Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Der Deutschunterricht an der Wirtschaftsschule
erhöhen und Leseschwächen bei bestimmten Schülergruppen zu verringern. In jeder Klassenstufe
wird verpflichtend eine Ganzschrift gelesen. Buchvorstellungen in Form von Referaten, Unterrichtsbesuche
in Buchhandlungen und Bibliotheken gehören mittlerweile zum methodischen Inventar des
Deutschunterrichts an Wirtschaftsschulen. Weiterhin werden in allen Klassen der 7. und 8. Jahrgangsstufen
Lesewettbewerbe ausgetragen. Diese Fördermaßnahmen zielen insbesondere auf das
schwächelnde Leseverhalten bei Jungen, aber auch bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund
soll auf diese Weise die Leselust angestachelt werden. Bislang war die Leseförderung
an Wirtschaftsschulen nahezu ausschließlich eine Domäne des Faches Deutsch. Künftig sollen auch
andere Fächer in Form eines fächerübergreifenden Konzepts zur Leseförderung die Bemühungen
der Deutschlehrkräfte unterstützen, indem vor allem Sachbücher besonders berücksichtigt werden.
Ziel der Bemühungen ist die „lesende Schule“, die den Schülerinnen und Schülern die Türen in die
Welt öffnet.
5. Berufsvorbereitung – ein zentraler Aspekt des Faches Deutsch
In letzter Zeit klagen Betriebe häufig über Defizite bei den Lehrlingen. Offensichtlich verfügen
immer weniger Schulabgänger über elementare Grundkenntnisse in den Bereichen Rechnen und
Deutsch. Die Frage muss also gestellt werden: Was muss die Wirtschaftsschule unternehmen, um
Jugendliche, insbesondere solche mit massiven sprachlichen Problemen, „ausbildungsfähig“ zu
machen? Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Deutschunterricht zu. Mit ihrem spezifischen Fächerkanon
eignet sich vor allem die Wirtschaftsschule am besten für Schülerinnen und Schüler, die sich
kompetent und praxisnah für eine kaufmännische oder verwaltende Berufstätigkeit in Handels-,
Industrie- und Dienstleistungsunternehmen oder auch im Handwerk qualifizieren wollen. Im Zentrum
der Berufsvorbereitung steht dabei der Deutschunterricht. Das folgende Muster eines Unterrichtsmodells
zeigt zum einen, wie Berufsvorbereitung im Deutschunterricht der Wirtschaftsschule in einer
Jahrgangsstufe organisiert wird. Zum anderen wird an diesem Beispiel deutlich gemacht, wie eine
fächerübergreifende Zusammenarbeit aussehen kann.
In der Jahrgangsstufe 9 spielen die Berufsorientierung und das Erstellen überzeugender Bewerbungsunterlagen
eine zentrale Rolle. Diese Aufgabe muss im Unterricht gut vorbereitet werden.
Zunächst finden die Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht mithilfe vielseitiger Methoden
des Selbst- und Fremdreflektierens die eigenen Stärken und Schwächen heraus. Mit diesen Erkenntnissen
können die Jugendlichen das für sie infrage kommende Berufe-Spektrum deutlich einengen.
Die sich daran anschließende Erstellung von Lebenslauf und Anschreiben wird im Deutschunterricht
inhaltlich und sprachlich vorbereitet. Danach werden im Fach Textarbeit die Entwürfe in die geeignete
Form gebracht. Die im Unterricht inhaltlich überarbeiteten und formgerecht gestalteten Bewerbungsunterlagen
werden am Ende der Unterrichtseinheit auf einem Datenträger gespeichert. Den
Schülerinnen und Schülern stehen auf diese Weise für ihre Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz
formgerechte digitale Bewerbungsunterlagen zur Verfügung. Zur Abrundung der Unterrichtseinheit
werden im Deutschunterricht die typischen Situationen eines Bewerbungsgesprächs besprochen
und im Rollenspiel anschaulich gemacht. Dabei wird auch auf die professionelle Unterstützung durch
Personal von Betrieben und Verwaltungen zurückgegriffen.
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