Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart 168 erhalten werden können und welches Schulsystem dieser zu erwartenden Realität am ehesten gerecht wird. Ein derart differenziertes Schulsystem, wie es das bayerische bisher darstellt, wird sich jedenfalls nicht aufrecht erhalten lassen. Diese Erkenntnis ist mittlerweile selbst in Teilen der CDU angekommen, wo die Ideologie des dreigliedrigen Schulsystems mittlerweile beginnt zu zerbröckeln. Nur die CSU widersetzt sich krampfhaft der Einsicht, dass das dreigliedrige Schulsystem weder strukturell noch pädagogisch dazu geeignet ist, die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Mit der Herausforderung des Schülerrückgangs sehen sich auch und gerade die Wirtschaftsschulen konfrontiert. So rechnet die Schüler- und Absolventenprognose des bayerischen Kultusministeriums bis zum Schuljahr 2030/31 mit einem Rückgang der Schülerzahlen von momentan knapp 24.000 auf 15.100 Schüler/-innen (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2011, S. 27). Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel grüner Bildungspolitik, den demographischen Wandel aktiv zu gestalten und ein System zu schaffen, das flexible Lösungen zulässt und das die optimale individuelle Förderung aller Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt. Dies soll durch eine „Öffnungsklausel“ ermöglicht werden, die passgenaue Lösungen vor Ort und längeres gemeinsames Lernen für alle Kinder aus dem Dorf oder der Gemeinde zulässt. Damit erhalten Schulstandorte eine Perspektive und die Schulen Raum für innovative und zukunftsfeste pädagogische Konzepte. Auf die vielfältigen Erfahrungen und Verdienste der Wirtschaftsschulen wollen wir dabei nicht verzichten. Sie können und sollen in diesem Rahmen und in Form von Kooperationsmodellen auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zu einem modernen und ganzheitlichen Schulprofil leisten. Dabei kann unter anderem auf die Erfahrungen des Schulversuchs zur Kooperation zwischen Mittelschulen und Realschulen zurückgegriffen werden. Sollte die Staatsregierung jedoch weiterhin an ihrer Ideologie des dreigliedrigen Schulsystems festhalten, muss sie auch Rahmenbedingungen schaffen, die es den Wirtschaftsschulen erlauben, auf gegenwärtige und künftige Herausforderungen wie die steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt und eine zunehmende Internationalisierung angemessen reagieren zu können. Ob die gegenwärtige curriculare Basis der Wirtschaftsschulen diesen Anforderungen noch gerecht wird, ist jedenfalls fraglich (Güttler, 2011, S. 10). Insbesondere im Hinblick auf Fremdsprachenkenntnisse, Fachkompetenz sowie im Bereich von personellen und sozialen Fähigkeiten – wie Eigenverantwortung, Teamfähigkeit, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit – besteht curricularer und pädagogischer Handlungsbedarf (Ebd.). Gleichzeitig können und wollen wir es uns jedoch nicht leisten, auf die große Kompetenz und Erfahrung der Wirtschaftsschulen zu verzichten. Deshalb hoffen wir, den Weg in die Zukunft des bayerischen Schulsystems gemeinsam und im ständigen Dialog zwischen Schüler/-innen, Lehrkräften, Eltern, den Verbänden und den im Landtag vertretenen Parteien gestalten zu können.
Die Wirtschaftsschule aus Sicht von Bündnis 90/Grüne Literatur Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (2011): Schüler- und Absolventenprognose 2011. München. Güttler, H. (2011): Die Wirtschaftsschule von morgen – Perspektiven einer traditionsreichen Schulart. In vlbakzente 03-04/2011, 10-12. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (2009): Bildungsbericht Bayern 2009. München. 169
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