Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven ...

Die Wirtschaftsschule – Verdienste und Entwicklungsperspektiven einer bayerischen Schulart
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4. Notwendige Veränderungen in der Förderung von SchülerInnen mit Mi-
grationshintergrund an der Wirtschaftsschule
4.1 Diversity Management als Modell einer zukünftigen Förderung
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Cultural Diversity als Herausforderung der beruflichen Bil-
dung“ (Kimmelmann, 2010) wurde der Frage nachgegangen, welche Veränderungen auf Ebene der
Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung in berufsbildenden Schulen, Betrieben und
Einrichtungen stattfinden müssen, damit sich die skizzierte Problemsituation verbessert. Zur Beantwortung
der Frage sollte ein pädagogisches Diversity Management Modell definiert werden, das
den Bedürfnissen der SchülerInnen mit Migrationshintergrund besser gerecht wird und auch ihre
Potenziale fördert.
Diversity Management ist ursprünglich ein Konzept aus der Betriebswirtschaftslehre, das die
Verschiedenheit der Belegschaft und der Stakeholder des Unternehmens als Potenzial sieht und
deshalb durch verschiedene Maßnahmen ganz gezielt zum Bestandteil des Personalmanagements
bzw. der Organisationsentwicklung macht (Stuber, 2009). Ein auf den Kontext der Wirtschaftsschule
übertragenes pädagogisches Diversity Management Modell für den Umgang mit Interkulturalität in
der Wirtschaftsschule müsste dabei folgende Annahmen berücksichtigen:
Spannungsfeld zwischen Individualität und Kultur
Kulturelle Differenzen der SchülerInnen müssen ernst genommen, aber auch in ihrer Komplexität
mit anderen identitätsbildenden Faktoren gesehen werden. Die Lehrkraft muss dem folgend also
sensibilisiert sein, inwiefern kulturelle Ursachen handlungsleitend sein könnten, darf aber solche
Differenzen nicht voreilig unterstellen. Vielmehr muss sie jedem Lernenden die Möglichkeit und
Chance geben, sich in seiner Persönlichkeit auszuprobieren und auch so wahrgenommen zu werden.
Gemeinsames Erkennen und Fördern von Potenzialen
Potenziale aller Lernenden sowie positive Effektive von kultureller Vielfalt rücken damit stärker in den
Fokus. Dies verlangt einen didaktisch-methodischen Ansatz, der weggeht vom Lückenschließen und
Defizitbeseitigen hin zu den mitgebrachten Kompetenzen. Dabei müssen die einzelnen SchülerInnen
in ihrer Diversität aber nicht nur angenommen, sondern auch im Unterricht eingebunden werden.
Kompetenzentwicklung aller Lernenden für ein emanzipiertes Leben und Arbeiten in kultureller
Diversität
Ein derartiges Modell richtet sich zwangsläufig nicht nur an die SchülerInnen mit Migrationshintergrund,
sondern an die Gesamtheit der Lernenden in ihren Unterschieden. Alle müssen für die
kulturelle Diversität innerhalb der beruflichen Bildung, aber auch in ihrem weiteren (Arbeits-)Leben
sensibilisiert und vorbereitet werden. Hierzu zählt auch, die Normalität der kulturellen Vielfalt und
ihre Chancen, wann immer es möglich und sinnvoll, ist für die Lernenden direkt erlebbar zu machen.