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Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>–</strong> <strong>Verdienste</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklungsperspektiven</strong> einer bayerischen Schulart<br />

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2. Veränderte Schülerklientel <strong>–</strong> Auswirkungen auf den Deutschunterricht<br />

Bei der Suche nach dem Königsweg für die Ausbildung ihrer Kinder setzen Eltern auch in Bayern<br />

zunehmend auf weiterführende Schulen: Bloß weg von der Hauptschule, so lautet die Devise. Wenn<br />

der Absprung ins Gymnasium oder zur Realschule nach der 4. Jahrgangsstufe nicht gelungen ist,<br />

dann bietet die <strong>Wirtschaftsschule</strong> in den Folgejahren noch reichlich Gelegenheit zu einem Wechsel.<br />

Und diese Möglichkeit wird von Eltern durchaus wahrgenommen.<br />

Neben der nicht zu leugnenden Flucht vor der Hauptschule sind es die in den vergangenen Jahren<br />

stark gelockerten Aufnahmebedingungen, die der <strong>Wirtschaftsschule</strong> <strong>und</strong> damit auch dem Fach<br />

Deutsch eine neue Schülerklientel bescheren. Auch das bislang in Eingangsklassen behutsam <strong>und</strong><br />

verantwortungsvoll genutzte Korrektiv Probezeit ist abgeschafft <strong>–</strong> die Möglichkeit also, dem Kind<br />

bei dauerhaften Fehlleistungen, insbesondere im Deutschunterricht, weitere Enttäuschungen zu<br />

ersparen <strong>und</strong> in Absprache mit den Eltern dessen Rückführung an die Hauptschule zu organisieren.<br />

Es ist nicht die Intention dieses Aufsatzes, die Neuerungen zu bewerten. Für Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler (<strong>und</strong> deren Eltern) mag das Übertrittsverfahren an die <strong>Wirtschaftsschule</strong> durch die neuen<br />

Regelungen stressfreier geworden sein. Gleichwohl soll in diesem Zusammenhang deutlich gemacht<br />

werden, dass die genannten Änderungen massive Folgen für den Deutschunterricht an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

nach sich ziehen. Mit dem Koordinatensystem der Bildungssoziologie, an zwei „Versuchsschülern“<br />

aufgezeigt, lässt sich die neue Situation für den Deutschunterricht an <strong>Wirtschaftsschule</strong>n<br />

folgendermaßen beschreiben:<br />

Nennen wir den einen „Versuchsschüler“ Kerem.<br />

• Alter: 13 Jahre.<br />

• Migrationshintergr<strong>und</strong>: ja.<br />

• Sozialstatus: eher niedrig.<br />

• Familiärer Hintergr<strong>und</strong>: Mutter alleinerziehend, eine ältere Schwester, ein jüngerer Bruder.<br />

• Häuslicher Sprachgebrauch: türkisch.<br />

• Unterstützung durch Familienmitglieder bei Hausaufgaben: nein.<br />

• Schulische Begabung: durchschnittlich.<br />

• Deutschkenntnisse: mangelhaft bis ungenügend.<br />

Unsere „Versuchsschülerin“ Vanessa weist ganz andere Koordinaten auf:<br />

• Alter: 12.<br />

• Migrationshintergr<strong>und</strong>: nein.<br />

• Sozialstatus: gehoben.<br />

• Familiärer Hintergr<strong>und</strong>: intaktes Elternhaus, Einzelkind, Vater berufstätig, Mutter: Hausfrau.<br />

• Häuslicher Sprachgebrauch: deutsch.<br />

• Unterstützung durch Familienmitglieder bei Hausaufgaben: ja.<br />

• Schulische Begabung: durchschnittlich.<br />

• Deutschkenntnisse: gut.

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