Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Der Unterricht in den ethisch-ästhetischen Fächern in der Wirtschaftsschule
Ziel des Religionsunterrichts ist es, Jugendliche darin zu unterstützen, „Werte und Traditionen wahr-
zunehmen, sich damit auseinander zu setzen und eigenständige Positionen zu finden als Grundlage
für ein verantwortliches erfülltes und selbstständiges Leben in der Gemeinschaft“ (KM, 2003, S.1). Im
Religionsunterricht wird die religiös-ethische Lebensorientierung gefördert. Nach dem Lehrplan für
Ethik ist es das Ziel, „die Schüler zu werteinsichtigem Urteilen und Handeln zu befähigen sowie zu
moralischer Mündigkeit zu führen...“ (KM, 1996, S.1).
Der Ethikunterricht orientiert sich an den sittlichen Grundsätzen, wie sie in der Verfassung des
Freistaats Bayern und im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland niedergelegt sind. Für
den bayerischen Ethikunterricht gilt nach wie vor folgende Grundsatzentscheidung: „Ethik-Unterricht
will kein Unterricht im Fach Philosophie sein; er kann nur Werterziehung auf der Grundlage der Bayerischen
Verfassung und des Grundgesetzes sein, d.h. auf der Grundlage der Menschenrechte (...)
(Lohse, 1981, S. 158) Die Bildungspläne beider Fächer weisen damit vom Ansatz her viele Gemeinsamkeiten
auf. Verkürzt dargestellt sollen beide Fächer, wenn auch auf unterschiedlichen Normen
basierend, Jugendliche bei ihrer Suche nach Sinn und Orientierung begleiten – zum Einen auf der
Grundlage der Bibel, zum Anderen des Verfassungsrechts.
3.2 Überlegungen zu einer Neustrukturierung der Fächer
Der Spielraum, den die vertraglichen Bindungen mit den Kirchengemeinschaften einräumen, ist
für die einzelnen Schulen, aber auch für Lehrplankommissionen traditionell sehr gering. Bei der
Ausgestaltung des Ethikunterrichts ist diese Prämisse in gleichem Maße zu berücksichtigen. Für
den Ethik- und Religionsunterricht müssen bei einer Neuausrichtung der Wirtschaftsschule folgende
Zielsetzungen gelten:
Die Kooperation der Religionslehrkräfte mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Fachgruppe Ethik ist
sinnvoll und muss von der Schulleitung klimatisch und institutionell gestützt werden.
Die Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf Grund ihrer Religionszugehörigkeit auf unterschiedliche
Fächer, Räume oder Klassenkopplungen darf keinesfalls zu einer Ausgrenzung oder Privilegierung
einzelner Schülergruppierungen führen. Die Lehrkräfte in katholischer, evangelischer Religion
und in Ethik müssen das Gemeinsame in den Mittelpunkt stellen und versuchen, im Rahmen der doch
sehr flexiblen Lehrpläne thematische Ähnlichkeiten zu nutzen, inhaltlich und zeitlich parallele Abläufe
zu organisieren.
Gemeinsame Projekte wie Anfangs- und Schlussgottesdienste oder auch Feierlichkeiten der verschiedenen
Religionen stellen einen wichtigen Baustein im schulischen Leben dar und haben in der
Regel eine sinnstiftende, integrative Wirkung auf die gesamte Schulfamilie.
307