Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule als Gelenkstelle unterschiedlicher Bildungswege
2.3 Veränderung der soziokulturellen Strukturen von Wirtschaftsschülern
Das Wissen um fachliche und methodische Kompetenzen sowie um die divergierenden Berufs- und
Bildungsziele der Wirtschaftsschüler sind nur ein Aspekt von Heterogenität an Wirtschaftsschulen.
Vielfalt und Veränderungen innerhalb der soziokulturellen Strukturen stellen eine mindestens ebenso
große Herausforderung für Lehrkräfte und Schulleitungen von Wirtschaftsschulen dar. Im Rahmen
der hier zugrundeliegenden Forschungsarbeit wurde auf Durchschnittswerte der bayerischen
Schuldatenbank zurückgegriffen, allerdings spiegeln diese die Ausprägung von Heterogenität an
einzelnen Schulen nicht wider. So mag beispielsweise ein 20%-Anteil an Lernenden mit Migrationshintergrund
für eine ländliche Wirtschaftsschule extrem groß erscheinen, für eine städtische Schule
hingegen sehr gering. Demzufolge existiert kein „ideales Differenzierungsmodell“, welches an allen
Wirtschaftsschulen gültig ist. Vielmehr ist jede Wirtschaftsschule aufgefordert, eigene Trends zu
erkennen und mit geeigneten Differenzierungs- und Individualisierungsansätzen dementsprechend
zu reagieren.
Nachstehende Tabelle zeigt die Entwicklung der Schülerzahlen der vergangenen sieben Jahre.
Während die Gesamtzahlen schwanken, beziehungsweise leicht rückgängig sind, nimmt der Anteil
ausländischer Schülerinnen und Schüler jährlich zu. Die Zahl unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten
ist von 56 auf 65 gestiegen, sodass auch die Gruppe dieser Schülerinnen und Schüler in sich
heterogener wird. Rund die Hälfte aller ausländischen Jugendlichen an Wirtschaftsschulen besitzen
die türkische Staatsangehörigkeit, gefolgt von 6 % italienischen und 3 % kroatischen Jugendlichen
(StMUK, 2011).
Schuljahr
Schüler
gesamt
Ausländische
Schüler
gesamt
Schüler
gesamt
2-stufig 3-stufig 4-stufig
Ausländische
Schüler
Schüler
gesamt
Ausländische
Schüler
Schüler
gesamt
Ausländische
Schüler
2004/05 25180 1747 6,9 % 7327 1002 13,7 % 3340 264 7,9 % 14513 481 3,3 %
2005/06 25836 1907 7,4 % 7495 1030 13,7 % 3286 299 9,1 % 15055 578 3,8 %
2006/07 26015 2008 7,7 % 7872 1080 13,7 % 3112 264 8,5 % 15076 664 4,4 %
2007/08 26024 2190 8,4 % 7995 1176 14,7 % 2923 257 8,8 % 15106 757 5,0 %
2008/09 25203 2285 9,1 % 7767 1226 15,8 % 2805 254 9,1 % 14631 805 5,5 %
2009/10 24448 2399 9,8 % 7708 1281 16,6 % 2737 283 10,3 % 14103 835 5,9 %
Tab. 2: Entwicklung ausländischer Schüler nach Zeitform; Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung
an: Schülerdaten Wirtschaftsschule, StMUK (Stand: 01.07.2011) und LfStad, 2005-2010, S. 79-81.
Besonders auffällig ist die Verteilung auf die verschiedenen Zeitformen: Je höher die Jahrgangsstufe
des Einstiegs, desto größer der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit ausländischer Staatsangehörigkeit.
Befragte Wirtschaftsschulleiter beschreiben das „selektive Schulsystem“ als Barriere
für Jugendliche, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Obwohl Fähigkeiten, Motivation und
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