von Sport <strong>und</strong> Fitness über Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> Veranstaltungsmanagement<br />

bis hin zu Telefonmarketing <strong>und</strong> Investmentfonds <strong>–</strong> ist der sichtbare Ausdruck dieser<br />

Entwicklung.<br />

<strong>Die</strong> Übungsfirma als das Herzstück der praxisnahen Ausbildung der <strong>Wirtschaftsschule</strong> verliert tendenziell<br />

an Bedeutung für den Aufbau von beruflicher Handlungskompetenz in kaufmännischen<br />

<strong>und</strong> verwaltenden Berufen. Denn sie konzentriert sich auf das kaufmännische Rechnungswesen<br />

mit der Verarbeitung von Belegen <strong>und</strong> Vorgängen. Zwar braucht ein Kaufmann nach wie vor ein<br />

Gr<strong>und</strong>verständnis für das betriebliche Rechnungswesen, aber angesichts der IT-gestützten betrieblichen<br />

Organisation des Rechnungswesens von SAP bei den großen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen bis<br />

Lexware im Kleinbetrieb, verlieren Buchhaltungsfertigkeiten ihre profilgebende Stellung. Da ergeht<br />

es der <strong>Wirtschaftsschule</strong> nicht besser als den Anbietern von Weiterbildung, die auf das Übungsfirmenprinzip<br />

setzen. Auch hier beobachten wir, dass diese Methodik <strong>und</strong> fachliche Ausrichtung am<br />

Arbeitsmarkt nicht mehr nahtlos passt.<br />

Von daher halten wir es für geboten, dieses Angebot der <strong>Wirtschaftsschule</strong> zeitgemäßer auszugestalten<br />

<strong>und</strong> eine Antwort auf die Veränderungen an den Arbeitsplätzen zu entwickeln. Damit ist auch<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit zu gewinnen für einen Aufbau der mathematischen Kompetenzen der Wirtschaftsschüler.<br />

Für mindestens genauso bedeutsam wie die Arbeit an der inhaltlichen Neuprofilierung der <strong>Wirtschaftsschule</strong><br />

halte ich auch eine Lösung für den Umgang mit der großen Heterogenität der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler. Ich denke hier hätte eine neu positionierte <strong>Wirtschaftsschule</strong> die große Chance,<br />

Wegweisendes zu leisten <strong>und</strong> Modelle für andere Schularten zu entwickeln. <strong>Die</strong> flexiblen Zugänge<br />

sind eine er großen Stärken dieser Schulart. Flexible Zugänge heißt aber auch, dass hier Schüler mit<br />

einer chronifizierten Misserfolgserwartung gehäuft vorzufinden sein werden. Sie haben eine Reihe<br />

von Misserfolgserlebnissen im Zusammenhang mit Schule <strong>und</strong> Unterricht hinter sich. Entsprechend<br />

groß ist ihre Verunsicherung <strong>und</strong> entsprechend klein ihr Selbstwertgefühl. Auch der Schulwechsel<br />

wird von ihnen <strong>–</strong> <strong>und</strong> ihren Eltern <strong>–</strong> meist als Niederlage empf<strong>und</strong>en. Das alles sind extrem hemmende<br />

Faktoren für den Lernfortschritt, den Schulerfolg <strong>und</strong> für den Aufbau von Ausbildungsfähigkeit, denn<br />

die Anbieter von Lehrstellen erwarten hohe Motivation <strong>und</strong> vor allem Anstrengungsbereitschaft. <strong>Die</strong><br />

kognitiven Kompetenzen <strong>–</strong> in erster Linie Mathematik <strong>und</strong> Deutsch (Leseverständnis) kommen dazu.<br />

<strong>Die</strong> Musik spielt umso mehr bei den personalen Kompetenzen: Motivation, Fähigkeit zur Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Kommunikation in der Gruppe, Verhaltenssicherheit <strong>und</strong> die berüchtigten Sek<strong>und</strong>ärtugenden<br />

wie Ordnung, Fleiß, Sauberkeit. Wenn dann noch Partizipation, Engagement, Belastbarkeit<br />

<strong>und</strong> Selbstwirksamkeit als Garanten psychischer Stabilität im Arbeitsprozess vorhanden sind, haben<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler beim Übergang von Schule in Ausbildung keine Probleme. Woher kommt<br />

dieser Bedeutungszuwachs bei den „weichen“ Faktoren, den soft skills in den Einstellungsentscheidungen<br />

der Unternehmen?<br />

<strong>Die</strong> Erklärung liefert ein kritischer Blick auf die Wertschöpfungsprozesse in den Unternehmen. Wertschöpfung<br />

vollzieht sich zunehmend nicht mehr Top-Down sondern Bottom-Up.<br />

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